Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
Fingerabdrücke. DNA -Spuren. Zeugen. Kommen Sie mir bloß nicht mit Vermutungen. Das ist doch alles nur Spekulatius.«
    »Er hat sie bedroht«, sagte Ann Kathrin. »Sie hat ihn angezeigt. Es lagen alle Fakten offen auf dem Tisch. Und nun ist sie tot. Wenn wir ihn jetzt nicht verhaften, werden wir dastehen wie die letzten Idioten.«
    Scherer schabte sich mit der Hand über den nicht ganz glatt rasierten Halsansatz. »Sie irren sich, Frau Klaasen. Finden Sie den richtigen Täter. Dann sind wir alle entlastet.«
    »Wir versuchen, an Urlaubsfotos von Touristen zu kommen. Wenn Meuling auf einem der Fotos ist, wären Sie dann bereit, ihn in den Kreis der Verdächtigen aufzunehmen?«
    Scherer lachte. »Das nennen Sie harte Beweise, ja? Kann es sein, dass Sie Urlaub brauchen, Frau Hauptkommissarin? Vielleicht setzt Ihnen Ihr stressiges Privatleben so sehr zu, dass Sie den Blick für die kriminalistischen Realitäten verlieren. Wir brauchen Fakten, Fakten, Fakten!«
    »Höre ich da so etwas wie Kritik an unserer Beziehung heraus?«, fauchte Weller angriffslustig.
    »Es interessiert mich nicht, wer mit wem schläft«, konterte Scherer. »Solange Sie Ihre Arbeit ordentlich machen. Bringen Sie mir den Mörder, damit ich ihn anklagen kann.«
     
    Meuling saß im Citycafé. Eigentlich mochte er keinen Espresso, aber er fand es männlich, einen Espresso, Grappa und ein Glas Wasser zu trinken. Er war gut gelaunt und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte einen Song von Eros Ramazotti und Tina Turner mit. Der kreischende Ton der Espressomaschine störte ihn, weil er Tina Turners Gesang übertönte.
    Mit der Duisburger Kripo kam er bisher blendend klar. Sie waren auf seinen Bluff mit der Drogenmafia hereingefallen. Seit fast einem halben Jahr fütterte er sie mit Halbwahrheiten. Sie waren viel zu gierig darauf, den größten Drogenfahndungserfolg in der Geschichte zu landen, als dass sie seine »sensiblen Fakten« genau überprüft hätten. Schon zweimal war die Übergabe angeblich verschoben worden. Diesmal musste er sich etwas Neues einfallen lassen. Sie ließen ihn nur an der langen Leine laufen, so lange sie die Hoffnung hatten, über ihn einen größeren Fisch zu fangen. Heute bot sich ihm eine Chance.
    Manchmal, so dachte er, kommt das Glück ganz unverhofft. Wie lange hatte er sich abgerackert, über Kleinanzeigen … In der ganzen Stadt hatte er seine Visitenkarten verstreut. Jeder kleine Hugo versuchte, das bisschen Schwarzgeld, das er auf die Seite gebracht hatte, über ihn zu investieren. Aber jetzt hatte er einen großen Fisch an der Angel.
    Der Anruf erreichte ihn, kurz nachdem er aus dem Polizeipräsidium entlassen worden war. Die Worte klangen ihm immer noch im Ohr
: »Ich habe gehört, Sie könnten mir helfen, Schwarzgeld unterzubringen. Zweihundertfünfzigtausend. Ich muss sie irgendwo parken. Sagen wir, für zwei, drei Monate.
Und dann brauche ich jemanden, der mir hilft, aus schwarzem Geld weißes zu machen.«
    Schnell hatte er dem Unbekannten versichert, er sei genau der richtige Mann für dieses Problem und könne sein Geld nicht nur sicher aufbewahren, sondern garantiere ihm auch noch zehn Prozent Zinsen. Pro Monat, versteht sich.
    Meulings Plan war einfach. Er würde das Geld nehmen und damit aus Duisburg verschwinden. In die Karibik vielleicht oder irgendwo anders hin – jedenfalls an einen Platz in der Sonne. Zweihundertfünfzigtausend reichten eine ganze Weile, um irgendwo ein neues Leben zu beginnen. Vielleicht würde er einen Club eröffnen mit rassigen Brasilianerinnen. Ein Bordell in Rio, ein Nachtclub in Manaus oder ein Stripteaseclub in São Paolo. Auf jeden Fall musste er hier weg, bevor die Duisburger Bullen merkten, dass er sie hereingelegt hatte. Außerdem bekamen seine alten Kumpels noch Geld von ihm, und spätestens im Hochsommer verlangten einige Leute ihr Geld zurück, das sie ihm anvertraut hatten. Aber bis dahin wäre er mit den zweihundertfünfzigtausend längst über alle Berge.
    Das Treffen sollte im Botanischen Garten stattfinden. Meuling sah auf die Uhr. Er hatte noch eine gute halbe Stunde. Eigentlich wollte er gehen, doch dann kamen zwei Fünfzehnjährige herein und setzten sich an den Tisch gegenüber. Sie lachten und giggelten. Sie hatten lange Beine und trugen bauchfreie Tops. Sie waren beide im Nabel gepierct.
    Die Rothaarige hatte einen Faltenrock an, wie sie jetzt wieder modern geworden waren. Als sie bemerkte, wie Meuling sie anstarrte, legte sie die Beine stolz

Weitere Kostenlose Bücher