Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ostseegrab

Ostseegrab

Titel: Ostseegrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
Vom Netzwerk:
blinkte: ›Ein Anruf in Abwesenheit‹.
     
    Ben hatte seinen Bus aufgeräumt, das Bett bezogen und Kerzen aufgestellt. Diese Maßnahmen machten aus seinem Bus zwar keine Luxussuite, aber es wirkte gemütlich. Er wohnte eben in einem klapprigen Transit. Er würde ihr nichts vormachen. Ben stellte zwei Stühle und einen Tisch vor den Bus und legte einen bunten Sarong als Tischdecke über die Platte. Noch war es zu hell, um die Kerzen anzuzünden, aber nach Sonnenuntergang würde die Kulisse sicher sehr romantisch wirken. Schließlich sollte sie einen ganz besonderen Abend erleben. Er hoffte nur, dass das Wetter ihm keinen Strich durch die Rechnung machen würde. Ben war gerade dabei eine Flasche Rotwein zu öffnen, als Sophie plötzlich vor ihm stand. »Hey! Da bist du ja schon.« Ben nahm sie in die Arme und küsste sie zart. »Ich hab deinen Wagen gar nicht kommen hören.«
    »Pelle und ich sind gelaufen! Wir haben den ganzen Nachmittag faul im Garten gesessen und uns war nach Bewegung.«
    »Schön, dass du da bist.« Er gab Sophie einen stürmischen Kuss und riss sie fast um.
    »Langsam«, lachte sie. Ihre Tasche rutschte ihr von der Schulter und fiel zu Boden. Der Inhalt kullerte über den Rasen. Ben half ihr, die Sachen wieder einzusammeln.
    »Was ist das denn?«, fragte er grinsend und griff nach der Zahnbürste. »Das finde ich aber süß, dass du dir ein Souvenir mitgenommen hast. Ein Andenken an unsere gemeinsame Nacht!«
    »Souvenir?« Sophie sah ihn verwirrt an. »Quatsch! Das ist Ollis. Ich muss sie heute Morgen in Gedanken versehentlich eingesteckt haben.«
    »Ollis? Nee, die ist mit ihm verreist. Das ist meine. Ich habe sie wie verrückt gesucht.« Ben lachte und steckte sie zurück in Sophies Tasche. »Bitte behalt sie. Ich habe noch eine. Wein?« Sophie starrte ihn an, als habe sie einen Geist gesehen. »Süße? Möchtest du ein Glas Wein?« Sie nickte und setzte sich langsam auf einen Stuhl. Er schenkte die beiden angeschlagenen Wassergläser voll. »Aufpassen! Da ist ne Macke im Glas. Du hast aber das gute! Nur auf einer Seite anschlagen.« Sophie lächelte und trank einen Schluck. »Ist alles paletti?«, fragte er forschend.
    »Na klar! Was gibt es denn zu essen? Tina war der Meinung, du würdest uns eine Dose Ravioli warm machen.«
    »So schlimm wird es nicht. Versprochen!« Er stellte einen Wok auf den Gaskocher, der neben dem Tisch stand, und ließ Sesamöl heiß werden. Dann gab er Knoblauch und Chilis dazu und briet Garnelen an. Sophie war von ihrem Stuhl aufgestanden und sah beeindruckt zu. Als die Garnelen knusprig waren, warf er Frühlingszwiebeln, Zitronengras, Zuckerschoten und Brokkoliröschen dazu und löschte alles mit Kokosmilch ab.
    »Das riecht ja wie in meinem Lieblingsrestaurant!«
    »Na dann.« Ben rührte im Wok und sie schwiegen. Es war ihm wichtig, dass sie sich wohlfühlte. Er wollte sie verwöhnen, auf seine Art und nach seinem Budget. Sophie sah aus wie eine Göttin. Sie warf ihr langes Haar zurück und lächelte ihn an. »Ich hoffe, du hast Hunger.« Ben gab Reis und das Garnelencurry auf zwei altmodische Teller und stellte sie auf den Tisch. »Guten Appetit!«
    Sophie kostete und riss überrascht die Augen auf. »Ben! Das ist ja köstlich. Wirklich! Wo hast du das Rezept her?«
    »Aus Asien. Ich meine, ich habe mich auf Phuket davon ernährt.«
    »Mit ihr?«, fragte sie leise.
    Er nickte nur. Sie aßen schweigend weiter. Ben hoffte, dass es kein peinliches Schweigen war, sondern dass sie ihr Essen genoss. Das Klingeln seines Handys ließ sie zusammenzucken. »Ich geh nicht ran!«
    »Sieh wenigstens nach, wer dran ist«, lachte sie.
    Ben griff in seine Hosentasche und sah auf das Display. Er zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe. »Olli«, formten seine Lippen stumm, bevor er das Gespräch annahm. »Alter! Hey, wo steckst du denn?«
    »Ich sitz am Meer«, lallte Olli. »Es sieht alles so… ich weiß auch nicht.«
    Ben stand auf und zündete sich eine Zigarette an. »Ist alles in Ordnung? Ich meine, du klingst ein bisschen komisch. Bist du betrunken?«
    »Betrunken? Nur ein ganz kleines bisschen. Nein, es geht mir gut. Ich glaube, ich verstehe langsam. Ja, Ben. Ich sehe immer klarer! Ach, du musst mir einen Gefallen tun. Das bist du mir schuldig.«
     
    Sophie versuchte gelassen weiterzuessen. Am liebsten hätte sie Ben den Hörer aus der Hand gerissen. Ben wühlte sich mit der freien Hand durch das Haar.
    »Was? Jetzt?«, fragte er Olli entsetzt. »Hat das nicht

Weitere Kostenlose Bücher