Ostseegrab
hätte das nie tun dürfen. Aber sie sagte, dass es aus wäre zwischen euch und ich war breit. Scheiße, das klingt so billig. Ich ... ich habe mich so beschissen gefühlt. Ich hätte es dir gesagt, wirklich, aber dann war sie plötzlich tot.«
Olli sah ihn böse an und nickte, als sei er plötzlich um eine Erkenntnis schlauer. »Wie praktisch! Komisch, dein Timing!«
»Sag mal, spinnst du?« Ben sprang auf. »Willst du mir jetzt auch noch einen Mord anhängen?«
Olli schwieg ein paar Sekunden. »Liebst du Sophie?«, fragte er dann.
»Ich mag sie sehr. Ich habe keine Ahnung, wie die Geschichte weitergeht.«
Olli nahm wieder einen großen Schluck aus der Flasche. »Sophie! Verdammt hübsch! Hat mich vorhin besucht. Sie hält mich übrigens für den Mörder.« Olli lachte. »Und sie hat ja recht!«
»Wo ist Sophie? Bitte! Das ist wichtig!«
»Keine Ahnung. Wollte sie nicht zu dir? Vielleicht sollte ich besser dir diese Frage stellen.«
»Wann war sie hier? Wohin ist sie gegangen«
»Ich hab keine Ahnung. Sie ist weggerannt.«
»Weggerannt?«
»Ja, wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit.«
»In welche Richtung?«
»Jetzt reg dich ab! Ich hab ihr nichts getan. Nur ein bisschen Angst gemacht. Sie ist in Richtung Bistro gelaufen.«
Sophie schreckte hoch. Sie hatte tatsächlich geschlafen. Wo war sie? Sie blickte sich um. Sie erkannte die Bistroküche. »Hanjo?« Ihre Zunge war schwer und trocken. Ihr Ruf war kaum zu hören. Sie wollte aufstehen, doch ihre Beine waren wie Pudding.
»Sophie!« Hanjo war sofort bei ihr. »Du bist einfach eingenickt. Da hab ich dich etwas schlafen lassen. Du musst dich schonen. Geht es dir jetzt ein bisschen besser?«
Nein, es ging ihr gar nicht besser. Die Schmerzen waren zwar weg, aber die Welt um sie herum war wie Nebel. Sie hatte von Pelle geträumt. Sie waren zusammen über eine Wiese gerannt. Und dann war da ein Baby. Sophie versuchte, wacher zu werden. Warum war sie bei Hanjo? Polizei, sagte eine innere Stimme. Ja genau, sie musste Stefan anrufen. Aber eigentlich wollte sie lieber schlafen. »Wo ist das Telefon?« Ihre Stimme lallte.
»Hinten im Schlafzimmer. Ich kann es dir leider nicht bringen. Ist noch so ein altes Teil mit Kabel«, entschuldigte sich Hanjo.
Sophie nickte und versuchte aufzustehen. Ihr Körper war schwer wie Blei. In ihren Ohren rauschte es.
»Mein Gott, Mädchen, du bist ja ganz blass. Komm, ich helfe dir.«
Mit Hanjo Hilfe kam sie auf die Beine. Sie gingen langsam in die hinteren Privaträume. Das Rauschen wurde schlimmer. In Hanjos Schlafzimmer flackerte Kerzenlicht. Hanjo half ihr, sich auf einen Sessel zu setzen. Auf einem kleinen Tisch stand ein altes Telefon. Dahinter standen die Kerzen und schöne Bilderrahmen mit Fotografien.
»Ich bin gleich wieder da. Kommst du zurecht?«
Sophie nickte. Alles waberte vor ihren Augen. Sie musste doch nur den Arm ausstrecken und den Hörer greifen. Die Bilder. Da war ein Foto von einer älteren Frau. Das musste Freya sein. Und da war ein Portrait von Fee. Sie streckte mit letzter Kraft den Arm aus und nahm den Hörer ab. Ihr Blick fiel auf das Bild im nächsten Rahmen. Sarah! Sophie begann zu zittern. Und das war Clara. Die entsetzliche Gewissheit trieb sie an. Wie war Tinas Nummer noch? Sophie konnte sich nicht erinnern. Sie würde einfach 110 wählen. Es kostete sie unendlich viel Kraft, den Hörer abzunehmen. Das musst du jetzt hinkriegen, feuerte sie sich an. Und dann kannst du endlich ein bisschen schlafen. Der altmodische Hörer war so schwer, dass sie ihn nur mit Mühe an ihr Ohr legen konnte. Ihr Zeigefinger stecke bereits in der Wählscheibe. Verzweifelt wartete sie auf ein Freizeichen. Das Telefon war tot.
45
Hanjo drehte das Wasser ab. Die Wanne war voll genug. Er streckte die Hand aus und fischte das Thermometer heraus. 40 Grad. Bis sie in der Wanne lag, war das Wasser sicher auf Körpertemperatur abgekühlt. Sophie würde sich wunderbar entspannen können. Hanjo lächelte und rieb sich die Hände. Diesmal würde alles gutgehen. Sophie würde bestimmt lächeln. Er würde ihr erzählen, warum er es tun musste, und sie würde es verstehen. Sie war nicht nur schön, sie war auch schlau. Fee wäre genauso gewesen. Eine schöne junge Frau mit Grips. Außerdem hatte Sophie genug Valium intus. Sie würde ganz ruhig sein und keine Angst haben. Hanjo kicherte leise. Das mit dem Valium war eine wunderbare Idee gewesen. Sie war ihm erst nach der Sache mit dieser Sandra eingefallen. Es
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