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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Kathrin hatte das Gefühl, mit ein paar entscheidenden Fragen könnte sie Tim Gerlach überführen. Er war kurz davor gewesen, einzuknicken, als diese verdammte Meldung im Radio …
    Sie war so wütend auf sich selbst. Sie stand jetzt auf dem Deich. Es war ein irres Schauspiel: ein Gewitter über der Nordsee. Sie wurde klatschnass. Gleichzeitig aber riss da hinten der Himmel auf und die Sonne schien. Hier gab es solche Naturschauspiele oft. Der starke Wind trieb die Gewitterwolken wie eine Schafherde vor sich her und machte den Sonnenstrahlen Platz.
    Über dem Meer erschien jetzt ein Regenbogen. Ann Kathrin begann bitterlich zu weinen. Sie kam sich vor, als hätte sie wirklich alles in ihrem Leben falsch gemacht.
     
    »So eine kalte Ziege!«, zischte Rupert, als er die Tür von Haftrichter Dr.Sigurd Jaspers hinter sich schloss. Er sah der Anwältin hinterher. Er hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als es laut auszusprechen, aber in solchen Fällen dachte er manchmal, hoffentlich widerfährt dir mal etwas richtig Böses. Vielleicht lernten die nur so?
    Mit ihren juristischen Tricks paukten sie die schlimmsten Typen heraus und ließen die Polizeibeamten dabei übler aussehen als die schweren Jungs. Er hatte das nicht zum ersten Mal im Leben erlebt, aber selten war er so sehr mit Pauken und Trompeten untergegangen wie gerade eben. Und dann dieses unverschämte Grinsen von Kohlhammer!
    Weller wurmte ein ganz anderer Gedanke. Vielleicht war Ann ja einfach nur durchgedreht. Wenn der Mörder aber wirklich hinter ihr her war, musste er sie dann jetzt nicht darüber informieren, dass Georg Kohlhammer wieder ein freier Mann war?
    »Wir sollten uns an ihn dranhängen«, sagte Weller. »Vielleicht erwischen wir ihn beim nächsten Mal in flagranti.«
    »Hm«, sagte Rupert, ohne wirklich zuzuhören. Wie würde Haftrichter Jaspers wohl reagieren, dachte er, wenn sie ihm in ein paar Stunden Tim Gerlach präsentierten? Hatten sie damit überhaupt eine Chance? Sie durften ihn höchstens 48 Stunden ohne richterlichen Beschluss festhalten.
    Vor der Polizeiinspektion wartete ein Reporter vom »Stern« auf Weller. Er bot ihm zwanzigtausend Euro, wenn er ihn bei der Jagd nach dem Ostfriesland-Killer begleiten dürfte. Eine Reportage über die Arbeit der Mordkommission sollte es werden. Ein einzelner Mann im Mittelpunkt: Er. Weller. Der Jäger.
    Der »Stern«-Reporter wollte es Weller schmackhaft machen. Er würde als Held dastehen. Aber so fühlte Weller sich im Moment gar nicht.
    Die Zwanzigtausend hätte er gut gebrauchen können. Er dachte an seinen elf Jahre alten Mondeo, der über den TÜV musste, und das würde nicht billig werden. Nach Abzug der Unterhaltskosten für seine Exfrau und die zwei Kinder blieben ihm von seinem Lohn knapp tausend Euro. Nicht genug, um sich wirklich frei bewegen zu können. Er hatte schon mal daran gedacht, nebenbei zu kellnern oder als Kaufhausdetektiv zu arbeiten, doch dazu war seine Arbeitszeit einfach zu unregelmäßig.
    Er rief Ann Kathrin Klaasen an und sprach ihr auf die Mailbox: »Ich hoffe, es geht dir besser, Ann. Wenn du allein sein willst, versteh ich das natürlich. Sonst komme ich dich auch gerne besuchen. Mail mir, wenn du heute Abend Lust hast. Wir mussten Kohlhammer freilassen. Seine verdammte Anwältin hat uns vorgeführt wie Schuljungs. Tut mir leid. Pass gut auf dich auf.«
     
    Ludwig Bongart begleitete seine Pia in die Geburtsvorbereitungsgruppe. Es waren fünf Paare da. Alle Frauen hochschwanger. Sie hatten bereits angefangen, als noch ein Pärchen hereinkam. Diesmal zwei Frauen. Rita Kassens, die sich entschlossen hatte, das Kind alleine zur Welt zu bringen und nun von ihrer besten Freundin begleitet wurde. Die Freundin, Dorothee Veenema, hatte eine Afrofrisur, große, geschwungene Lippen, schmale Hüften und eine so grazile Gestalt, dass ihr gleich von einigen Schwangeren eifersüchtige Blicke zugeworfen wurden.
    Ludwig registrierte das genau. Fast alle Frauen hier schienen Angst zu haben, dass ihr Mann sich nach einer anderen umguckte.
    Wie musste Pia sich zwischen all den Paaren gefühlt haben, weil er sie nur ganz selten begleitet hatte. Eine schreckliche Vorstellung. Aber ab jetzt würde er dabei sein. Sie hatte es ultimativ von ihm gefordert. Wie die anderen Männer auch saß er hinter seiner Partnerin und legte ihr die Hände in den Rücken, so wie die Trainerin es vormachte.
    »Und jetzt stützen Sie Ihre Partnerin mit den Händen im Rücken ab. Ja, genau so.«
    Ludwig

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