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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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knutschte ein Pärchen. Für einen Moment glaubte sie, Benne zu erkennen und wurde von einer Eifersuchtswelle geflutet, die sie fast losbrüllen ließ. Aber dann, als sie näher kam, erkannte sie, dass dort zwei Jungs miteinander herummachten, aber Benne war keiner von ihnen.
    Im Diekster Köken fand eine Musikveranstaltung statt. Ostfriesische Folkmusik erklang über dem Deich. Hier waren abends um diese Zeit erstaunlich viele Menschen unterwegs. Fast fühlte Lucy sich davon gestört. Sie hatte sich das alles einsamer, ja romantischer vorgestellt.
    Vor dem Haus des Gastes sang der Norddeicher Shantychor. Sie befand sich jetzt zwischen den Strandkörben, hinter sich Diekster Köken, vor sich das Haus des Gastes. Beide Musiken schienen sich hier in der Mitte zu treffen und um ihre Aufmerksamkeit zu bitten.
    Zwei fette Möwen folgten ihr mit tippelnden Schritten durch den Sand. Sie kamen ihr vor wie Geier, die auf Beute lauerten.
    Ich bin aber kein Aas, dachte sie, drehte sich um, und jedes Mal, wenn sie sich nach den Möwen umsah, stoppten die ihre Verfolgung und benahmen sich so, als hätten sie Lucy nicht einmal bemerkt. Doch sie liefen ihr nach, ganz deutlich. Dann gesellte sich eine dritte dazu. Lucy wagte nicht, nach oben zu gucken, sie befürchtete, dass auch über ihr Möwen kreisten. Immer so, dass sie sich genau ihrem Blickfeld entzogen.
    Sie bückte sich, hob Sand auf und begann, damit nach den Möwen zu werfen. Die wichen auch gleich zurück, aber nur soweit, um nicht getroffen zu werden. Sie hatte das Gefühl, durch ihre Gegenwehr für die Möwen noch interessanter zu werden.
    Hat sich denn alles gegen mich verschworen, dachte sie.
    Sie stellte sich vor, ihrer Mutter wirklich eins auszuwischen, indem sie ihr erklärte, sie wolle in Zukunft nicht mehr bei ihr, den Zwillingen und Thomas Schacht leben, sondern wieder zu ihrem richtigen Vater zurück. Es war ihre größte Trumpfkarte, und sie wusste, dass ihre Mutter ständig befürchtete, sie könnte diese Karte spielen.
    Doch es gab etwas, das Lucy hinderte. Immerhin hatten sie eine gemeinsame Erfahrung mit Wolfgang. Er war kein stabiler Mensch, sondern wurde leicht aus der Bahn geworfen. Wenn Dinge schief gingen und nicht alles zu seiner Zufriedenheit lief, dann tröstete er sich mit Alkohol. Am Anfang half das vielleicht sogar ein bisschen. Aber dann machte es alles nur noch schlimmer, und schließlich wurde er zu einem tobenden Wüterich, dem niemand mehr etwas recht machen konnte. Am wenigsten seine eigene Familie.
    Wie oft hatte er geschworen, sich zu ändern und nun würde alles anders, sprich, besser werden. Er sei ja in Wirklichkeit gar nicht so, das käme alles nur von diesem verfluchten Alkohol, aber seine guten Vorsätze hielten nie lange. Nach ein paar Tagen, spätestens nach ein paar Wochen, begann er wieder. Zunächst mit Bier und Wein, das war noch nicht so schlimm, aber wenn dann der Schnaps hinzukam, wurde er aggressiv.
    Lucy wollte das nicht noch einmal mitmachen, und gleichzeitig hoffte sie doch so sehr, ihr Vater könne endlich stärker sein als der Schnaps.
    Vielleicht schaffte er es mit der neuen Frau, mit Angela. Sie hielt es doch schon ein paar Monate mit ihm aus. Wenn er frisch verliebt war, ging es ihm immer besonders gut, dann brauchte er keinen Alkohol oder nur sehr wenig. Halt genug, um fröhlich und freundlich zu sein. Aber die Stimmung kippte nicht um. Das war ja das Verrückte. Wenn er eine neue Freundin hatte, ging es mit ihrer Mutter bergab, mit ihm aber bergauf.
    Einerseits war Lucy eifersüchtig auf Angela und jede andere neue Freundin, andererseits musste sie immer froh sein, wenn er eine Neue hatte, denn dann wollte er der neuen Frau natürlich seine »große Tochter« vorstellen, präsentierte sich als vorbildlicher Freund und Vater, der leider nur viele Schwierigkeiten mit seiner Exfrau hatte und der, um das Kind nicht in zu große Konflikte zu zerren, es lieber nicht auf einen Sorgerechtsstreit anlegte. In Wirklichkeit wusste Lucy natürlich, dass er keine Chance hatte, so etwas jemals zu gewinnen. Säufer, so glaubte sie, gewinnen keinen Prozess um das Sorgerecht von Kindern.
    Jetzt hatten die Möwen sie umzingelt. Es waren gut ein Dutzend. Lucy befand sich in der Mitte ihres Kreises. Das Ganze kam ihr geradezu spukhaft vor, wie aus einem Horrorfilm.
    Ein ablandiger Wind schoss die Sandkörner in Kniehöhe über den Boden aufs Meer zu. Den Möwen schien das nichts auszumachen. Der Ring um Lucy wurde enger. Zentimeter

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