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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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klebte ihm inzwischen am Gaumen, und die Luft flimmerte.
    »Etwas ... Schöneres. So wie dorthinten unter den Bäumen.«
    »Tut mir leid«, erwiderte ihre Begleiterin monoton. »Sie können ja einen Baum anpflanzen. Aber das sollten Sie vorher dann mit der Friedhofsleitung abstimmen. Es ist nicht alles erlaubt.«
    »Gibt es denn nicht auch noch was im alten Teil?«, erkundigte sich Judith mit schwacher Stimme.
    »Sie haben dort doch die Familiengrabstelle.«
    Sie drehten sich im Kreis. »Wir überlegen es uns noch einmal und rufen Sie an.« Rudolf musste Judith aus der Sonne bekommen. Er selbst brauchte eine Pause – von allem. Rudolf legte seiner Frau den Arm um die Schultern und führte sie weg.
    »Du denkst, ich stelle mich an.« Judith klang anklagend.
    »Es ist für uns beide sehr schwierig.«
    »Du würdest Milena einfach so Seite an Seite mit meinem Vater bestatten, oder?«
    »Ich kannte deinen Vater nicht.«
    »Sei froh!«, murmelte sie.
    Er sah sie prüfend an. Das waren neue Töne. Nicht mehr so distanziert und frömmlerisch. »War er denn so schlimm?«
    »Ich weiß nicht. Ich hatte immerzu Angst vor ihm. Bis zum Schluss. Und dann war ich froh«, sie schluchzte gequält auf, »war ich so froh ...«
    »Worüber?«
    »Dass er endlich tot war.«

20. Kapitel
    D as hat Spaß gemacht.« Pia sprang mit gerötetem Gesicht und zerzaustem Haar aus Lars’ Land Rover. Das Top klebte ihr am Körper. Sie zog den feuchten Stoff ein Stück vom Körper weg, um Luft an die Haut zu lassen.
    »Du warst gar nicht mal schlecht.« Lars musterte sie, die Mundwinkel ein paar Millimeter nach oben gebogen. »Ich hätte nicht gedacht, dass du es wagst, auch noch in die tiefen Schlammlöcher dahinten reinzufahren. Und du bist sogar allein wieder rausgekommen.«
    »Ja, aber nur mit knapper Not. Und bei dem Hügel da vorn dachte ich, ich kippe beim Hochfahren hintüber.« Pia war immer noch beeindruckt.
    »Das sieht von innen immer schlimmer aus, als es ist. Außerdem hattest du ja einen Neigungswinkelmesser dabei.«
    »Der hilft mir unheimlich weiter. Speziell, wenn ich mich gerade überschlage«, sagte sie.
    »Das Überschlagen solltest du vielleicht lieber mit einem anderen Auto üben. Zum Beispiel mit dem da.« Lars deutete auf einen neueren Land Rover, dessen gesamte Karosserie außen mit Metallrohren verstärkt war, die als Überrollkäfig fungierten. Er fuhr gerade langsam in das für Geländefahrten abgesperrte Terrain.
    »Wem gehört der?« Nicht, dass es von besonderem Interesse gewesen wäre. Der Wagen war anthrazit metallic. Es gelang Pia noch immer nicht so ganz, den Hinweis auf einen blauen Geländewagen aus ihren Gedanken zu verdrängen.
    »Ulli und Janne, glaube ich. Wirst du noch kennenlernen. Komm, wir gehen zu den anderen! Ich bekomme allmählich Kohldampf.«
    »Willst du nicht noch ’ne Runde fahren?«
    »Morgen vielleicht.«
    Pia hob die Augenbrauen. Es gab ein Morgen? An dieser Stelle? Darauf war sie nicht eingestellt. Sie wurde von der Verfolgung dieses Gedankens und dem, was er implizieren könnte, erst einmal abgelenkt, weil es an der Holzhütte Kaffee und selbst gebackenen Kuchen gab.
    Als es etwas kühler wurde und die Sonne in einem Streifen von graurosa Dunst am Horizont versank, stellten die ersten Teilnehmer einen Grill auf. Bald darauf entzündeten zwei andere ein Lagerfeuer mit altem Paletten-Holz, das sie auf einem der Dachgepäckträger transportiert hatten. Nach und nach trafen alle Fahrzeuge wieder auf der Wiese an der Hütte ein. Das eine oder andere Zelt wurde aufgestellt.
    Nach dem Essen – Lars hatte Grillfleisch und Brot mitgebracht – setzten sich Pia und er mit ein paar Leuten ans Feuer. Nicht unbedingt der Wärme wegen, sondern eher in der Hoffnung, der Rauch möge die Mücken auf Abstand halten, die in immer kürzeren Abständen ihre Attacken flogen. Pia hatte vor einer halben Stunde, einer vollkommenen Glucke gleichend, wie sie fand, mit Hinnerk telefoniert und sich vergewissert, dass es Felix gut ging. Offenbar vermisste er sie kein bisschen. Und zu Hause wartete sowieso keiner auf sie.
    Sie lehnte sich an Lars. Er roch leicht nach Schweiß und irgendwie auch nach Motoröl. Pia wagte nicht, sich vorzustellen, wie sie selbst inzwischen roch. Wohl ausgesprochen lecker, wenn Mücken denn einen guten Geschmack hatten. Immer einmal wieder schlug sie nach den Insekten, wenn sie sich auf ihren Armen oder Beinen niederließen, um ihr Blut abzuzapfen.
    »Fliegen die Biester hier eigentlich nur

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