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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Was bezweckte er? Sie griff nicht ein. Obwohl er hilflos aussah, hatte sie das Gefühl, dass er die Sache voll im Griff hatte.
    Er legte seine Rechte auf die von Schacht. Es sah sehr leicht, ja fast kraftlos aus, doch plötzlich jaulte Schacht los, ließ Wellers Hals in Ruhe und krümmte sich stattdessen. Weller hielt nur Schachts rechte Hand. Er drückte mit seinem Daumen in dessen Handgelenk und hielt so mit einem geübten Griff Schacht unter Kontrolle.
    Weller bog Mittel- und Zeigefinger von Schacht nach hinten. Es sah fast aus, als würde Weller den Schalthebel eine Autos mit kleinen, kurzen Bewegungen bedienen, und Schacht zappelte in jede Richtung, die Weller sich wünschte.
    »Au! Au! Frau Kommissarin! Der bricht mir den Finger! Halten Sie Ihren Kettenhund zurück, Frau Kommissarin!«
    »Ja«, freute Weller sich, »jetzt jammerst du. Du wirst Frau Riemann in Zukunft in Ruhe lassen, klar?«
    »Frau Kommissarin, helfen Sie mir! Frau Kommissarin!«
    »Lass ihn los, Frank.«
    Weller tat, als hätte er Ann Kathrins Aufforderung nicht gehört.
    »Wie war nochmal der Satz? Was hab ich mir von dir gewünscht?«, fragte er Schacht.
    Ann Kathrin legte eine Hand auf Wellers Schulter.
    »Ich … ich werd sie in Ruhe lassen. Bestimmt! Ich geh da nicht mehr hin. Ich hab doch nichts gegen die Frau. Ich will doch nur mein Kind zurück!«, stammelte Schacht mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    Weller ließ die Finger los, und Schacht stürzte in die Rabatten. Er raffte sich schnell wieder auf, doch die Dornen der Bibernellrosen rissen Winkel in sein Hemd.
    Schacht verschwand ins Haus.
    Ann Kathrin sah Weller missbilligend an. »So, das verstehst du also unter einer Gefährderansprache?«
    Weller zuckte mit den Schultern. »Naja, zumindest so ähnlich.«
    »Von mir hast du das nicht gelernt.«
    »Nein«, grinste Weller, »das habe ich mir selber beigebracht.«
    Als sie wieder im Auto saßen, wo es immer noch nach Käse und Salami roch, startete Ann Kathrin den Wagen, doch bevor sie losfuhr, sah sie Weller in die Augen. »Du hast so etwas nicht nötig, Frank.«
    »Was?«
    »Na, das gerade eben. Du brauchst das nicht, um von mir als Mann ernst genommen zu werden. Ich steh nicht auf so ein Machogehabe.«
    »Ich weiß«, lachte er. »Zum Glück. Sonst würde ich es viel öfter tun.«

    Es hielt Lucy nicht länger in der Wohnung. Sie fühlte sich wie unschuldig eingesperrt. Durch die Entführung von Tina war alles nur noch schlimmer geworden. Alle Gedanken ihrer Mutter drehten sich nur noch um Tina.
    Für Thomas war Lucy so etwas wie ein Insekt geworden. Er sah sie nur noch verächtlich an. Sie hatte auf seine Prinzessin nicht richtig aufgepasst. Außerdem war sie ein Kind von seinem Erzrivalen Wolfgang. Und sie sah Wolfgang auch noch erschreckend ähnlich. Kein Wunder, dass Thomas sie hasste.
    Das meinte man vermutlich mit dem Satz, jemand wäre am liebsten vom Erdboden verschluckt worden, dachte sie. Ja, etwas Besseres könnte mir auch nicht passieren. Der Erdboden müsste sich öffnen, ich fall hinein, er schließt sich wieder, und ich bin weg und keinem mehr im Weg. Hier halte ich es jedenfalls nicht länger aus.
    Gleichzeitig wurde ihr Verlangen, Benne zu treffen, immer größer, und nun war sie doch wieder froh, nicht vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Sie musste zum Drachenstrand. Es war nicht weit, und in dieser sternenklaren Nacht würde sie ihn garantiert schnell finden.
    Ihre Ferienwohnung war zu ebener Erde. Es war ein Kinderspiel für sie, aus dem Fenster zu verschwinden.
    Sie hatten Inas Bettchen in ihren ohnehin viel zu engen Raum gestellt. Zu Hause hatte sie wenigstens einen eigenen Fernseher im Zimmer, aber hier nicht mal das. Dafür durfte sie auch nur eine kleine Leselampe anlassen, verhängt mit verschiedenen bunten Tüchern, damit Ina ja nicht wach werden würde.
    Gundula und Thomas gluckten in der Küche zusammen. Abwechselnd weinte Gundula, dann war Thomas’ tiefe Stimme zu hören, zwischendurch ploppte eine Bierflasche.
    Bevor Lucy aus dem Fenster kletterte, zog sie sich einen frischen Schlüpfer an und stopfte Tempotaschentücher in ihren BH. Sie betrachtete sich vor dem Spiegel. So sah sie schon viel besser aus, fand sie. Aber dann entschied sie sich doch gegen die Einlagen, denn wer weiß, vielleicht würde Benne sie berühren wollen, und wie peinlich wäre es denn, wenn er Taschentücher in den Fingern halten würde?
    Sie lief in Richtung Drachenstrand. Auf den Sitzbänken vor dem Restaurant Seestern

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