Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
beiden Kinder gehörten zusammen. Man sollte sie nicht trennen.
    Sie würde ein paar Kleidungsstücke mitnehmen und überprüfte den Wäschestapel auf der kleinen Konsole. Die dunkle Wolke verzog sich, und der Mond lachte jetzt durchs offene Fenster ins Zimmer, so als ob er Wohlgefallen an ihrer Tat fände.
    Sie sah dankbar nach draußen und freute sich über den glitzernden Sternenhimmel.
    Die Stimmen nebenan wurden lauter.

    Widerspenstig warf Gundula ihre Haare nach hinten.
    »Nein, nein, nein! Ich kann das nicht glauben! Lucy steckt nicht mit Wolfgang unter einer Decke! Das würde sie mir nie antun!«
    »Du hältst selbst jetzt noch zu ihr? Wie blöd bist du eigentlich? Die erreichen genau das, was sie wollen – einen Keil zwischen uns zu treiben! Am Ende verdächtigst du mich noch!«
    »Die Polizei hat sie sogar vernommen! Das Kind steht doch noch völlig unter Schock!«
    »Die Polizei? Dass ich nicht lache! Die sind doch zu einem hilflosen Trachtenverein verkommen. Wer heutzutage Gerechtigkeit will, der ruft nicht die Polizei und die Gerichte an, der handelt!«
    »Ja, wir sehen ja, was uns das eingebracht hat. Du kannst froh sein, wenn du keine Anzeige kriegst!«
    Thomas Schacht verspürte durchaus den Impuls in sich, mit einer einzigen Handbewegung die Gläser vom Tisch zu fegen. Aber er wusste, dass Gundulas Exmann so etwas häufig im Suff getan hatte, und deswegen beherrschte er sich. Nur deswegen. Er wollte mit ihm nicht in einen Topf geworfen werden.
    »Ich werde sie jetzt wecken, und dann soll sie mir in die Augen sehen und klipp und klar sagen, dass sie nicht weiß, wo die Kleine ist. Wolfgang kann sie gar nicht richtig versorgen. Der ist doch nicht mal in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Hast du doch oft genug gesagt, mit ihm hast du nur ein weiteres Kind gehabt. Du wolltest aber einen Mann!«
    »Bitte lass Lucy jetzt schlafen. Das bringt doch alles nichts.«
    »Ach nein? Guck mal auf die Uhr. Weißt du, wie spät es ist? Seit wie viel Stunden schreit Tina sich jetzt eigentlich irgendwo die Seele aus dem Leib? Glaubst du, sie wird richtig versorgt?«
    »Lass sie schlafen. Der Tag war schrecklich für Lucy.«
    »Ja, er gehört auch nicht zu den besten meines Lebens.«
    Thomas Schacht wollte zur Tür, aber Gundula sprang auf und stellte sich ihm in den Weg. »Du wirst sie nicht anfassen, hörst du?«, forderte sie.
    Er schob sie zur Seite. »Du verwechselst mich, meine Liebe. Ich bin nicht dein Wolfgang. Ich bin nie gewalttätig geworden, weder gegen dich noch gegen deine intrigante Tochter. Es hat mich manchmal zwar in den Fingern gejuckt, aber ich habe nie …«
    »Das wollte ich doch auch gar nicht damit sagen. Ich will doch nur nicht, dass …«
    Er riss die Tür auf.
    »Nicht so laut«, flehte Gundula, »du weckst Ina!«
    Thomas Schacht ärgerte sich sofort über das weit geöffnete Fenster. Lucy schwankte zwischen einer Freiluftidiotin, die am liebsten draußen auf der Terrasse schlief, in anderen Phasen aber wochenlang kein Fenster öffnete und in ihrem Zimmer vermiefte. Er fürchtete, Ina könnte in ihrem Bettchen frieren, und es gab sogar eine Stimme in ihm, die behauptete, genau deswegen habe Lucy das Fenster geöffnet, nur damit ihre kleine Schwester sich erkältete.
    Ich werde ihr keine reinhauen, dachte er. Ich werde es nicht tun. Ich werde mich ganz deutlich von ihrem Vater unterscheiden. Aber ich werde ihr trotzdem eine Grenze setzen. Kinder brauchen Grenzen und Lucy ganz besonders.
    Er tastete nach dem Lichtschalter. Im letzten Moment hielt er aber inne.
    »Lucy?«, sagte er leise. »Lucy, steh auf. Ich muss mit dir reden.«
    Doch in Lucys Bett rührte sich nichts. Auf ihrer Bettdecke lag das aufgeklappte Buch, in dem sie schon auf der Hinfahrt gelesen hatte. »Die paar Kröten!« von Regina Rusch. Da hinein vergrub sie sich, wenn sie ihnen zeigen wollte, dass es etwas Wichtigeres gab als Eltern und Erwachsene mit ihren Vorstellungen vom Leben.
    Er hob den Roman von der Bettdecke, klappte ihn zu und legte ihn auf das Nachttischschränkchen. Jetzt wurde ihm klar, dass niemand im Bett lag.
    Es wurde augenblicklich bedeutungslos für ihn, ob Ina weiterschlief oder nicht. Jetzt schaltete er das Licht an und rief Gundula, aber die stand bereits hinter ihm im Zimmer.
    »Sie ist abgehauen«, sagte sie. »Verdammt, sie ist abgehauen.«
    Für ihn war es wie ein Beweis. »Ja«, grummelte er. »Sie ist zu ihrem Vater und zu ihrer kleinen Schwester. Wollen wir wetten? Sie weiß genau, wo das

Weitere Kostenlose Bücher