Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut
einen gelungenen Mord?«
»Es war Eitelkeit«, sagte Maiwald.
»Die ihm zum Verhängnis werden wird. Die Spurensicherung hat auf der Rückseite des Fotos einen Fingerabdruck von Gregorian sichergestellt. Ebenso an der Munitionsschachtel, die er wohl vergessen hat abzuwischen. Dafür befindet sich von Asmussen kein einziger Abdruck auf der Waffe oder den anderen Dingen.«
»Sehr gut«, murmelte Maiwald. Er sah erschöpft aus.
»Soll ich weitererzählen? Ich kann auch morgen wiederkommen.«
»Untersteh dich! Ich will alles wissen.«
»Also gut: Ich muss noch mal auf den Zeitpunkt zurückkommen, als wir im ›Krug‹ Gregorian getroffen haben. Wir haben uns nach einer Engelmacherin erkundigt. Wir waren ganz nah an ihm dran, aber er hat die Nerven behalten und unsere Aufmerksamkeit auf Asmussen gelenkt. Doch er beschließt, dass er Katja Simon und Solveigh Pahl jetzt unbedingt loswerden muss. Ein Menschenleben bedeutete ihm spätestens nach dem sinnlosen Mord an Timo Feldheim überhaupt nichts mehr. Ich vermute, er hat seinerzeit auch Marthe Vorhusen mittels eines Gasunfalls zum Schweigen gebracht. Und ein erprobtes Mittel kann man wieder einsetzen. Zum Beispiel in Katja Simons Haus in Scharbeutz. Durch seine Beobachtungen weiß er von dem Hund, von Katjas Joggingrunden, von der Alarmanlage. Ein Einbruch kommt nicht infrage. Stattdessen verschafft er sich mittels eines Tricks Einlass.«
»Er hat den Hund abgefangen und sich dadurch Zutritt zu dem Haus verschafft?«
»Solveigh Halby hat es uns so geschildert. Er hat beide Frauen niedergeschlagen und gefesselt und dann die Gasleitung im Keller manipuliert. Er zündete eine Kerze an, die das Gas-Sauerstoff-Gemisch zu einem späteren Zeitpunkt zur Explosion bringen sollte.«
»Ganz schön gewagt.«
»Aber für einen Mann mit seiner Berufserfahrung möglich. Und zum Zeitpunkt der Explosion sitzt er quasi schon wieder in Kargau mit seiner Frau auf dem Sofa.«
»Der Fernsehbericht über die kanadische Eisenbahn«, sagte Maiwald. »Aber wieso hat er Asmussen auch noch ermordet?«
»Nach der Vernehmung durch Broders und mich muss Asmussen ziemlich beunruhigt gewesen sein. Er erinnerte sich nämlich an Tamara Kalinoff, sehr gut sogar. Und er wusste wohl mehr über ihre Beziehungen zu Gregorian und ihren Tod, als er uns gesagt hat.« Pia schwieg einen Moment. Sie ging noch mal die Befragung durch und suchte nach dem Fehler, den sie dabei gemacht hatte. »Asmussen muss einfach von Gregorians Verhältnis zu Tamara gewusst haben. Das würde jedenfalls erklären, was danach passiert ist. Marianne Fierck hat Asmussen kurz vor seinem Tod in Kargau im Wald getroffen. Er sagte ihr, dass er auf Gregorian warte. Wilbur Asmussen klang aufgeregt. Er meinte, er müsse unbedingt mit ihm reden. Als Nächstes tauchte seine Leiche in Gregorians Angelhütte auf.«
»Also hat er Gregorian gesprochen – und der hat ihn in die Hütte gelockt, mit dem Plan, ihn ebenfalls umzubringen.«
»Für Gregorian war die Gefahr zu groß, dass Asmussen der Polizei doch genau die richtigen Hinweise gibt.«
»Hat er Asmussen wirklich mit der Axt ermordet?«
»Ja. Sie lag da zum Holzhacken herum. Gregorians Gewehr hatten wir ja inzwischen in Verwahrung genommen. Gregorian erschlug Asmussen und versteckte die Leiche in seiner Hütte, um sie später im Fundament in einem Betongrab zu versenken. Er konnte es wohl nicht sofort erledigen, weil er immer mal wieder im Ort und bei seiner Frau gesehen werden musste, um keinen Verdacht zu erregen. Als wir morgens bei ihm auftauchten, war er verständlicherweise beunruhigt, weil die Leiche noch offen in seiner Hütte lag. Zu dem Zeitpunkt, als wir zu der Hütte kamen, war er gerade im Begriff, die Betonarbeiten anzugehen. Wir sind ihm geradewegs in die Arme gelaufen. Tja, und den Rest kennst du.«
Maiwalds Augen waren geschlossen. Seine Gesichtsfarbe sah fahl aus. Der Fall Feldheim stellte nicht gerade den geeigneten Gesprächsstoff für einen Genesungsbesuch dar, dachte Pia. Vielleicht. Andererseits hatte Maiwald ein Recht darauf zu erfahren, dass sie alles taten, um Gregorian festzunageln. Wo waren eigentlich die altmodischen Ärzte und Schwestern, die Besucher dazu anhielten, den Patienten nur ja nicht aufzuregen oder zu lange zu beanspruchen?
»Tut mir leid, wenn das zu viel auf einmal war«, sagte sie.
»Schon gut«, murmelte er. »Das war wichtig für mich. Ich habe wohl Glück gehabt, wenn man bedenkt, wie es allen anderen ergangen ist, die Martin
Weitere Kostenlose Bücher