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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Mittelgräte. Also, ich finde sie immer am besten, wenn die jungfräulichen Fische marzipanfarbenes Fleisch haben. Die holländischen mag ich am liebsten, weil die weniger Salzgehalt haben. Das Wort Matjes kommt ja auch aus dem Niederländischen. Heißt so viel wie »Jungfrauenhering«, weil ...«
    »Frank, hör auf«, mahnte sie ihn. »Bitte hör auf. Ich kann mir das jetzt nicht anhören.«
    »Ich dachte ja nur.«
    »Was dachtest du nur?«
    »Ich dachte, es könnte dich interessieren.«
    »Ich will diesen Beukelzoon sprechen. Das interessiert mich. Aber nicht den Matjeserfinder, sondern den Zielfahnder.«
    Ann Kathrin hörte den Angler nicht rufen. Sie sah auch nicht zu den Touristen, die in gut hundertfünfzig Meter Entfernung neben ihr am Sandstrand entlangliefen und wild gestikulierend schrien. »Kommen Sie zurück! Kommen Sie zurück!«
    Ann Kathrin war zu sehr mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigt und in das Gespräch vertieft. Sie sah nicht zur Insel, sondern aufs Meer hinaus. Die kleine Pfütze von kniehohem Priel, durch den sie auf die Sandbank gewatet war, war zu einem reißenden Fluss geworden. Der Wind kam vom Meer her und schluckte die warnenden Rufe der Touristen.
    Doch dann wurde sie von zwei Silbermöwen angegriffen. Mit lauten »Kiu«-Schreien umflatterten sie Ann Kathrins Kopf und machten ihr mit ihrer großen Flügelspannweite Angst. Ann Kathrin duckte sich und schlug nach den Möwen.
    »Ich hab kein Futter für euch, ihr blöden Viecher! Lasst mich in Ruhe!«
    Aber dadurch wendete sie ihr Gesicht in Richtung Inseldorf. Sofort erkannte sie, dass sie sich in Gefahr befand.
    Ein DLRG -Rettungsschwimmer forderte Ann Kathrin per Megaphon auf, Ruhe zu bewahren. Man würde ihr helfen.
    Als würde der Wind der Autorität des Rettungsschwimmers gehorchen, zerrte er plötzlich nicht mehr an Ann Kathrins Kleidern. Es war still. Nicht mal die Möwen kreischten, nur die Wellen schlugen an den Strand.
    »Ich schaff das schon alleine!«, rief Ann Kathrin. »Ich bin eine gute Schwimmerin!«
    Es war ihr unglaublich peinlich. Gerade sie, die Hauptkommissarin, hatte sich leichtfertig in diese Situation begeben, obwohl doch überall Schilder standen.
    Plötzlich war sie den Möwen dankbar und beschloss, sie in Zukunft vielleicht doch zu füttern. Heimlich, versteht sich.
    Es gefiel ihm nicht, dass sein Glied dabei steif wurde. Er war nicht hier, um Lust zu empfinden. Er hörte ihr Japsen. Ihre Fingernägel kratzten an der Mauer entlang. Ihre Versuche, Luft zu bekommen, wurden immer hysterischer.
    Er stellte sich vor, dass sich Menschen so anhören, die im Schützengraben liegen und denen ein Geschoss einen Lungenflügel zerfetzt hat. Angewidert sprang er auf und zog das Taschentuch aus dem Röhrchen.
    Ann Kathrin Klaasen war klatschnass und wütend auf sich selbst. Das Wasser war ihr fast bis zur Brust gegangen. Sie saß jetzt oben auf den Dünen, auf einer Bank vor dem Toilettenhäuschen und zog ihre nassen Sachen aus. Sie hatte jetzt nur noch einen Slip an und ihren Sport- BH .
    Sie wrang ihre Jeans aus. Petra Muus, die Touristin aus Essen-Kray, bot sich an, für Ann Kathrin ein paar Handtücher zu holen. Sie nahm das dankbar an. Petra Muus lief los.
    Ann Kathrin fror nicht. Die Sonne tat gut, aber dann passierten zwei Dinge gleichzeitig. Erstens fiel ein Schatten auf sie und zweitens näherte sich ein Hubschrauber der Insel.
    Ann Kathrin glaubte, der Schatten käme von Frau Muus, die mit den Handtüchern zurück sei, doch stattdessen sah sie in das grinsende Gesicht von Heiko Käfer, dem leberkranken Rechtsanwalt.
    Seit ihrem letzten Zusammentreffen hatte er gut fünf bis zehn Kilo zugelegt, und sein Lachen war noch feister geworden. Er trug ein hellblaues, offenes Hemd und einen sandfarbenen, leichten Sommeranzug. Er schob die Daumen hinter seine Gürtelschnalle, die aus den Buchstaben » BOSS « bestand.
    »Na, Frau Klaasen, schön, Sie hier zu treffen. Ich hatte Sie eigentlich vor Gericht erwartet. Mein Mandant könnte längst freigesprochen sein, wenn Sie mir die Gelegenheit gegeben hätten, Sie zu Ihren abenteuerlichen Ermittlungen zu befragen.«
    Warum, dachte Ann Kathrin, treffe ich diesen Idioten ausgerechnet jetzt hier, während ich in nasser Unterwäsche vor der Toilette sitze und auf ein Handtuch warte?
    »Ich habe keine Lust, mich jetzt mit Ihnen zu unterhalten, Herr Käfer. Es reicht mir schon, wenn ich Sie beruflich vor Gericht treffen muss.«
    Er hatte eine thailändische Frau neben sich, zwei

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