Ostfriesensünde
wusste, dass diese Informationen ihn in die SOKO Maurer katapultieren würden. Er hatte es geschafft.
Er summte den Queen-Song: »We are the champions« und dann »The winner takes it all« von ABBA .
Rupert wurde fündig. Er überlegte, wie er jetzt am klügsten vorgehen sollte. Auf keinen Fall würde er Weller oder Ubbo Heide oder Ann Kathrin Klaasen informieren. Er musste direkt mit Huberkran sprechen. Das hier war ein Hit. Der Treffer voll ins Schwarze. Er hatte die Verbindung der Frauen gefunden!
Er ging nach draußen und wählte Huberkrans Nummer. Die Mailbox sprang an. Rupert wusste genau, wo Huberkran jetzt war. Weller hatte es ihm stolz erzählt. Eine Besprechung im BKA Wiesbaden. Kollegen aus vier Ländern waren dabei.
Am liebsten hätte Rupert sich per Lautsprecher in die Konferenz eingemischt, um den Spesenrittern und Sesselpupsern zu zeigen, wie richtige Polizeiarbeit aussieht. Während sie große Worte führten, generierte er Ermittlungsergebnisse.
Rupert wurde im BKA hin und her verbunden, aber niemand schaltete ihn in die Besprechung. Als Weller um eine Rauchpause bat und damit bei seinen italienischen Kollegen auf große Begeisterung stieß, erhielt Rupert seine Chance, denn Huberkran schaltete im Flur sein Blackberry ein, um seine E-Mails zu überprüfen.
Ruperts Anruf nahm er nicht an, aber er hörte seine Mailbox ab. Die Nachricht von Rupert ließ ihn vor Glück zusammenzucken. Endlich hatten sie die Verbindung der Opfer, aber gleichzeitig
wusste er, dass zwei neue Menschenleben auf dem Spiel standen. Judith Harmsen und Dr.Gaiser.
Die Musik spielt in Ostfriesland, dachte er, und ich bin hier in Wiesbaden.
Er wollte zurück, aber zunächst musste er die Besprechung hier zu Ende bringen, und zwar so schnell wie möglich.
Die letzte Wortmeldung kam von Weller. Er reihte seine Argumente wie eine Perlenkette aneinander, und Huberkran fand das sehr langatmig. Aber er unterbrach Weller nicht, das war er seinem alten Kumpel schuldig.
Weller erläuterte, warum seiner Meinung nach die meisten der hier vorgetragenen Fälle nicht in das Muster ihres Täters passten. Die italienischen Toten gingen Weller zufolge auf das Konto der Mafia und hätten mit »unserem Serienkiller gar nichts zu tun«.
Damit brachte er die italienischen Kollegen gegen sich auf, die ihm klischeehaftes Denken vorwarfen.
Aber Weller präzisierte, in dem voll klimatisierten Raum schwitzend: »Ihre Opfer sind post mortem eingemauert worden. Das ist nichts weiter als eine Variante der beliebten Mafiamethode, ihre Leichen in Betonpfeilern zu beseitigen. Mit unserem Serienkiller hat das nichts zu tun. Er mauert seine Opfer lebendig ein, um sie langsam sterben zu lassen.«
Der italienische Kollege, der mit Vornamen Giovanni hieß und dessen Nachnamen Weller lieber nicht aussprach, weil er sich für ihn nach einem Pizzagericht anhörte, sprach hervorragend und fast akzentfrei Deutsch: »Wir können nicht in jedem Fall sagen, dass die Opfer post mortem im Zement versenkt wurden. Hier, bei den beiden Fällen in Rom, kann das Opfer jämmerlich im frischen Beton erstickt sein.«
Weller winkte ab. »Ja, ja, das passt trotzdem nicht in sein Muster.« Er flüsterte in Richtung Huberkran: »Die versuchen hier, uns ihre ungelösten Fälle aufs Auge zu drücken.«
Weller wollte irgendwie den Bogen zu Ann Kathrins Theorie hinkriegen. Er rang immer noch mit sich, ob er wirklich erzählen sollte, sie habe sich einmauern lassen, jedenfalls hatte er vor, ihre Überlegungen, der Täter wolle Menschen in eine embryonale Situation hingen, der Gruppe mitzuteilen. Aber die Diskussion begann auszuufern. Der beleidigte Giovanni hielt ungebeten einen Vortrag über die Veränderungen im Muster von Serienkillern. Alles lief recht blumig und umständlich auf die These hinaus, er habe eben dazugelernt und seine Methode verfeinert.
Huberkran sah zweimal auf seine Armbanduhr, dann räusperte er sich: »Wir haben Grund zu der Annahme, dass der Mörder seine Opfer in Leer kennengelernt hat.«
Er wurde entgeistert angesehen. Am meisten staunte Weller. Er konnte sich nicht erklären, was er verpasst hatte.
Huberkran fuhr fort: »In einer Frauenarztpraxis. Die Namen aller möglichen Opfer wurden gerade durch den Computer gejagt und mit seiner Patientenkartei verglichen.«
Sofort brach Hektik aus. Keiner hörte mehr zu. Die einen tippten E-Mails in ihre Laptops, die anderen brüllten in ihre Handys.
Weller wurde es heiß und kalt. »D … das … genau das
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