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Ostseegrab

Ostseegrab

Titel: Ostseegrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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Auto zu fahren. Sie würde doch nicht nachts am Strand langspazieren? Ben versuchte, sich zu beruhigen. Sophie war eine intelligente Frau und sie wusste, dass ein Mörder frei herumlief. Aber sie war so durcheinander gewesen. Er würde noch verrückt werden, wenn er nur tatenlos dasaß. Hoffentlich lag sie im Bett und schlief. Und wenn sie sich unvernünftigerweise doch zu einem Spaziergang entschlossen hatte? Ben beschloss, ihr entgegenzugehen. Für den Fall, dass sie hoffentlich doch mit dem Wagen kommen würde, während er weg war, schrieb er einen Zettel. Er lief eilig zum Strand. Langsam stieg in ihm Panik auf. Jemand hatte ihren Hund umgebracht und sie war auch schon niedergeschlagen worden. Die Idee, sich heute noch zu treffen, war vollkommen wahnsinnig, gestand er sich ein. Sie brauchte Ruhe und sollte nicht durch die Gegend fahren oder schlimmer, gehen. Was war nur mit ihm los gewesen? Er hätte drauf bestehen sollen, dass sie sich schonte. Morgen hätten sie alle Zeit der Welt gehabt, ausgeruht über alles zu reden. Ganz hinten in der Bucht brannte ein Feuer. Verwirrt und neugierig begann Ben zu laufen. Tatsächlich, da machte jemand ein Lagerfeuer. Wer? Es waren kaum noch Gäste da und die Stimmung war im Moment auch nicht besonders gut. Wer zum Teufel veranstaltete da einen Beachabend? Ben konnte nur eine Person ausmachen. Aber das war doch Olli! Jetzt rannte er. Olli sah furchtbar aus. Sein Blick war wirr und sein T-Shirt war verschwitzt. Neben ihm stand eine halb volle Flasche Whisky. Der Kumpel schien ihn nicht einmal zu bemerken.
    »Was machst du hier?«, fragte Ben atemlos.
    »Feuer!«, antworte Olli ohne ihn anzusehen. Mechanisch warf er kleine Papierstückchen in die Flammen.
    Ben sah genauer hin. Es waren Fotos, die Olli zerriss. Auf einem erkannte er Fenja. Ben bekam Angst. Olli sah vollkommen wahnsinnig aus. »Olli, was soll das?« Seine Stimme überschlug sich fast.
    »Ben!« Endlich sah Olli ihn an. Sein Blick war verschleiert. »Ich mache Schluss! Ich kann so nicht mehr weitermachen.«
    Olli konzentrierte sich wieder auf das Auseinanderreißen der Fotos.
    »Was meinst du eigentlich?«
    »Das hier!« Olli breitete die Arme aus. »Alles! Es ist zu Ende! Für mich wird bald alles ganz anders werden. Endlich!« Er warf wieder eine Handvoll Fetzen in die Flammen. »Ich muss sie beerdigen. Die ganze beschissene Vergangenheit.«
    Wenn er doch nur wüsste, was in Olli vorging. Was meinte er damit, dass für ihn alles anders werden würde? Er musste ihn irgendwie aus dieser Trance kriegen. »Und?« Ben klopfte Olli kumpelhaft auf die Schulter und deutete auf den Whisky. »Krieg ich auch einen Schluck?« Olli nickte, machte aber keine Anstalten, ihm die Flasche zu reichen. Ben lehnte sich vor und nahm sie. »Prost! Auf wen eigentlich?«
    »Keine Ahnung! Such dir eine aus.«
    Ben hatte nicht gewusst, dass es eine Steigerung von Angst gab, aber genau das fühlte er jetzt.
     
    Tina schreckte aus dem Schlaf hoch. Sie war in Schweiß gebadet. War was mit den Kindern? Mit klopfendem Herzen lauschte sie. Nein, alles war ruhig. Sie hatte wohl einfach nur schlecht geträumt. Tina griff zur Wasserflasche und trank ein paar Schlucke. Es war unerträglich heiß. Sie versuchte, sich zu beruhigen. Es war ein Traum, nur ein Traum. Sie hatte von Pelle geträumt. Na, kein Wunder! So etwas Furchtbares verdaute man nicht so leicht. Tina schüttelte den Kopf und atmete tief durch. Pelle hatte nun unter der schönen alten Kastanie eine wunderbare letzte Ruhestätte. Furchtbar, dass die meisten geliebten Haustiere als Seife endeten. Ob Sophie schon wieder zu Hause war? Tina lächelte. Wahrscheinlich nicht. Sie kuschelte bestimmt mit diesem verrückten Ben auf der verlausten Matratze in diesem Bus. Dass Sophie, die Stil-ikone schlechthin, sich in einen Hippie verknallte, war wirklich zu komisch. Aber Ben schien wirklich kein schlechter Kerl zu sein. Er hatte sofort alles stehen und liegen gelassen, um Sophie in diesen schweren Stunden zur Seite zu stehen. Plötzlich begann ihr Herz wieder zu rasen. Da stimmte was nicht! Tina setzte sich auf und überlegte panisch. Oh Gott! Ja! Das war der Fehler! Sie griff zum Telefon und wählte zitternd Stefans Handynummer. Ein Freizeichen.
    »Tina?«
    »Stefan! Gott sei Dank!« Ihre Stimme klang viel zu schrill.
    »Ist was mit den Kindern?«
    »Was? Nein! Hör zu, du musst sofort zurückkommen! Und verständige deine Kollegen.«
    »Was soll ich? Tina, leg dich wieder hin ...«
    »Stefan!

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