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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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auch Ihre Freundin eingemauert.«
    Henn biss sich die Unterlippe blutig und verfiel wieder in Schweigen und Starre.
    Wellers Handy vibrierte in seiner Hosentasche. Er nahm es eigentlich nur heraus, um diese Störung los zu sein. Dann sah er eine SMS von Ubbo Heide. Normalerweise verschickte der Chef keine Dienstanweisungen per SMS . Entweder rief er an oder er lud zur Besprechung.
    Irritiert über diesen Vorgang, sah Weller sich die Nachricht an.
    Haben Ann Kathrin gefunden.
    Bitte komm mit!
    Es war als eine Bitte formuliert. Irgendwie privat. Nichts hielt Weller mehr bei Henn. Einerseits war er erleichtert, dass Ann Kathrin endlich gefunden worden war, andererseits befürchtete er, dass sie in tiefsten Schwierigkeiten steckte. Er war bereit, den Helden zu spielen und sie herauszuholen. Er würde alles für diese Frau tun und alles aufs Spiel setzen. Auch seinen Beruf als Kommissar.
    Er sah sich schon mit ihr eine Fischbude in Norddeich aufmachen und Matjesbrötchen an Touristen verkaufen, die auf die Fähre nach Norderney warteten.
    »Das Verhör ist beendet«, sagte er zu Henn, klatschte einmal mit der Hand auf den Tisch und ging zur Tür. »Man wird Sie gleich abführen und in Ihre Zelle zurückbringen.«
    Plötzlich hechtete Henn von seinem Stuhl hoch.
    »Nein, Sie können doch jetzt nicht gehen!«
    »Und ob ich das kann. Glaubst du, du hast alle Zeit der Welt? Typen wie ihr, ihr seid Vampire, ihr raubt einem die Zeit, die Lebenskraft, ihr wollt nur, dass man sich mit euch befasst, bis man selber alles verliert – seine Beziehung, sein … ach!«
    Weller öffnete die Tür.
    »Es ist Lennart Gaiser.«
    Weller drehte sich wieder um und sah Henn in die Augen. Das hielt der nicht aus und schaute vor sich auf die Füße.
    »Was haben Sie gesagt? Es ist Lennart Gaiser? Der Sohn von Doktor Gaiser?«
    Henn stand, mit hängenden Schultern, das Kinn gegen den Hals gedrückt, da wie ein kleiner Junge. Er presste die Knie zusammen, als hätte er sich in die Hose gemacht und presste
zwischen geschlossenen Lippen ein leises »Ja« hervor, so als weigere sich sein Mund, das Wort freizugeben.
    »Bringt ihn in die Zelle zurück«, rief Weller durch den Flur, »und passt auf, dass er nicht einen zweiten Suizidversuch startet! Der muss die ganze Zeit unter Beobachtung stehen!«
    Dann hatte er sein Handy am Ohr und drückte die Kurzwahltaste für Huberkran.
    »Ich hab das Geständnis!«, schrie Weller. »Es ist Lennart Gaiser!«
    Huberkran befand sich noch im gleichen Gebäude. Die Nachricht ließ ihn hochspringen. Huberkran wollte sofort ins Verhörzimmer. Er riss die Tür auf und stieß im Flur fast mit Weller zusammen.
    »Hey, wo willst du hin?«
    »Ich hab jetzt keine Zeit, ich hab keine Zeit, ich muss zu Ann Kathrin! Sie haben Ann Kathrin gefunden!«
    »Was heißt hier Ann Kathrin? Ich denk, wir haben den Täter? Was ist genau geschehen? Was hat Henn dir erzählt? Wieso Lennart Gaiser?«
    Weller rannte weiter, um ins Büro von Ubbo Heide zu kommen. Huberkran lief neben ihm her.
    »Es gibt alles einen Sinn. Der konnte an sämtliche Akten und Unterlagen kommen. Er kannte auch die Freundin von Henn. Er ist das Bindeglied. Er hat all die Jahre gesehen, was sein Vater getan hat, und irgendwie ist er durchgedreht und hat mit seiner Selbstjustiz angefangen.«
    »Und jetzt hat er seinen eigenen Vater gekidnappt?«
    »Sieht so aus.«
    »Ach du Scheiße. Das Bürschchen holen wir uns.«
    »Ja, viel Spaß, aber ohne mich«, sagte Weller.
    Huberkran blieb ungläubig stehen.
    Ubbo Heide wartete bereits vor seinem Büro auf Weller. »Wir nehmen den Heli«, sagte er.
    Huberkran glaubte einen Moment, damit sei er gemeint, um so schnell wie möglich zu Lennart Gaiser zu kommen, doch dann begriff er, dass zwischen Ubbo Heide und Weller ein tiefer Pakt bestand. Ein Bündnis, das für ihn als Außenstehenden unbegreiflich war. Sie wollten nicht mit, um bei der Verhaftung dabei zu sein. Sie hatten etwas anderes, ihrer Meinung nach Wichtigeres vor.
    Huberkran ging schweigend neben ihnen her bis zur Treppe. Dann rief er Spezialkräfte zusammen. Die Verhaftung von Lennart Gaiser musste gut vorbereitet sein. Der Zugriff war nicht ungefährlich. Bei einem Täter mit so einem hohen Gewaltpotential musste mit dem Schlimmsten gerechnet werden.
    Während Huberkran noch an die Wand gelehnt seine Leute zusammentelefonierte, erschien der aufgeregte Rupert. Huberkran gab ihm per Handzeichen zu verstehen, er solle ruhig sein, damit er weiter telefonieren

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