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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Konkursvergehen, Verführung Minderjähriger – ich weiß, wie richtige Mörder aussehen!« Er schlug sich auf die Brust wie Tarzan. »Ich habe ein Dutzend von denen einkassiert! Meuling ist keiner.«
    »Ach, entscheiden Sie das jetzt per Augenschein?«, fragte Ann Kathrin. »Wie muss man denn aussehen, um von Ihnen als Mörder ernst genommen zu werden?«
    Weller suchte immer wieder einen Weg, sich ins Gespräch zu bringen und Ann Kathrin zu unterstützen. Aber etwas an der cholerischen Art des Drogenfahnders machte ihn fast stumm. Es erinnerte ihn an seinen Vater. Wenn der zu brüllen begonnen hatte, hatte der kleine Frank meist keinen Ton mehr herausbekommen, sondern einen wachsenden Kloß im Hals gespürt.
    Der Duisburger Kollege ereiferte sich immer mehr und ließ sich sogar zu dem Satz hinreißen: »Wenn ich euch so angucke, weiß ich, woher die Ostfriesenwitze kommen. Ihr seid wirklich so, was?«
    Ann Kathrin forderte ihn zweimal auf, sich zu mäßigen. Dann hatte sie mit Weller das Polizeipräsidium verlassen. Jetzt, auf der Rückfahrt nach Ostfriesland überdachte sie jeden einzelnen Satz und fragte sich, was sie hätte erwidern sollen und warum sie es nicht getan hatte. Sie fand, dass sie beide eine äußerst schlechte Vorstellung abgeliefert hatten. Das wurmte sie.
    Ann Kathrin kaute auf der Unterlippe herum.
    Um die Jugendlichen aufzuschrecken, rief Weller: »Die Fahrausweise bitte!«
    Sie fuhren sofort von ihren Sitzen hoch. Einer schlug sich gleich den Kopf an der Hutablage, und Weller grinste: »Die kleinen Sünden bestraft der liebe Gott sofort.«
    Er hatte am Duisburger Hauptbahnhof ein Fischbrötchen gegessen, das ihm jetzt schwer im Magen lag. Er befürchtete, Durchfall zu bekommen. Er konnte ja kaum an einem Fischbrötchenstand vorbeigehen. Ohne Matjes konnte er nicht leben.
Aber in Duisburg hätte er besser darauf verzichten sollen. Der Matjes sah zwar frisch aus, war ihm mit Salatblatt und Zwiebeln angeboten worden, aber in einem knusprigen Brötchen. Für Ostfriesen eine Kulturschande. Fischbrötchen hatten weich zu sein, ja pappig. Weller schüttelte sich noch jetzt bei dem Gedanken.
    Langsam leerte sich der Zug, und in der letzten halben Stunde saßen Ann Kathrin und Weller ganz allein oben im Erste-Klasse-Abteil. Dann kam auch der Schaffner.
    »Wissen Sie zufällig, wer diese Abteile gebaut hat?«, fragte Weller.
    Der Schaffner schüttelte den Kopf. »Nein. Woher?« »Schade«, sagte Weller, »den würde ich gerne mal zum Verhör laden. Ich finde, der hat eine Menge Dreck am Stecken. Das Ganze grenzt doch an Körperverletzung, finden Sie nicht?«
    Als sie den Zug verließen, brach Ann Kathrin ihr Schweigen. Der Wind hier in Norden tat ihr gut. Es war, als würde er ihr Gesicht streicheln und ihr dabei durch die Haare wühlen.
    »Ich glaube, er ist unser Mann«, sagte sie. »Er und seine zwei Kumpels. Kräftig genug sind sie und Zeit genug hatten sie auch. Sie geben sich gegenseitig ein Alibi. Sie hätten locker mit dem Wagen hier hochfahren können, und, nachdem sie die Leiche platziert hatten, wieder zurück. Ihr Alibi ist ein Witz. Sie leben alle davon, Menschen einzureden, sie hätten etwas kaputtgemacht, um sie dann abzukassieren. Sie haben sich sehr komfortabel eingerichtet in Duisburg. Unsere Kollegen lassen sie gewähren, solange sie nichts Schlimmes anstellen. Keiner ahnt, wie groß der Schaden tatsächlich ist … Dann kommt plötzlich Mareike Henning und lässt sich das nicht mehr gefallen. Sie erstattet Anzeige und will das ganze Ding mit Hilfe eines Anwalts durchziehen. Wenn die Methode von den dreien bekannt wird, sind sie erledigt.«
    »Aber sie hätten sie einfach überfahren können, erwürgen, erschießen. Irgendwas. Warum auf so eine Art?«
    »Zum Beispiel, um uns auf eine falsche Fährte zu locken«, sagte Ann Kathrin. »Auf einen irren Mörder. Wer weiß, wie groß ihr Geschäft noch ist. Schutzgelderpressung? Und im Drogenhandel hat Meuling ja auch offensichtlich irgendwie die Finger drin, sonst könnte er den Kollegen keine Tipps und Hinweise geben. Er musste sie aus dem Weg räumen, um das alles nicht zu gefährden.«
    »Und dann präsentiert er uns einen aufwendig inszenierten Lustmord oder ein Ritualding?«, fragte Weller.
    »Ja. Es durfte kein Verdacht auf ihn fallen, denn wenn die Kripo erst mal genau bei ihm nachschaut, dann … Na ja, du hast ja gesehen. Mit einem Blick in den Computer stand er ganz schön dumm da.«
    Wellers Magen meldete sich. Er war von dem

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