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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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auf mich?«, fragte sie irgendwann leicht genervt.
    »Sieht so aus.« Sie sah Lars im flackernden Schein des Feuers lächeln. »Bleib lieber nah bei mir, Pia. Dann spare ich mir das Mückenabwehrspray.«
    »Du hast welches dabei?«
    »Nein.«
    Wäre auch zu schön gewesen.
    Mausi kam zu spät. Patrick beobachtete sie, wie sie mit ihrem Fahrrad die kleine Anhöhe zum Biergarten hochfuhr. Ihre Wangen waren gerötet, ihre kurzen Haare zerzaust. Sie trug knappe Shorts, flache Ledersandalen und ein Trägertop. Ihr Körper war kurz und gedrungen, aber unübersehbar weiblich. Und Mausi – wie Martha allgemein genannt wurde – machte sich anscheinend nicht die geringsten Gedanken darüber, wie sie auf Männer wirkte, wenn sie sich so freizügig kleidete. Oder es war ihr egal.
    Am Eingang angekommen, schwang sie ihr Bein über den Sattel und sprang ab. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, sah sich um und entdeckte Patrick an seinem Tisch. Mausi winkte kurz und schloss dann ihr teures Rennrad gewissenhaft am Zaun fest. Über der linken Schulter trug sie einen kleinen Lederrucksack.
    »Patrick, hi!« Sie ließ sich ihm gegenüber auf die Holzbank fallen. »Ich verdurste. Darf ich?« Sie griff nach seinem Bierglas und nahm einen großen Schluck.
    »Bedien dich«, sagte er etwas verspätet. »Kostet ja nix.«
    »Sie waren Donnerstagmorgen da!« Mausi ging nicht weiter auf seine Bemerkung ein. »Die Bullen, meine ich.«
    »Du hörst dich an wie eine fünfzigjährige Lehrerin, die gerade bei einer Routinefahrzeugkontrolle erwischt wurde«, sagte Patrick und zog sein Bier wieder zu sich heran. »Die Bullen ... Das sagen nur Leute, die noch nie mit der Polizei zu tun hatten.«
    »Ach, aber du hattest schon, oder was?« Sie schüttelte verärgert den Kopf.
    »Schon gut. Ich bin schlecht drauf heute. Haben sie etwa was gefunden?«
    »Natürlich nicht! Nur das, was sie sehen dürfen. Alles, was mit Brogonski oder Ingwers zusammenhängt, hatten wir nach dem ersten Besuch der Polizei gleich zu Helge geschafft. Seine Eltern haben eine Schrebergartenlaube am Hasseldieksdammer Weg. Dort steht der Karton jetzt.«
    »Meinst du, da sind die Sachen sicher?«
    »Wer sollte denn darauf kommen? Und Helges Eltern sind zurzeit in Neuseeland. Auch nicht schlecht.« Sie seufzte leise.
    »Ich weiß nicht.« Woanders war das Gras immer grüner.
    Sie stand auf, um sich etwas zu trinken zu holen. Er sah ihr nach. Eine Zeit lang war er scharf auf sie gewesen. Ihre Energie und ihre Entschlossenheit hatten ihn angezogen. Aber sie wollte nichts von ihm wissen. Als Mitstreiter für die gute Sache schon, aber ansonsten nicht. Patrick wusste nichts über Marthas – oder Mausis – sexuelle Orientierung: Männer, Frauen, Schäferhunde ... Es konnte alles sein. Ihre wahre Leidenschaft gehörte sowieso den Aktivitäten bei Pomona . Und die Bemerkung bezüglich der »Bullen« war blöd von ihm gewesen. Sie war im Zuge einer Aktion sogar schon einmal verhaftet worden, er selbst hingegen ...
    Patrick war sich nicht sicher, wie groß sein Enthusiasmus wirklich war. Oder ob man Leuten wie Brogonski und Ingwers dauerhaft das Handwerk legen konnte. Nur um für ein paar Unannehmlichkeiten zu sorgen, dafür war ihm seine Zeit eigentlich zu schade. Und selbst wenn es ihnen gelang, sie zu Fall zu bringen, würden andere das Geschäft übernehmen. Wo Profit zu machen war, fand sich doch immer jemand, der bereit war, gewisse Risiken einzugehen. Risiken, die nicht einmal ihn selbst betrafen. Die Zeche zahlten doch immer die anderen.
    Mausi kam mit zwei frisch gezapften Pils zurück.
    »Du bist ein Engel.«
    »Ich weiß. Das mit deiner Mitbewohnerin Milena tut mir übrigens sehr leid. Ich habe sie zwar nur einmal getroffen, doch ...«
    »Lass gut sein.«
    »Es ist aber nicht gut. Es ist furchtbar. Du musst aufpassen, wenn du weiter bei diesen Leuten wohnst, Patrick. Ich sehe dich nicht gern dort. Wirklich nicht.«
    »Arne und Irma sind schon in Ordnung.«
    »Irgendjemand ist es nicht. Nimm dich vor allem vor Ingwers in Acht.«
    »Der hat doch nicht seine eigene Tochter ... Wirklich, Mausi, du spinnst.«
    »Du hast mal gesagt, dass sie ständig Streit miteinander hatten.« Sie trank ein paar große Schlucke Bier.
    »Milena und ihr Vater? Ich glaube, es war eher die Mutter, die Zoff gemacht hat. Die hat eine Schraube locker.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf. Eigentlich wusste er kaum etwas über sie.
    Milena hatte ihm nicht viel über ihre Eltern erzählt. In Bezug auf

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