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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Schlag überraschend und hat das Opfer sofort außer Gefecht gesetzt.«
    »Kann man diese Art von Schlägen auf den Kopf als Overkill-Reaktion bezeichnen?« Rist trat näher an die Tote heran und betrachtete die Wunde am Hinterkopf mit ausdrucksloser Miene.
    »Es waren nicht mehr als drei Schläge. Also nein, eher nicht. Wenn man zu so einer Waffe greift, wie sie hier benutzt wurde, liegt es fast schon in der Natur der Sache, mehrmals zuzuschlagen.« Er hob vielsagend die Augenbrauen und deutete mit dem rechten Arm die Bewegung des Täters an. Seine Gesten ließen Pia an die Persiflage eines Horrorfilms denken.
    »Kann man anhand der Verletzung schon auf die Position des Opfers schließen? Hat es gestanden, als der Täter es attackiert hat?«, fragte sie.
    Kinneberg wiegte den Kopf hin und her. »Der Eintrittswinkel auf das Scheitelbein spricht mehr für einen Schlag von oben. Der Täter hat Milena Ingwers auf jeden Fall von hinten angegriffen. Die fehlenden Abwehrverletzungen an den Armen und Händen deuten darauf hin, dass sie ihn – oder sie natürlich – nicht hat kommen sehen. Vielleicht hat das Opfer in der Hocke gesessen oder gekniet.«
    »Musste der Täter viel Kraft aufwenden?«
    »Wer die Kraft hat, den Spaten oder die Hacke aufzuheben und mit etwas Schwung niedersausen zu lassen, ist schon im Spiel.«
    Nachdem die Verletzungen von allen Seiten fotografiert und kommentiert worden waren, stellte Enno Kinneberg Proben von Haut, Haaren und Fingernägeln sicher. Anschließend nahm er Abstriche vom Mundraum, von der Vagina und dem Darm der Toten. »Ah«, sagte er, »ich lasse euch heute nicht mit leeren Händen nach Hause gehen. War ein schlechtes Bild, aber egal. Wir haben hier Spuren von Sperma in der Vagina. Die Tote hatte kurz vor oder nach ihrem Tod Geschlechtsverkehr.«
    »Ist sie vergewaltigt worden?«, fragte Rist.
    Kinneberg schüttelte den Kopf. »Keine Abschürfungen, keine Hämatome. Ich würde auf einen einvernehmlichen Akt tippen.« Er starrte auf den Leichnam hinunter. »Es sei denn, sie ist zu dem Zeitpunkt bedroht worden, war betäubt oder schon tot.«
    Nekrophilie, dachte Pia. Das musste nun wirklich nicht auch noch sein.
    »Die Laborbefunde dürften noch aus einem anderen Grund ganz interessant werden. Ich vermute, dass es in der Vergangenheit bei dem Opfer Entzündungen der Geschlechtsorgane gab. Ich werde dazu aber noch mal einen Spezialisten befragen.«
    »Einen Spezialisten wofür?«, fragte Rist.
    Dr. Kinneberg griff zu seinem Lieblingsmesser und hielt es prüfend ins Licht, bevor er zum ersten Schnitt ansetzte. »Sexuell übertragbare Krankheiten«, sagte er. »Oder auch Geschlechtskrankheiten.«

6. Kapitel
    E s war späte Mittagszeit, als Pia das Institut für Rechtsmedizin verließ. Aus Mangel an Alternativen hatte sie ihr Auto vorhin in der prallen Sonne abgestellt. Manfred Rist, der im Schatten geparkt hatte, winkte ihr kurz zu, bevor er schwungvoll an ihr vorbei in Richtung Polizeihochhaus fuhr. Sie legte ihre Mappe auf das Wagendach und zuckte zurück. Das schwarze Blech hatte sich in der Zwischenzeit so weit erhitzt, dass man darauf Speck knusprig braten könnte. Sie riss alle drei Türen auf, fächelte sich Luft zu und zog ihr Telefon hervor. Anton, ihr Babysitter an diesem Tag, war ein netter, zuverlässiger Typ, aber noch unerfahren, was den Umgang mit Felix anging.
    »Hi, Anton. Alles in Ordnung bei euch?«
    »Oh, alles chico, amiga . Dein Sohn hat den halben Vormittag verpennt, sodass ich lernen konnte. Ich dachte, jetzt gehen wir gleich zur Belohnung vor die Tür, ’n bisschen abhängen ...«
    Pia kniff die Augen zusammen. »Denk bitte an Sonnencreme und ein Cap, ja? Und nimm den Buggy mit! Felix kann noch nicht so lange laufen.«
    »Wie viel Eis darf er essen? Und wie viel eiskalte Cola trinken?«
    »Eine Kugel. Das mit der Cola hab ich überhört.«
    »Hey, war ’n Scherz. Was meinst du, wann du wieder da bist?«
    Pia sah auf ihre Armbanduhr. Auf ihrem Arm glitzerten Schweißperlen. »Ich werde gleich noch bei einer Vernehmung dabei sein. Da kommt es drauf an ...« Sie runzelte die Stirn. »Reicht es, wenn ich um fünf wieder da bin?« Am Morgen hatte sie was von vier Uhr gesagt, aber das konnte knapp werden, je nachdem, wie gesprächig Arne Klaasen sein würde.
    »Kein Problem. Ich hab erst heute Abend wieder was vor.«
    Pia stieß erleichtert die Luft aus. »Also dann.«
    »Hey, Pia?«
    »Ja?«
    »Chill mal ... Ciao, bis nachher.«
    Sie rollte mit den Augen. Wenn

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