Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
Vom Netzwerk:
die Gärtnerei war sie ihm zum Beispiel überhaupt keine Hilfe gewesen. Allein das Gezeter wegen des Schlüssels! Aber einmal hatte sie von einem Ausflug nach Lübeck berichtet. Milena hatte von ihrer Mutter etwas »Anständiges« zum Anziehen bekommen sollen. Das musste vor ihrem Rauswurf aus der Lehre gewesen sein. Als sie zusammen die Breite Straße hinuntergegangen waren, war Milenas Mutter ohne ein Wort der Erklärung plötzlich in einer Seitenstraße verschwunden. Als sie wieder aufgetaucht war, hatte sie einen knallroten Kopf gehabt und in der Hand eine große Jutetasche. Auf Milenas Nachfrage hin hatte sie erklärt, dass sie gerade drei weitere Bibeln gekauft hatte, weil sie einfach nicht hatte widerstehen können. Milena hatte gelacht, als sie ihm die Begebenheit geschildert hatte. Aber in ihren Augen hatte der blanke Horror gestanden.
    Irgendwann war es nicht länger zu ignorieren. Pia musste mal. Ziemlich dringend. Am anderen Ende der Wiese gab es ein Waschhäuschen mit Toiletten. Das kleine, rot geklinkerte Gebäude sah im schwachen Mondlicht nicht gerade einladend aus.
    Sie ging quer über die Wiese, an den Motorhauben der brav aufgereihten Wagen vorbei. In einem Igluzelt zwischen zwei Autos flackerte Licht. Als Pia es erreichte, kam gerade eine Frau heraus.
    »Die beiden sind viel zu aufgeregt zum Schlafen«, sagte sie, als Pia kurz stehen blieb. Die Frau hieß Anne und war mit ihrem Mann Peter und zwei noch recht kleinen Kindern zum Treffen gekommen. So viel hatte Pia inzwischen mitbekommen.
    »Sie müssten doch hundemüde sein, so, wie sie heute hier rumgerannt sind.«
    »Müssten ...« Anne lachte. »Lars hat erzählt, du hast auch Kinder?«
    »Einen Sohn. Er heißt Felix. Dieses Wochenende ist er aber bei seinem Vater.«
    »Oh. Na, kann auch Vorteile haben. Da hat man auch mal Zeit für sich. Oder?« Sie stand etwas unschlüssig herum und wusste offenbar nicht, ob sie zu viel gesagt hatte. »Kommst du wieder mit zum Feuer?«
    »Ich wollte gerade dahinten hin.« Pia deutete mit dem Kopf zum Waschhaus.
    »Alles klar. Bis gleich dann.« Anne entfernte sich, den Kopf leicht gesenkt, den Blick auf den Lichtkegel ihrer Taschenlampe gerichtet. Eine Lampe war bei dem unebenen Untergrund gar keine schlechte Idee. Pia tastete sich weiter vorwärts.
    Die Ausstattung des Häuschens untertraf ihre Erwartungen noch. Sie beeilte sich und trat bald wieder hinaus ins Freie. Nach dem Neonlicht im Innenraum des Waschhauses war Pia draußen in der Dunkelheit erst mal so gut wie blind. Sie rieb sich die Hände an ihren Shorts trocken und wartete, bis sich ihre Augen wieder an das spärliche Licht gewöhnt hatten. Sie konnte es nicht lassen: Ihr Blick glitt suchend an den abgestellten Fahrzeugen entlang. Fünf hatte sie gezählt, die in diesem typischen staubigen Taubenblau lackiert waren, zwei davon hatten ein weißes Dach. Es bestand die geringe Chance, dass der Fahrer des Wagens, den ein Zeuge am Tag des Mordes in der Nähe des Tatortes gesehen hatte, hier war. Es musste sich dabei ja gar nicht um den Täter handeln. Vielleicht war es nur jemand, der eine wichtige Beobachtung gemacht hatte.
    Zwei der Fahrzeuge, die infrage kamen, hatten ein Ostholsteiner Kennzeichen. Wie die Bewohner von Fehmarn oder der weiteren Umgebung. Pia seufzte. Sie konnte schlecht fragen, wem sie gehörten. Nicht mal unter einem Vorwand. Immerhin hatte sie es Lars versprochen. Aber sie konnte sich die Beine etwas vertreten.
    Langsam ging sie hinter der ersten Fahrzeugreihe entlang.
    Da stand einer, ein Land Rover in Taubenblau. Und niemand weit und breit zu sehen. Die Versuchung war zu groß. Pia umrundete den Wagen langsam und tippte mangels Notizblock das Kennzeichen in ihr Mobilfunkgerät ein. Es war ein älteres Modell mit kurzem Radstand, eng zusammenstehenden Scheinwerfern und einer Oldtimer-Zulassung. Mit der Winde vorn am Kühlergrill, den Suchscheinwerfern am Dachgepäckträger und der Alukiste auf dem Dach etwas aufgemotzt. Trotz seines hohen Alters sah der Wagen so aus, als wäre er gut in Schuss. Ein Liebhaberfahrzeug. Wem er wohl gehörte?
    Aus der Dunkelheit näherte sich eine schemenhafte Gestalt. Pias Herz begann, schneller zu schlagen. Sie wusste selbst nicht genau, warum. Meldete sich da ihr schlechtes Gewissen wegen ihrer Schnüffelei? Sie hatte auf dem Rückweg vom Klo doch nur einen kleinen Umweg gemacht.
    »Alles in Ordnung?« Es war Lars’ Stimme. Er hatte sie offenbar gesucht.
    »Ja. Ich hab nur noch mal die Wagen

Weitere Kostenlose Bücher