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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Könige waren Großwildjäger und der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt. Von Hemingway will ich erst gar nicht anfangen. Sie machen sich falsche Vorstellungen, Frau Kommissarin. Das Ganze trägt zum Artenschutz bei. Wo die großen Safaris stattfinden, da muss die Landschaft möglichst natürlich sein und wird vor Eingriffen bewahrt. Vor Ort werden nicht die Tiere gejagt, sondern Wilddiebe. Die Tiere werden nicht einfach als Ernteschädlinge betrachtet, sondern sie haben einen enormen Wert. Es gibt Game-Farm-Betreiber, die schützen die Tiere und ihre natürliche Umwelt. Nie würden Jäger wie ich eine Gattung ausrotten. Ganz im Gegenteil. Viele Großwildarten überleben nur in solchen Jagdgebieten, vergessen Sie das nie. Es fällt leicht, auf Leute wie mich mit dem Finger zu zeigen. So dumm sollten Sie nicht sein.«
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, dann retten Sie also in Afrika bedrohte Tierarten, indem Sie sie jagen, und kümmern sich in Ostfriesland um schwierige Jugendliche …«
    Sie führte den Satz nicht zu Ende.
    Er sah sie kritisch an, als würde er darüber nachdenken, ob sie überhaupt intelligent genug war, um seine Einlassung intellektuell nachzuvollziehen.
    Ann Kathrin zeigte auf das Foto.
    »Wie alt sind die Kids auf dem Bild?«
    Er war sofort bei ihr.
    »Der Kevin war damals fünfzehn. Er ist heute … lassen Sie mich nicht lügen …«
    »Und das Mädchen da?«
    »Ach, die Jule. Die war dreizehn. Ein Waisenkind, wenn Sie so wollen. Schlimme Sache. Beide Eltern Junkies. Sie ist etwas zurückgeblieben. Körperlich wie geistig. Aufsässig. Renitent. Aggressiv gegen sich und andere.«
    »Was ist aus ihr geworden?«
    »Da fragen Sie mich zu viel. Eines Tages war sie weg. Ja. Gucken Sie nicht so. Das passiert bei diesen Kindern. Bindungsunfähig. Irgendwann passt ihnen irgendetwas nicht mehr und dann … sind sie weg und melden sich nie wieder … Wir können nicht alle retten. Aber der Versuch lohnt sich trotzdem.«

    Weller stand im Garten bei der Schaukel und sah sie an, als ob er am liebsten ein bisschen auf ihr gewippt wäre. Trotz der Bartstoppeln hatte er ein Kindergesicht und rauchte schuldbewusst-trotzig eine Filterzigarette.
    Als Ann Kathrin näher kam, drehte er ihr den Rücken zu.
    »Was soll das?«, fragte sie. »Warum benimmst du dich manchmal wie ein …«
    Sie suchte nach Worten.
    »Idiot?«, schlug er vor, ohne sich zu ihr umzudrehen.
    »Nein, eher wie ein pubertierender Junge.«
    Er ging einen Schritt vorwärts, um aus ihrer Energie herauszukommen. Er trat nach einem Blatt, das am Boden lag.
    »Ach ja?«, stieß er patzig aus, »erinnere ich dich jetzt an deinen Sohn?«
    Sie ging nicht darauf ein, sondern fragte: »Was ist los, Frank? Das ist nicht zum ersten Mal passiert. Ist es sein Geld, oder was provoziert dich so?«
    Er wusste nicht, wohin mit der Zigarette. Am liebsten wäre er sie losgeworden, er traute sich aber auch nicht wirklich, daran zu ziehen. Wie oft hatte er ihr hoch und heilig versprochen, mit dem Rauchen aufzuhören.
    »Nein«, schimpfte er und schlug in die Luft, als gelte es, einen unsichtbaren Gegner k.o. zu hauen. »Sein Scheiß-Geld interessiert mich überhaupt nicht.«
    »Und warum führst du dich dann so pubertär auf?«
    Frank Weller lief über die Wiese in Richtung Gartentor. Er befürchtete, Dr. Ollenhauer könne ihnen zuhören. Vielleicht stand er auf dem Balkon, lauschte und genoss seinen Sieg.
    Ann Kathrin folgte ihm, rannte aber keineswegs hinter ihm her. Auf dieses Spiel wollte sie sich nicht einlassen. Garantiert würde er im Auto auf sie warten.
    Vielleicht brauchte er einfach noch ein paar Minuten, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Sie wollte sie ihm gerne geben.
    Er war die Zigarette inzwischen losgeworden, roch aber noch nach Qualm und kaute auf der Unterlippe herum.
    Jetzt kannst du den Heiratsantrag sowieso vergessen, dachte er. Welche Frau will schon ihren Sohn heiraten? Du bist ihr zu kindisch, nicht professionell genug …
    Seine Zweifel wurden immer heftiger. Seine Finger krampften sich ins Lenkrad, und er wusste nicht, wohin mit seinen Gefühlen.
    Ann Kathrin stieg zunächst nicht ein, sondern fragte von der Beifahrertür aus: »Soll ich vielleicht besser fahren?«
    Er empfand auch das als Niederlage und schüttelte nur stumm den Kopf.
    Dann saß sie ein bisschen verkrampft auf dem Beifahrersitz und schnallte sich an.
    »Traust du mir nicht mal mehr zu, dass ich uns von Wilhelmshaven nach Hause bringe?«
    »Frank, was

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