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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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verpasst?
    Als hätte Weller ihre Gedanken erraten, nahm er eine Tasse vom Tablett und brachte sie ihr. Dankbar nickte sie ihm zu und nahm einen Schluck.
    »Über die Stahlstangen haben wir inzwischen auch etwas herausgefunden. Äußerst stabiles Zeug. Wird manchmal beim Gerüstbau verwendet. Bei Bühnenarbeiten. Findet aber auch in Sportgeräten Verwendung, wie sie in so Muckibuden gebraucht werden. Das Zeug wird in Duisburg als Meterware hergestellt, kannst du aber überall kaufen. Angeblich wird es auch für Zeltstangen bei Bundeswehrlazaretten benutzt und so, weil das Zeug leicht ist und extrem tragfähig. Angespitzt hat der Friseur die Rohre selbst. Muss eine Heidenarbeit gewesen sein. Jedenfalls kann man die Dinger nicht spitz kaufen.«
    »Gibt es eine Liste der Kunden?«, fragte Ann Kathrin. »Können wir nachvollziehen, wer in letzter Zeit solche Rohre … «
    Rupert unterbrach sie. »Unmögliches erledige ich ja bekanntlich sofort, aber Wunder brauchen etwas länger, Frau Kollegin.« Rupert hustete. Er hörte sich müde an. »Dann hat noch ein Typ vom ZDF hier angerufen. Gunnar … « Rupert kramte nach dem Zettel.
    »Peschke«, ergänzte Ann Kathrin. »Was wollte der?«
    »Er wollte dich sprechen. Mir wollte er gar nichts sagen. Ich habe ihm deine Handynummer gegeben. Ich hoffe, das war ok.«
    »Ja, das war es«, sagte Ann Kathrin und nahm mit spitzen Lippen einen Schluck Kaffee. Sie lächelte Weller an. Er deutete einen Kuss auf seinen Zeigefinger an und drückte dann den Zeigefinger sanft gegen ihre Nasenspitze.
    Sofort nachdem Ann Kathrin das Gespräch mit Rupert beendet hatte, machte sie sich über die Spiegeleier mit Krabben her. Sie wunderte sich, dass sie im Halbschlaf nur den Kaffeeduft herausgefiltert, nicht aber den der Spiegeleier wahrgenommen hatte. Jetzt war der Geschmack sehr intensiv. Sie schlang das Frühstück hinunter und fürchtete, dabei schrecklich gierig und primitiv auszusehen. Weller betrachtete sie, wie er als kleines Kind die Seehundfütterung beobachtet hatte, und schmunzelte.
    Zwei Krabben fielen ihr von der Gabel aufs Bettlaken. Sie bemerkte es nicht einmal. Weller beugte sich vor und suchte mit den Fingern nach den Krabben. Als er sie erwischt hatte, aß er sie auf.
    Noch bevor sie das letzte Stück Toast mit Ei mit einem Schluck Saft hinuntergespült hatte, klingelte ihr Handy. Ann Kathrin meldete sich mit vollem Mund.
    Sie erkannte Gunnar Peschkes Stimme sofort. Er sagte es ruhig und sachlich, aber sie spürte seine Aufregung. Er wusste jetzt, woher er die Tote kannte. Besser gesagt, ihre Körperhaltung.
    »Es ist ein Bild aus dem Ostfrieslandmagazin. Irgendeine ostfriesische Jazztanzgruppe führt ein Stück auf. Eine Frau hüpft in die Luft, ihre Haare fliegen dabei wunderschön. Es sieht auf dem Foto aus wie ein Heiligenschein.«
    Ann Kathrin war baff. »Er hat es aus dem OMA ?«
    »Offensichtlich. Ich habe das Ostfrieslandmagazin abonniert. Für einen echten Ostfrieslandfan gehört sich das so. Es bringt mir ein Stück Nordsee und damit Urlaub nach Mainz.«
    »In welcher Ausgabe ist das Foto?«
    »In der vom letzten November.«
    Augenblicklich machte sich Gunnar Peschke für Ann Kathrin damit zum Verdächtigen. Warum sollte ein Tourist, der im April Ostfriesland besucht, eine sechs Monate alte Ausgabe vom Ostfrieslandmagazin mitbringen? Sie kannte das Phänomen aus Lehrbüchern. Manchmal suchten Täter die Nähe zu den ermittelnden Behörden. Boten sich als Zeugen an. Hatten hilfreiche Ideen. Sie brachten die Polizei auf eine falsche Spur, lenkten von sich selbst ab und genossen es, so immer über den Ermittlungsstand Bescheid zu wissen. War Gunnar Peschke so einer?
    Weller hatte während des Gesprächs sein Ohr nah an Ann Kathrins Handy gebracht. Ihre Haare berührten sich. Er konnte riechen, dass sie ihre Hautcreme mit Nachtkerzensonnenöl benutzt hatte.
    Und Weller zog aus Ann Kathrins Worten eine ganz andere Schlussfolgerung, denn er hatte in Dieter Meulings Wohnung das OMA liegen sehen. Vielleicht nicht die Novemberausgabe, aber auf jeden Fall ein Ostfrieslandmagazin.
    »Er hat es also nicht von einem Splatterfilm, sondern die Vorlage kommt aus dem OMA «, flüsterte Weller triumphierend.
    Ann Kathrin fragte Gunnar Peschke: »Haben Sie Ihre gesamte OMA -Sammlung mit nach Ostfriesland genommen? Oder wie kommen Sie gerade jetzt an die Novemberausgabe?«
    Er schien nicht mal zu bemerken, dass er sich gerade verdächtig gemacht hatte. Oder hatte er sich die Antwort schon

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