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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Nützlichen verbinden, jetzt, da Hinnerk mit Felix von dannen gezogen war? Pia hatte sich ablenken und nicht in ihrer Wohnung herumsitzen wollen. Die Wetterprognose hatte den Schleswig-Holsteinern für dieses Wochenende endlosen Sonnenschein und Rekordtemperaturen versprochen.
    Ihr Handy vibrierte. Vielleicht wurde sie ja doch noch zu einem Einsatz erwartet und konnte guten Gewissens absagen. Sie wusste, dass ein paar ihrer Kollegen heute arbeiteten. »Hallo?«
    »Bist du bereit, Pia?« Im Hintergrund hörte sie ein Brummen, als befände sich das Telefon hinter den Turbinen eines kleinen Wasserkraftwerks.
    »Ja. Ich komme runter. Vielleicht könntest du, während du wartest, den Motor abstellen? Sonst fällt von der Vibration noch der Putz von den Fassaden. Du befindest dich hier mitten im Weltkulturerbe.«
    Sie hörte ihn lachen. Immerhin. Der Motor röhrte weiter. »Bis gleich.«
    Verdammt.
    »Tust du mir einen Gefallen?«, fragte Lars, als sie am Zielort, einem urwüchsig aussehenden Gelände in der Nähe von Mölln, angekommen waren. Um sie herum nur Land Rover und deren Fahrer und Beifahrer. Viele der Anwesenden schienen sich untereinander zu kennen.
    »Was denn?« Pia war ausgestiegen und scannte fast automatisch die Menschen und Fahrzeuge, die hier herumstanden. Es gab mehrere blaue Land Rover ...
    Lars trat direkt vor sie, sodass sie ihn ansehen musste. Sein gebräuntes Gesicht, die strahlenden Augen und das zerzauste Haar passten besser in diese Umgebung als in die sterilen Räumlichkeiten seiner Agentur.
    »Vergiss für ein paar Stunden, dass du Polizistin bist«, bat er sie eindringlich.
    »Oh – okay.« Pia fühlte sich ertappt. Es war ihr freies Wochenende. Sie sollte wirklich mal abschalten. Deshalb war sie doch überhaupt mitgekommen, oder etwa nicht? Nachdem sie etlichen Leuten vorgestellt worden war, schwirrte Pia der Kopf vor lauter Namen. Es wurde viel gefachsimpelt, wie bei Treffen, bei denen Menschen mit gleichen Interessen zusammenkamen, üblich. Da unterschied sich der Taubenzüchterverein nicht von den Land-Rover-Freunden. Begriffe wie »Eintonner-Felgen«, »Tough-Dog-Dämpfer« und »King Springs« flogen hin und her wie Pingpongbälle. Nach dem ersten Kennenlernen und der Begrüßung alter Bekannter schloss sich eine gemeinsame Ausfahrt an, bei der die ungewöhnliche Ansammlung von Fahrzeugen, wohl zwanzig Land Rover hintereinander, in den kleinen Ortschaften bestaunt und auch ein paar Mal fotografiert wurde.
    »Lässt du mich auch mal fahren?«, fragte Pia, der die Sache allmählich Spaß zu machen begann. Sie hatten alle Fenster heruntergekurbelt und saßen im warmen Fahrtwind. Pia fühlte, dass sie, verschwitzt wie sie war, an den Sitzen festklebte. Es erinnerte sie daran, wie sie als Kind mit ihren Eltern und ihren zwei Geschwistern in den Sommerferien in einem Golf nach Spanien gefahren war. Selbstredend ohne Klimaanlage und andere moderne Errungenschaften des Fahrzeugbaus. Erwartungsfreude und eine gewisse Aufregung waren die dabei vorherrschenden Gefühle gewesen, allen Unbequemlichkeiten zum Trotz. Zum Beispiel der Tatsache, dass ihr Bruder Tom beim Tanken von dem Benzingeruch immer hatte spucken müssen oder seine Zwillingsschwester Nele auf Mitnahme eines Kuschelhasen bestanden hatte, der so groß war wie sie selbst und dessen Plüschohren Pia ständig ins Gesicht geflogen waren.
    »Ich dachte, du kannst gleich mal eine Runde durchs Gelände fahren«, sagte Lars. »Das ist doch viel lustiger als auf der Straße.«
    »Bestimmt.« Pia dachte an das steil abfallende, zerklüftete Gelände, eine alte Kiesgrube, auf das sie bei ihrer Ankunft am Treffpunkt schon mal einen Blick hatte werfen können. Sie überlegte, ob ihre Haftpflichtversicherung etwaige Schäden an Lars’ Fahrzeug abdeckte.
    »Danke übrigens«, meinte er unvermittelt und sah sie an.
    »Wofür?«
    »Ich habe vorhin gehört, wie du gesagt hast, du seiest Beamtin in einer langweiligen Behörde, als du nach deinem Beruf gefragt worden bist.«
    »Ist doch fast die Wahrheit. Dann gibt es erfahrungsgemäß nicht so viele Nachfragen.«
    »Die Story erzählst du öfter?«
    »Ich rede nicht gern mit Fremden über meinen Job.«
    »Wieso nicht?«
    »Die nächste Frage ist meistens, ob ich eine Waffe trage, und dann, ob ich schon mal jemanden erschossen habe.«
    »Würde mich auch interessieren.« Er grinste zu ihr hinüber und bog dann schwungvoll auf das Gelände des Treffpunktes ab. Die Ausfahrt war zu Ende. Die Land Rover

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