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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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auseinander. Vor ihr lag ein mattschwarzer Stein in der Größe eines halben Daumens. Drumherum graue Ascheflöckchen, weißes, zerknittertes Gewebe und ein Gespinst aus schwarzem Garn. Pia hob den Blick von ihrer Schreibtischplatte und sah Irma Seibel irritiert an. »Was ist das?«
    »Das frage ich Sie.«

24. Kapitel
    D as sieht mir aus wie die Bestandteile eines Amuletts«, sagte der Sektenbeauftragte der Nordelbischen Kirche.
    »Nüchtern betrachtet, sind es ein schwarzer Stein und ein Fetzen Stoff.« Pia saß in seinem Büro, eine Tasse goldgelben Tees vor sich. Sie war froh, so kurzfristig einen Termin bei diesem Mann bekommen zu haben. Die Richtung, in die der neue Hinweis deutete, machte sie allerdings überhaupt nicht froh.
    »Die Frau, die es gefunden hat, hat Ihnen gesagt, dass der Stein in dieses weiße Stück Stoff eingewickelt gewesen ist?«
    »Genau. Der Stein soll in den Stoff eingeschlagen und mehrfach mit dem schwarzen Faden umwickelt gewesen sein. Und darin befand sich noch eine graue Substanz. Die Asche von irgendwas. Ein Teil davon wird aber schon bei uns im Labor untersucht.«
    Der Mann nahm eine Lupe aus der Schreibtischschublade und betrachtete den Stein. »Wahrscheinlich ein Schwarzer Turmalin, vielleicht auch ein Hämatit, ein Blutstein oder eine Apachenträne. Diesen Mineralien, besonders dem Schwarzen Turmalin, werden Schutzeigenschaften zugesprochen. Schon die alten Ägypter glaubten an seine Wirkung als ›Blitzableiter‹ vor negativen Einflüssen wie Vergiftungen, Erdstrahlen, Neid, Hass, Missgunst und auch schwarzer Magie oder satanischer Magie.«
    »Ein Amulett gegen satanische Magie?«
    »Amulette sollen immer vor etwas schützen, während ein Talisman etwas Positives anziehen soll«, referierte der Sektenbeauftragte.
    »Die Frau, die es mir gegeben hat, hat das Amulett von ihrer fünfjährigen Tochter, und die hat es angeblich unter ihrem Kopfkissen gefunden.«
    »Oh ... interessant.«
    Irma Seibel hätte ein anderes Adjektiv benutzt. »Das Amulett ist in Zusammenhang mit einer Mordermittlung aufgetaucht«, sagte Pia und sah in die wasserblauen Augen des Mannes. »Die Mutter des kleinen Mädchens ist beunruhigt. Ich muss wissen, womit wir es hier zu tun haben.«
    Er seufzte und verschränkte die Hände auf der Schreibtischplatte. »›Satanismus‹ – mit dem Begriff sind die Leute schnell bei der Hand. Aber ein Amulett ist noch kein sicherer Hinweis auf die Existenz irgendwelcher Teufelsanbeter. Ist Ihnen in diesem Zusammenhang sonst noch etwas zu Ohren gekommen?«
    »In dem Haus auf Fehmarn, in dem Mutter und Tochter wohnen, ist ein Mord geschehen. Und es hat ein paar Tage später eine Art Séance stattgefunden ...« Pia rutschte auf dem glatten Stuhl hin und her.
    »Wer hat die Séance abgehalten?« Der Sektenbeauftragte klang nun etwas wacher.
    »Ein Mann namens Frank Albrecht. Er nennt sich Aleister.«
    »Aleister – nach Aleister Crowley? Oh, oh. Ich glaube, von dem Typen habe ich schon gehört. Von Frank Albrecht, von Crowley sowieso. Warten Sie.« Er zog die Tastatur zu sich heran und begann zu tippen.
    Pia nippte an ihrem Tee. Die Luft war schwül, fast zähflüssig.
    »Da haben wir ihn: Frank Albrecht. Wir sind schon ein paar Mal auf ihn hingewiesen worden, aber der Mann gehört keiner sektenähnlichen Gruppierung an. Nichts, was auf verbotene Aktivitäten hinweist. Man kann schließlich niemandem verbieten, diese sogenannten Séancen abzuhalten. Was er treibt, ist im Grunde Betrug. Doch er scheint keinen weiteren Vorteil daraus zu ziehen als die Aufmerksamkeit, die er mit seinem Schauspiel erregt.«
    Pia nickte. »So ähnlich habe ich ihn auch eingeschätzt, aber ich wollte sichergehen. Was soll ich der Mutter sagen? Wie soll sie sich verhalten?«
    »Hm. Es wäre gut zu wissen, wer dem Kind das Amulett untergeschoben hat, und denjenigen im Zweifelsfall von ihm fernzuhalten.«
    »Im weiteren Umfeld des Kindes gibt es auch eine Person, die einem speziellen christlichen Gesprächskreis angehört. ›Gebets- und Bibelkreis Wagrien‹ ist der Name. Sagt Ihnen das etwas?«
    Die Pupillen seiner blauen Augen schienen sich kurz zusammenzuziehen. Das war die einzige erkennbare Reaktion.
    »Der Bibelkreis Wagrien ist uns bekannt. Das ist aber keine Sekte, und Satanisten sind das schon gar nicht.«
    »Die Person hat recht heftig auf den Anblick des Amuletts reagiert. Angeblich hat sie gesagt, man solle Satan nicht anrufen oder so ähnlich. Können Sie mir dazu noch etwas

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