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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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von Ollenhauer machte Weller klein. Es war dieses ganze Haus, das Drumherum. Diese abgefahrene Einrichtung. Einerseits zeigte es Weller, dass er in einer ganz anderen Liga spielte und das hier nie erreichen würde, andererseits machte diese zur Schau gestellte Kraftmeierei ihn aggressiv.
    »Sie haben all diese Tiere selbst ausgestopft?«, fragte Ann Kathrin, und gleich war wieder dieser überlegene Ausdruck in Ollenhauers Gesicht, so, als seien außer ihm und ein paar Auserwählten alle anderen vor sich hin dilettierende Kretins.
    »Ja, der Volksmund nennt das wohl so …«
    Hoffentlich verstrickt er sich in irgendwelche Widersprüche, und wir können diesen Laden hier so richtig auseinandernehmen. Es wäre mir eine Genugtuung, dachte Weller und betrachtete das Glasauge des Nashorns.
    »Sind Ihnen solche Versuche außer mit Tieren auch mit Menschen bekannt?«
    Ollenhauer holte zu einer großen Geste aus.
    Weller freute sich. Ganz klar, dieser Großwildjäger ging Ann Kathrin auf den Leim. Sie stellte ihm Fragen, deren Antworten sie längst kannte. Sie wollte ihn nur zum Reden bringen. Sie spielte das unwissende Frauchen und ließ sich von ihm die Welt erklären. Sie packte ihn bei seinem zweifellos ausgeprägten Narzissmus. So hatte sie schon viele selbstverliebte Typen reingelegt.
    Weller begann, den Aufenthalt zu genießen.
    Sie nahmen in einer Sitzgruppe Platz, die interessant aussah, aber schrecklich unbequem war. Vielleicht blieb Ollenhauer deshalb stehen.
    Weller stützte seine Ellbogen auf den Knien ab.
    »Die Menschheitsgeschichte ist voll von solchen Versuchen, die Ewigkeit zu erlangen. Die ägyptischen Mumien … Welche Paläste haben sich die Pharaonen für ihre Unsterblichkeit gebaut …«
    »Bauen lassen«, korrigierte Weller.
    Ann Kathrin warf ihm einen missbilligenden Blick zu. Er verstand, er sollte ihn reden lassen und gefälligst nicht unterbrechen.
    »Die neumodischen – sehr publikumswirksamen – Körperwelten-Ausstellungen eines Gunther von Hagens dürften Ihnen bekannt sein.« Er machte eine verächtliche Miene. »Für meinen Geschmack zu viel Jahrmarkt, Show und Effekthascherei.«
    Weller wollte den Mund halten, schaffte es aber nicht. Er zeigte auf die Jagdtrophäen an der Wand. »Während das hier natürlich streng wissenschaftlich ist …«
    In Ann Kathrins Richtung machte er eine beschwichtigende Geste, er sei ja schon ruhig.
    »Ich möchte gerne, dass Sie sich diese Bilder ansehen.«
    Ann Kathrin zauberte drei DIN-A5 große Aufnahmen der Kinderleiche hervor. Die Art, wie sie das Material präsentierte, ließ Alexander Ollenhauer die Augenbrauen hochziehen. Dann fischte er eine stylische Lesebrille aus der Brusttasche seines ärmellosen Hemds. Weller hätte fast bei Engbers in Norden im Neuen Weg das Gleiche gekauft. Aber es war ihm zu teuer gewesen. Jetzt dachte er: zum Glück.Er schaute auf die Fingernägel seiner rechten Hand und steckte dann die Hand in die Tasche, als hätte er etwas zu verbergen.
    Ollenhauer zeigte sich nicht erstaunt oder verunsichert, sondern tat, als würden ihm täglich solche Bilder unter die Nase gehalten.
    »Das ist eine stümperhafte, ja, wenn ich so sagen darf, laienhafte Arbeit. So etwas sollte es beim heutigen Stand der Wissenschaft und Technik eigentlich gar nicht mehr geben. Heute plastiniert man Körper. Man stopft sie nicht aus wie ein Sofakissen. Die Haut reißt ein, das alles hält nicht lange, und ich gehe wohl recht in der Annahme, es riecht auch übel …«
    Weller ballte die rechte Faust und boxte in die offene linke Handfläche.
    Was bist du nur für ein Arschloch, dachte er, du interessierst dich überhaupt nicht für das Kind, sondern nur für die Konservierungsform.
    Weller spürte enorme Lust, den Mann kreuz und quer durch den Raum zu prügeln, aber er tat nichts dergleichen.
    »Sehen Sie diese Nähte, das ist ja grauenhaft. So etwas sollte verboten werden …«, sagte Ollenhauer kopfschüttelnd.
    »Ist es«, knurrte Weller. »Glauben Sie mir. Es ist verboten, und zwar so was von …«
    Ollenhauer machte ein paar Schritte zum großen Fenster und sah demonstrativ in den Garten. Er atmete tief, als käme Frischluft allein durch den Blick zustande.
    »Keiner meiner miesesten Schüler wäre zu so einer handwerklichen Pfuscherei fähig«, behauptete Ollenhauer nicht ohne Stolz.
    »Ihrer Schüler …?«
    Er wippte auf seinen Turnschuhen.
    »Sie haben doch bestimmt Ihre Hausaufgaben gemacht und sich vor Ihrem Besuch informiert, Frau

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