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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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… ich wollte ihn nur stoppen. Ich hatte Angst, dass er sonst entkommt.«
    »Und ob du geschossen hast. Zweimal.«
    »In die Reifen.«
    »Eine Auricher Hauptkommissarin, die in Leer in der Innenstadt herumballert, wird uns eine Menge Sympathien kosten. Glaubst du nicht? Was meinst du, womit die Zeitungen morgen aufmachen werden?«
    Endlich hatte sie wieder ein bisschen Speichel im Mund. Sie schluckte.
    Weller wusste erst gar nicht, wohin er sie bringen sollte. Die Psychiatrie erschien ihm ein angemessener Ort zu sein. Auf jeden Fall besser als eine Zelle in Aurich. War es sinnvoll, sie zu ihrem Mann zu bringen? Er als Psychologe fand bestimmt einen besseren Zugang zu ihr als ein Fremder. Sie brauchte dringend Hilfe. Das war Weller klar. Ann Kathrin war kurz davor, völlig durchzudrehen.
    Sie fingerte an der Beifahrertür herum. Die wollte doch nicht etwa aussteigen? Weller traute ihr das zu. Ein Fluchtversuch während der Fahrt.
    »Hör auf!«, brüllte er. »Lass die Tür los!«
    Ann Kathrin zuckte zusammen, als sei sie geohrfeigt worden.
    Sie packte ihn an der rechten Schulter. »Bitte! Ich muss dir jetzt etwas sagen.« Jetzt endlich schaffte sie es, damit herauszukommen: »Der Mörder kennt mich ganz genau. Er hat mich beobachtet. In meinem Garten. Er hat dabei eine blaue Feder verloren. Er muss mit dem Pfeil auf mich gezielt haben. Ich habe die Feder in meinem Garten gefunden. Sie hing in einem Maulwurfshügel fest. Ich soll das nächste Opfer werden! Bitte, gib mir meine Dienstwaffe zurück.«
    Weller schob sie von sich. Statt auf ihre Sätze einzugehen, brüllte er: »Nimm die Hände von mir! Wehe, du greifst mir ins Steuer! Muss ich dir Handschellen anlegen? Ich tu es, wenn es sein muss! Ich bring uns beide wieder lebend nach Aurich zurück, und wenn ich dich fesseln muss, du verrücktes Luder, du!«
     
    Ann Kathrin saß in ihrem Haus im Distelkamp dreizehn in der Küche, wie sie früher als kleines Mädchen oft in der Küche bei ihrer Mutter gesessen hatte. Beide Füße auf dem Stuhl, das Kinn auf den Knien, die Beine mit den Armen umschlossen.
    Es war, als würde die Wirkung einer Droge nachlassen, die man ihr verabreicht hatte. Jetzt ärgerte sie sich nur noch über sich selbst. Man hatte ihr die Dienstwaffe abgenommen und wenn sie nicht ihren Urlaub genommen hätte, wäre sie suspendiert worden. Sie war diesen Fall los, und sie befürchtete, dass das Ganze nicht mit ein paar Stunden beim Psychologen wieder in Ordnung zu bringen war.
    Der Gedanke, aus dem Dienst entlassen zu werden, erschreckte sie. Wer bin ich, dachte sie, wer bin ich dann noch? Wer ist Ann Kathrin Klaasen? Ohne Mann, ohne Kind, ohne Job, ohne Vater. Hatte sie ohne all das überhaupt eine Identität?
    Eine psychische Überreaktion, weil sie glaubte, vor den Mördern ihres Vaters zu stehen, das konnte jeder verstehen. Das ließ jeder durchgehen. Aber mit der Aussage über die blaue Feder hatte sie sich an den Rand der Unzurechnungsfähigkeit argumentiert, denn Ubbo Heide fragte sich, genauso wie die anderen Kollegen, warum sie erst jetzt damit herauskam. Wenn ihre Aussage der Wahrheit entsprach, so hätte sie die Sache am gleichen Tag melden müssen. Außerdem gab es die blaue Feder nicht. Das einzige Indiz, das sie hätte entlasten können.
    Warum habe ich blöde Kuh das bloß gesagt, fragte sie sich. Sie war doch schließlich lange genug mit einem Psychologen verheiratet gewesen. Sie konnte sich gut vorstellen, wie Hero darauf reagiert hätte. Ein gefundenes Fressen für einen Seelenklempner.
    Vielleicht wäre alles gut gegangen, wenn Dr.Heimann sie nicht gefragt hätte: »Sie haben also das Gefühl, dass der Mörder Sie verfolgt?«
    Das war genau auch Heros Sprache.
Sie haben also das Gefühl …
Darin lag bereits so viel Überheblichkeit. Damit stellte er sich über seine Klienten.
    Am Anfang war sie jedes Mal ins Schwimmen geraten, wenn er diesen Satz gebraucht hatte. Es war ihr dann, als würde sie den Boden unter den Füßen verlieren. So als könne sie unmöglich von ihm ernst genommen werden, weil ihr Gefühl nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmte. Sie hatte eine Weile gebraucht, bis sie verstanden hatte, dass dies angelernte Redefloskeln waren, die er ständig bei seinen Klienten benutzte.
    »O nein, ich habe nicht nur das Gefühl«, sagte sie, »ich weiß es auch.«
    Komisch. Sie hatte nie großen Wert auf ihre Dienstwaffe gelegt. Meist war sie ihr sogar ein wenig lästig. Sie hasste Schulterhalfter. Für eine Frau sah so

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