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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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iPhone. Da wurde ihm glühend heiß klar, dass er es auf der Theke hatte liegen lassen.
    Ohne sich die Hände abzutrocknen, schoss er aus der Toilette heraus in die Lounge zurück. Rupert spielte an seinem Touchscreen herum. Mit einem Blick erkannte Renken, was Rupert da machte.
    »Sie blättern in meinem Telefonbuch?«
    Rupert nickte und tippte mit dem Zeigefinger auf das iPhone. »Ich will mir auch so ein Gerät kaufen. Ist das gut? Bis jetzt habe ich ja noch so ein stinknormales Handy.« Rupert zog sein Nokia und zeigte es vor. »Damit wirkt man ja wie einer aus der Steinzeit. Ich habe schon Angst, mit meinen Fingern so ein Ding gar nicht bedienen zu können. Wie machen Sie das eigentlich? Für einen Architekten haben Sie ja ziemlich dicke Wurstfinger. Tippt man da nicht dauernd irgendwelchen Mist ein?«
    Renken steckte sein iPhone mit einer raschen Handbewegung ein. Er wirkte dabei ungewollt wie ein Zauberkünstler, dem auf der Bühne der Trick misslungen ist und der jetzt schnell eine Requisite verschwinden lassen will.
    Rupert lächelte überheblich. Er hatte längst, was er brauchte. Die zu dem Kürzel SM gehörende Telefonnummer.
    »Sie gehen zu einer Domina? Wie ist die denn so? Empfehlenswert? Was sagt Ihre Frau dazu? Die findet das bestimmt toll, oder nicht?«
    Renken reagierte nicht verunsichert, wie Rupert erwartet hatte. Er wich auch nicht zurück, sondern sah ihn eiskalt an. Rupert lief ein Schauer den Rücken runter.
    Mit gepresster Stimme sagte Renken: »Noch ein bisschen lauter. Es hat nicht jeder gehört, Herr Kommissar. Ihnen ist schon klar, dass Sie gerade das Ende Ihrer Karriere eingeläutet haben, oder?«
    Wie um etwas zwischen sich und Renken bringen zu müssen, griff sich Rupert den Teller Tiramisu, hielt ihn sich vor die Brust und baggerte mehrere Löffel davon in seinen Mund.
    »Karriere?«, sagte Rupert und tat amüsiert. »Von Karriere würde ich in dem Fall nicht sprechen. Wollen Sie mal meinen Gehaltszettel sehen? Die meisten Ganoven verdienen mehr als wir Verbrechensbekämpfer. Wissen Sie, das macht es uns nicht gerade leicht, jemanden dazu zu bewegen, die Seiten zu wechseln.«
    »Wenn Sie einen Haftbefehl haben, dann zeigen Sie mir den jetzt, und ich gehe mit. Wenn nicht, lassen Sie mich in Ruhe. Fragen beantworte ich nur über meinen Rechtsanwalt. Ist das klar? Übrigens, lassen Sie es sich schmecken. Das Tiramisu ist hier hervorragend.«
    Renken drehte Rupert den Rücken zu. Rupert klatschte mit seiner flachen Hand auf Renkens Hintern.
    Renken sprang nach vorn, fegte dabei seine Espressotasse samt Teller von der Theke und bückte sich rasch, um alles aufzuheben. Dabei funkelte er Rupert wütend an.
    »Tut’s noch weh?«, fragte Rupert. »Hat wohl ein strenges Händchen, Ihre Domina, was?«
    Renken legte die Scherben auf die Theke, baute sich dann groß auf und richtete seinen Zeigefinger wie eine Waffe auf Rupert. Er sagte nichts. Er visierte ihn nur über diesen Finger an. Und Rupert wusste, dass er ab jetzt einen Todfeind hatte.

    Beate fuhr an den Wallhecken vorbei. Die Landschaft hier in Rhauderfehn flößte ihr eine gewisse Ehrfurcht ein. Die Weiden bis zum Horizont und die Flussniederungen machten ihr klar, dass der Mensch nur zu Gast auf der Erde ist.
    Entlang des Kanals war die Straße gerade wie mit dem Lineal gezogen. Auf eine augenfällige Weise stimmte alles und war doch künstlich. Die Siedlerhäuser schienen sich geradezu an der Straße festzuklammern, so als würde im Hinterland der Tod lauern und jede Entfernung vom offiziellen Weg mit der Sense bestrafen.
    Sie sah vor sich den Kirchturm der evangelisch-lutherischen Gemeinde, und er kam ihr vor wie eine zu klein geratene Trutzburg gegen das Böse.
    Sie wollte nicht zu nah heranfahren. Sie musste den Wagen irgendwo abstellen. Schließlich wollte sie die beiden überraschen und nicht von ihnen überrascht werden. Sie war von Oldenburg bis hierher fast eine Stunde gefahren. Sie parkte in der Schwarzmoorstraße und ging den Rest zu Fuß.
    Versteckt zwischen uraltem Baumbestand lag das alte Gemäuer da, wie von Piraten als Rückzugsort gebaut. Beate schwitzte, und ihre Wut auf Rupert und sein Flittchen stieg mit jedem Schritt. Ein Fischreiher sah ihr nach.
    Es führte keine asphaltierte Straße zum Haus. Es war eher ein wenig befahrener Feldweg. In den Hecken brummten Insekten. Die Natur hier kam Beate übermächtig vor. Irgendetwas machte ihr Angst, je näher sie diesem Ort kam. Oder war es nur die Aufregung vor der

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