Ostfriesensünde
Freund Käfer angeln zu gehen.« Er lachte. »Dann sind Sie mir ins Netz gegangen. Beifang sozusagen.«
Nach allem, was geschehen war, würde sogar Ubbo Heide ihm glauben, dachte Ann Kathrin. Nur einer nicht: Weller. Sie hoffte so sehr auf Frank. Dann schüttelte sie sich. Sie wollte sich jetzt keine Gedanken darüber machen, ob nach ihrem Tod ihr Mörder gefasst werden würde. Sie wollte einfach nicht sterben.
»Haben Sie Hunger?«, fragte Ann Kathrin.
»Nun, das Ganze muss doch echt aussehen. Ich denke, während mein Freund am Strand spazieren ging, habe ich hier für uns eine gute ostfriesische Mahlzeit zubereitet. – Haben Sie hier irgendwo Schwarzbrot gesehen? – Dann kamen Sie rein und haben mich überrascht.«
»Das Ganze wird nicht funktionieren. Meine Fingerabdrücke fehlen auf all Ihren Waffen. Meine Kollegen sind nicht dämlich. Das wird sie stutzig machen.«
Er rührte mit einem Holzlöffel in der Pfanne herum.
»Sie verstehen überhaupt nichts vom Kochen. Da müssen vorher Zwiebeln rein und Knoblauch«, sagte Ann Kathrin, um Zeit zu gewinnen.
»Ach, tauschen wir hier jetzt Kochrezepte aus? Um zu Ihren Fingerabdrücken zurückzukommen, Frau Klaasen, das Ganze wird überhaupt kein Problem. Ich werde Ihnen nach Ihrem Tod die Waffen alle einmal in die Hand drücken. Sie werden staunen, was für schöne Spielzeuge ich dabei habe.«
»Meine Kollegen werden den Weg der Waffen zu Ihnen zurück verfolgen.«
Er lachte höhnisch auf. Als müsse er ihr beweisen, dass seine Eier gut geworden seien, hob er die Pfanne vom Herd, setzte sich an den Tisch und aß direkt aus der Pfanne. Neben die Pfanne legte er seine Beretta.
Die Ceranplatte glühte rot. Ann Kathrin drückte beide Hände auf die heiße Stelle und schrie auf vor Schmerz. Für einen Moment befürchtete sie, ohnmächtig zu werden. Es roch nach verbranntem Fleisch.
Sie riss die Finger wieder hoch. Ihre Haut klebte an der Ceranplatte fest und zog lange Fäden.
»Was tun Sie denn da?«, fragte Beukelzoon entsetzt.
»Das mit meinen Fingerabdrücken wird nichts mehr«, lachte Ann Kathrin und zeigte stolz ihre verbrannten Handflächen vor.
»Ich wusste, dass Sie ein verrücktes Weib sind, aber für so verrückt habe ich Sie nicht gehalten. Glauben Sie, das ändert etwas?«
Ann Kathrin wurde schwindlig. Sie wollte seine Verwirrung gern ausnutzen und ihn angreifen, aber ihr wurden die Knie weich und sie brach zusammen.
Auf dem Boden liegend, lachte sie: »Damit haben Sie nicht gerechnet, was?«
»Nein. Der Trick ist gut. Muss ich mir merken«, antwortete er zynisch.
Sie wälzte sich vor Schmerzen auf dem Boden herum. Er entfernte sich einen Moment zu weit von seiner Beretta. Da traf ihn ihr rechter Fuß an der Kniescheibe.
Er jaulte auf, griff zur Beretta, aber sie federte vom Boden hoch und donnerte ihr linkes Knie gegen seine Brust. Der Schlag nahm ihm einen Moment die Luft. Schon hatte Ann Kathrin die Pfanne in der Hand.
Er erreichte die Beretta, fiel aber damit um, denn Ann Kathrin traf ihn mit der heißen Pfanne am Kopf. Rührei fiel in sein Gesicht und über seine Brust.
Sie sprang in die Luft und landete mit beiden Füßen auf der Hand, in der er die Beretta hielt. Sie riss ihm die Waffe aus der Hand.
Er kroch auf dem Boden rückwärts bis zur Fensterbank. Die linke Hälfte von seinem Gesicht war blutüberströmt und dazwischen klebte Rührei.
Ann Kathrin hatte Mühe, die Waffe mit ihren verbrannten Händen zu halten.
Er sah sie an: »Nun tun Sie doch endlich, worauf Sie so lange gewartet haben, Frau Klaasen. Bringen Sie mich um.«
Natürlich gab es in ihr den Impuls, genau das zu tun. Aber plötzlich war es, als würde ihr Vater im Raum stehen und ihnen zusehen. Er sah zufrieden aus. Er sprach die Worte nicht, doch sie konnte sie spüren: »Hast du gut gemacht, Ann Kathrin. Eine bessere Tochter kann ein Vater sich nicht wünschen.«
»Geben Sie mir Ihr Scheiß-Handy«, sagte sie.
»Warum?«
»Weil ich meins weggeworfen habe.«
»Ich meine, was wollen Sie damit? Meine Adressenkartei hilft Ihnen nicht weiter.«
»Das kann ich mir vorstellen. Die meisten darin haben Sie wahrscheinlich selbst längst erledigt.«
Er holte sein Handy aus der Tasche und hielt es ihr hin. Sie wusste, dass er diesen Moment nutzen würde, um sie zu attackieren. Sie näherte sich keinen Schritt.
»Legen Sie es auf den Boden und dann rüber zu mir.«
Er gab dem Handy einen kleinen Schubs und es landete vor Ann Kathrins Füßen. Sie hob es auf, schaffte
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