Ostfriesensünde
das die Synthese von körpereigenen Neurosteroiden positiv beeinflussen kann und so Angstzustände dämpft.
Zunächst gingen die Kollegen von einem Unfall durch überhöhte Geschwindigkeit unter Drogeneinfluss aus, aber dann wurde in seinem Kopf ein Projektil gefunden. Da es kaum möglich sein kann, dass jemand auf die Entfernung einem Fahrer in einem rasenden Auto absichtlich eine Kugel in den Kopf jagt, wurde auch der Kopfschuss als Unfall gewertet. Eine irregeleitete Kugel eines Jägers. Es gab unseren schwäbischen Freunden zwar zu denken, dass Achim Kowalski in der Schonzeit starb, aber das erklärte ihnen auch, warum sich niemand meldete, der den Unfall verursacht hatte.
Komm zurück, Ann Kathrin, übergib die Sache den Kollegen vom BKA und lass die Finger davon. Huberkran braucht dich in seiner SOKO .
Ann Kathrin wunderte sich über Ubbo Heides ausführlichen Bericht. Hatte Weller ihn informiert oder gar um Hilfe gebeten? Versuchte Ubbo Heide mal wieder, seine schützende Hand über sie zu halten, oder wollte er sie ausbremsen?
Für sie stand fest, dass sie drei Männer gefunden hatte, die an
dem Banküberfall und somit am Mord an ihrem Vater beteiligt gewesen waren und alle drei Männer waren durch eine Kugel gestorben.
Volker Bogdanski wurde bei einer Auseinandersetzung um eine russische Hure auf dem Kiez erschossen, Stämmler, der Hubschrauberpilot machte beim Reinigen seiner Waffe einen tödlichen Fehler, und Achim Kowalski hatte diesen unwahrscheinlichen Unfall. Eine verirrte Wildererkugel! An diesen Blödsinn glaubte sie nicht, sie verstand aber auch die Kollegen, die solche Rückschlüsse zogen, weil sie den Gesamtzusammenhang nicht kannten.
Sie konnte sich an einen Jagdunfall erinnern, bei dem die Kugel in fast drei Kilometern Entfernung abgefeuert worden war und einen Bauern vom Trecker geholt hatte. Zum Glück nur ein Steckschuss in der Schulter. Aber die Sache hier lag anders. Sie hatten es mit einem Scharfschützen zu tun. Ein zweifellos gut trainierter Mann, vielleicht in einer Militäreinheit ausgebildet. Er knipste alle Beteiligten am Banküberfall aus.
Warum? Wollte er nicht teilen? Vermutlich hatte er nie geteilt. Weder Bogdanski noch Stämmler oder Kowalski waren reich gestorben. Kowalski war sogar in einem gestohlenen Auto herumgefahren.
Der Schütze hatte die drei in einem Zeitraum von zwei Monaten an verschiedenen Orten erledigt. Hamburg. Gelsenkirchen und die Schwäbische Alb. Er war also beweglich. Er jagte seine Opfer, belauerte sie. Das hatte er mit dem Maurer gemeinsam.
Er musste gewusst haben, wann Kowalski mit dem Auto welche Strecke fuhr. Wie konnte er sich da bei einem Süchtigen sicher sein? Hatte er ihn selbst zu dem Treffen geladen?
Was war mit dem vierten Mittäter? War der auch schon tot? War der in Panik und auf der Flucht vor der Polizei und vor seinen alten Kumpels?
Was Ann Kathrin am meisten Sorgen machte, war die Tatsache,
dass ihr Vater alle am Überfall Beteiligten gekannt hatte. Warum hatte er sich gegen eine Geisel austauschen lassen? War er wirklich nur zufällig vor Ort gewesen, hatte die Täter erkannt und um Schlimmeres zu verhindern, den Austausch vorgeschlagen? Nein, das waren zu viele Zufälle.
Sie teilte dem deutlich betretenen Weller ihre Überlegungen mit. Er war bereits aus Wiesbaden zurück, stand vor der Frauenarztpraxis in Leer und hörte sich Ruperts großspurige Reden an, wie er »dem Maurer draufgekommen« war.
»Ein guter Kriminalist ist jemand, der logisch denkt. Man muss sich einfach nur an die Fakten halten und eins und eins zusammenzählen.«
Weller ging mit dem Handy weg vom Geschehen in den großzügig angelegten Garten. Unter den Birken setzte er sich im Schatten der Bäume ins Gras. Von hier aus konnte er die Villa mit dem Grundstück in Ruhe anschauen. Für diesen Garten musste ein Gärtner zuständig sein, jemand, der mindestens halbtags beschäftigt war. Das Gelände war wie ein Fluss aus Gras, in dem Inseln von Blumen standen. Der Wind bewegte die sorgsam geschnittenen Halme wie in Wellen. Weller staunte. War das Zufall oder geplant? Hatte jemand diesen Garten so geschickt angelegt, dass diese Wellen entstanden wie bei Ebbe und Flut?
Es gab eine Roseninsel, eine Kräuterinsel, eine, in der Margeriten dominierten, und dann Inseln mit kleinwüchsigen Obstbäumen. Auch clever, dachte Weller, hier braucht man keine Leiter, um an die süßen Früchte zu kommen. Einfach die Hand auszustrecken reichte schon.
Im Gegensatz zu der
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