OstfriesenKiller
machte es natürlich prompt falsch. Schon war die Trainerin bei ihm. »Nein, nicht in die Nieren drücken. Hierhin.« Sie nahm seine Hände und führte sie tiefer.
Pia ließ ihren Kopf in den Nacken fallen. Ihr Gesicht war jetzt nah neben dem von Ludwig. Sie legte ihren Kopf an seiner Schulter ab und flüsterte: »Ich liebe dich.«
Dorothee Veenema, die Frau mit der Afrofrisur, rief lachend durch den Raum: »Was guckt ihr so? Das Kind ist nicht von mir!«
Höflich lachten einige Väter.
Da öffnete sich noch einmal die Tür. Diesmal kamen keine Nachzügler, sondern Sylvia Kleine. Ein bisschen hilflos und verloren stand sie an der Tür. Sie schaute mit flehenden Blicken zu Ludwig.
»O nein! Nicht schon wieder!«, stöhnte Pia.
Mit wenigen Schritten war Sylvia bei Ludwig und Pia. Sie bückte sich zu Pia herunter: »Bitte, ich muss mal ganz dringend den Ludwig sprechen.«
Dabei wackelte Sylvia mit ihrem rechten Bein, als müsse sie dringend zur Toilette und habe Angst davor, sich in die Hose zu machen.
Ludwig zeigte deutlich, wie unangenehm ihm das jetzt war. Trotzdem verließ er seinen Platz, stand auf und sagte zur Trainerin: »Entschuldigung.«
Die Trainerin nickte ihm nur zu.
Pia sah sauer aus und unglücklich.
Noch einmal machte sich Dorothee unbeliebt, indem sie quer durch den Raum zu Pia Herrstein rief: »Auf den würde ich aber aufpassen! Das ist doch bestimmt nicht seine Schwester!«
Rita Kassens nickte bestätigend: »Meiner ist gerade mit so einer durchgebrannt. Sie ist erst siebzehn!«
Ludwig machte Sylvia vor dem Geburtsvorbereitungshaus Vorwürfe: »Du kannst hier doch nicht so einfach reinplatzen! Du willst mich doch nicht in die Pfanne hauen, oder? Du hast mir versprochen, dass niemand etwas erfährt! Was man verspricht, muss man halten, Sylvia. Das weißt du doch!«
Er war viel von Sylvia gewöhnt. Vielleicht würde sie gleich wieder auf die Tränendrüse drücken, ihm schöne Augen machen oder ihn mit Geschenken locken. Aber da lag er falsch. Diesmal schlug sie ihm ins Gesicht.
Völlig konsterniert stand er da.
»Du bist gar kein Geheimagent. Stimmt’s? Du hast mich nur verarscht, so wie alle anderen!«, schrie sie.
Ludwig zog Sylvia zur Seite und sah sie an, wie er sie oft angesehen hatte, mit diesem unwiderstehlichen Blick, der jeder Frau sagte: Du bist etwas Besonderes. Du bist gemeint. Nur du.
»Natürlich bin ich Geheimagent. Und du weißt genau, in welch gefährlicher Mission ich unterwegs bin. Ich bin kurz davor, die Terrorzelle auffliegen zu lassen. Du wirst mir doch jetzt keine Schwierigkeiten machen?«
Ludwig schielte zur Eingangstür. Aus Sylvias Körper wich ein Teil der Spannung. Er spürte es genau, er hatte sie schon fast wieder weich gekocht.
Ludwig bemühte sich, sie körperlich auf Abstand zu halten. Er befürchtete, dass Pia gleich herauskommen könnte. Er wollte auf keinen Fall vor Pias Augen Körperkontakt mit Sylvia haben.
»Mach jetzt hier keine Show, ja? Ich muss wieder zurück zu Pia. Wir können morgen alles klären.«
Sylvia packte ihn und zerrte an seinem Hemd. »Ich hab alles gemacht, aber du … Du lässt dir von dieser blöden Tussi den Kopf verdrehen! Sie ist auch eine von denen! Die hat dir das Kind angedreht, weil sie dich auf ihre Seite ziehen wollte!«
Ludwig hatte Mühe, Sylvia abzuschütteln. »Häh? Was? Spinnst du?«
Wie hätte Ulf Speicher in so einer Situation reagiert, fragte er sich. Sie hatte ihn geschlagen. Das konnte er doch nicht einfach so durchgehen lassen.
Jetzt kratzte sie ihn auch noch: »Die macht dich mit ihrer Liebe ganz besoffen! Die ist ein ganz ausgekochtes Luder! Die will dich auf ihre Seite ziehen!«
Noch einmal versuchte Sylvia, ihn zu ohrfeigen, aber diesmal hielt er sie an den Handgelenken fest: »Hör auf, verdammt nochmal! Lass mich in Ruhe!«
»Ich lieb dich doch, du Idiot!«, kreischte sie. »Ich lieb dich doch! Und ich kann es dir auch viel besser machen als die! Der Tim sagt, ich blas unheimlich gut! Und dir hat es doch auch immer gefallen. Sag bloß nicht, dass sie besser ist als ich!«
Ludwig warf wieder einen Blick zur Tür. Er hoffte, dass Pia die Auseinandersetzung nicht mitkriegte. Ein Fenster war auf.
Jetzt erschlaffte Sylvias Körper. Die Energie schien sie völlig zu verlassen. Ihre Arme hingen herunter. Ihr Kopf baumelte vor ihrer Brust, als hätte ihr jemand das Genick gebrochen.
Ludwig ließ sie los und ging ein paar Schritte weiter vom Gebäude weg. So, wie Sylvia da stand, tat sie ihm
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