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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Stunden auf der Wache. Manchmal dauert es ja auch, bis die Staatsanwaltschaft Zeit hat, einen Hausdurchsuchungsbefehl auszustellen. Und am Wochenende passiert sowieso nicht
viel. Von der Wache aus können Sie uns dann ja am Montag in Ihre Wohnung begleiten.«
    Er hob die Hände, als ob er sich ergeben wollte. »Okay, okay. Gehen wir.«
    Weller steckte die Handschellen wieder ein.
    Sie gingen nebeneinander her durch die Straßen wie drei Bekannte, die sich zufällig getroffen hatten.
    Meuling lebte in einer Zweieinhalbzimmerwohnung auf knapp fünfundvierzig Quadratmetern.
    »Ich weiß, was Sie jetzt denken«, sagte Meuling, als Ann Kathrin sich umsah.
    »So? Was denke ich denn?«
    »Mehr zahlt das Sozialamt wohl nicht. Aber glauben Sie mir, das ist ein Irrtum. Ich lebe gerne hier. Hier pulsiert das Leben. Wissen Sie, wenn man die Kostenfaktoren überprüft, dann ist die Miete wirklich ein großer Geldfresser. Wenn man arm werden will, mietet man am besten eine große Wohnung, heizt sie mit Radiatoren und versichert sie gegen allen möglichen Blödsinn wie Einbruch oder Lawinengefahr. Wissen Sie, was ich spare, indem ich hier wohne? Spätestens in zwei, drei Jahren hab ich so viel Geld zusammen, dann mach ich hier die Mücke. Malle, sag ich nur. Haus auf den Klippen mit Blick übers Meer. Jeden Abend den Sonnenuntergang.«
    Es war unaufgeräumt, aber keineswegs schmutzig. Besonderen Wert legte Meuling anscheinend auf seine Klamotten. Alles hing ordentlich gebügelt im Schrank. Hemden lagen Kante auf Kante gefaltet aufeinandergeschichtet auf einem Koffer nah beim Fenster.
    »Sie wollen verreisen?«
    »Jeder, der hier wohnt, will das. Kennen Sie einen, der in Duisburg leben und sterben will?«
    Auf einem Stuhl, der überhaupt nicht in diese Wohnung passte, sondern aussah wie eine gestohlene Theaterrequisite, lag ein
Stapel Zeitschriften. Hefte vom ADAC , Illustrierte und mehrere Ausgaben vom Playboy. Weller blätterte darin.
    Ann Kathrin sah ihn missbilligend an. Weller zuckte zusammen. Der Stapel fiel vom Stuhl. Als Weller die Illustrierten aufsammelte, lachte ihn auch ein Titelbild vom Ostfrieslandmagazin an. Das legte er jetzt zuoberst auf den Stapel. Dann lächelte er Ann Kathrin an. Sie sollte lieber glauben, er hätte im OMA geblättert als im Playboy. Er fragte sich, ob sie eifersüchtig darauf war, wenn er sich Bilder nackter Frauen ansah.
    Ann Kathrin richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Meuling. »Darf ich mir mal Ihren Computer anschauen?«
    Meuling wurde sofort nervös. Neben dem Computer stand ein Farbdrucker von H P. Davor lagen ein paar zerknüllte Zettel. Weller sah sie sich an.
    »Was wollen Sie denn mit meinem Computer?«
    »Ich könnte ihn mitnehmen. Aber ich will eigentlich nur mal reinschauen.«
    »Und jetzt fehlt Ihnen das Passwort, was?«
    Ann Kathrin sah ihn auffordernd an. Breit lächelnd sagte er: »Ficken.«
    »Ja, darauf muss man erst mal kommen«, sagte Ann Kathrin und tippte die Buchstaben ein. Sie brauchte gar nicht lange. Sie gab den Suchbegriff
Sidorov
ein, und in einem Word-Dokument wurde sie fündig. Sie öffnete die Datei und ließ sie auch gleich ausdrucken.
    »Hey, was machen Sie da?«
    »Der Brief, mit dem Sie Mareike Henning in Panik versetzt haben und sie dazu gebracht haben, an Sie zu zahlen, den haben Sie nicht nur ihr geschrieben. Es ist ein Serienbrief. Damit haben Sie Ihre Finanzen ganz schön optimiert, was? Wie viele Menschen haben Sie und Ihre Kumpels damit schon reingelegt?«
    Der Drucker hörte gar nicht mehr auf. Er spuckte Serienbrief
um Serienbrief aus. Jeder Brief war gleich, sie unterschieden sich nur in Anrede und Adresse.
    »Ich bin nur meine eigene Inkassostelle. Ich … ich … «, stammelte Meuling.
    »Ich weiß«, sagte Weller. »Das spart bestimmt auch eine Menge Geld.«
    Er zog seine Handschellen wieder hervor.
    Blitzschnell stieß Meuling Weller zur Seite und verpasste Ann Kathrin einen Faustschlag in die Magengrube. Sie klappte zusammen.
    Meuling rannte die Treppe runter. Weller hinterher.
    Weller spürte eine irre Wut, weil dieser Typ Ann Kathrin vor seinen Augen geschlagen hatte.
    Meuling war bereits auf den letzten Treppenstufen, als Weller sprang. Während er durch die Luft flog, dachte Weller noch: Im Kino sieht so was unheimlich gut aus, und ärgerte sich, dass Ann Kathrin ihn nicht sehen konnte.
    Er krachte in den Rücken von Meuling, und gemeinsam fielen sie auf den Steinboden im Treppenhaus.
    »Im Namen des Gesetzes«, sagte Weller. »Sie sind

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