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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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bewundert.«
    »Das glaube ich dir aufs Wort. Die Frage ist nur, warum«, sagte er und trat ein Stück näher.
    Sie steckte ihr Mobiltelefon zurück in die Tasche.
    »Du hast mir doch etwas versprochen.«
    »Die Versuchung war einfach zu groß. Ich konnte nicht anders.«
    »Versuchung, so, so. Damit kann man quasi alles entschuldigen.« Er schaute sie unverwandt an. Sie sah seine Augen glitzern, aber sie konnte den Ausdruck seines Gesichtes im Dunklen nicht erkennen. Wenn er sauer auf sie war, dann vielleicht sogar zu Recht. Das war wirklich kein gutes Benehmen gewesen.
    »Ich möchte jetzt nach Hause. Kannst du noch fahren, oder soll ich mir ein Taxi rufen?«
    »Auch wenn es mir schwergefallen ist: Ich habe bisher nur ein Bier getrunken. Selbstverständlich fahre ich dich. Hier gibt es keine Taxis. Wir sind im Nirgendwo.«
    »Und du, fährst du danach wieder her?«
    »Kommt darauf an.«
    Ah, ja. Pia konnte nicht anders. Er stand so nah, dass sie seine Körperwärme spürte. Und es war so lange her. Monate, die ihr wie Jahre vorkamen. Sie hob die Hand und strich ihm leicht über die Wange. Trat so nah an ihn heran, dass sie sich ganz leicht berührten. Er legte seine warmen Hände an ihre Oberarme. Senkte ein Stück den Kopf. Ihr Herz begann wieder zu hämmern.
    »Wir müssen aber auch nicht mehr fahren. Ich habe ein Dachzelt. Das gehört sozusagen zur Dauerausstattung meines Landys ...« Sein Atem roch nach dem einen Bier, das er am Feuer getrunken hatte.
    Nicht schlecht, fand sie, sogar ganz und gar nicht schlecht. Die Hormone rauschten durch ihre Adern wie auf einer Raftingtour nach der Schneeschmelze. Das letzte Mal, als sie so unvernünftig gewesen war, hatte es sie hinterher wochenlang beschäftigt. Nicht sehr, nur ein wenig. Winzige Knabberbisse der Sehnsucht und die uneingestandene Erwartung, dass er, Nathan, sich doch noch einmal bei ihr melden würde. Obwohl sie ihn nicht gerade nett behandelt hatte. Ganz nach dem Motto: sich nur nichts vergeben. Bloß nicht das Gesicht verlieren. Die Sache hätte sowieso keine Zukunft gehabt, so weit, wie sie voneinander entfernt wohnten. Und außerdem hatte sie sich geschworen, Felix nicht das zuzumuten, was sie selbst durchgemacht hatte. Und nun stand sie hier und wollte den Mann vor sich wider besseres Wissen küssen.
    Pia fuhr zusammen. Sie blinzelte irritiert in gleißende Helligkeit. Lars riss sie zu sich heran, löste dann aber seinen Griff und sah sich um. Sie standen im blendenden Scheinwerferlicht.
    »Erwischt«, sagte jemand aus Richtung des Fahrzeugs, das hinter ihnen stand. Die am Dachgepäckträger befestigten Scheinwerfer erloschen wieder, eine Fahrzeugtür klappte. Eine dunkle Gestalt, soviel man erkennen konnte ein Mann, kam auf sie zugeschlendert. »Die Versuchung war einfach zu groß.«
    »Ach, du bist’s! Darf ich vorstellen: Chris«, sagte Lars leicht genervt. »Chris, die Frau, die du gerade mit deinen Scheinwerfern gebannt hast, heißt Pia.«
    »Pia? Nichts für ungut. Ich hoffe, du kannst Spaß verstehen.«
    Ha, ha. Sie versuchte, sein Gesicht zu erkennen, doch ihre Augen hatten sich noch nicht wieder an die Dunkelheit gewöhnt. Dem Klang seiner Stimme nach zu urteilen, war er etwas jünger als Lars. Vielleicht Mitte dreißig. Klein, drahtig. Er trug eine Brille, deren Gläser das schwache Licht reflektierten. »Doch, es war extrem lustig«, sagte sie.
    »Kommt ihr mit zur Hütte, oder habt ihr noch was zu erledigen?« Sein Ton war süffisant.
    »Wir wollten gerade gehen«, meinte Pia kühl.
    »Na denn ... Man sieht sich.« Er schlenderte in Richtung Feuer davon.
    »Ich war wohl unfreundlich«, sagte Pia.
    »Das ist sowieso ein Idiot«, flüsterte Lars nah an ihrem Ohr.

21. Kapitel
    N ach der Besprechung am Montagmorgen fand sich Pia mit Broders vor der Gärtnerei Ingwers ein. Ein junger Mann in grüner Arbeitshose rollte gerade einen Wagen mit Pflanzen nach draußen. Drinnen schlug ihnen feuchte Wärme entgegen. Es grünte und blühte, irgendwo im Hintergrund krächzte ein Papagei. Sie traten an den Tresen rechts neben dem Eingang.
    »Guten Morgen, Frau Kuhnert. Wir sind mit Herrn Ingwers verabredet«, begrüßte Broders eine Frau, die gerade Blumenerde vom Tresen fegte.
    »Moin.« Sie reckte den Hals, um raus auf den Parkplatz zu sehen. »Der ist aber noch nicht da. Wollen Sie warten?«
    »Wir sehen uns solange um«, sagte Pia. Das war sowieso ihr oberstes Anliegen. Am liebsten wäre sie gleich mit einem Durchsuchungsbeschluss aufgekreuzt, aber

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