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Ostseegrab

Ostseegrab

Titel: Ostseegrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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auf ihren Lippen. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
     
    Ben hämmerte das Herz bis zum Hals. Er ließ sich neben sie in den nassen Sand fallen und nahm ihren Kopf in die Hände.
    »Sophie, wach auf!« Verflucht, warum passierte das schon wieder? Pelle stand neben ihm und jaulte. Er leckte seinem Frauchen das Gesicht. »Sophie!«, schrie Ben wieder. Sie rührte sich noch immer nicht. Er merkte, wie ihm die Tränen in die Augen schossen. Er würde das nicht noch einmal durchstehen. Das Handy! Sie musste ihr Telefon dabei haben. Panisch suchte er ihre Handtasche durch. Vergeblich. Er musste unbedingt Hilfe holen. Er zog sich die Jacke aus und deckte sie damit zu, um sie warm zu halten und vor dem immer stärker werdenden Regen zu schützen. Ihr Puls war schwach. Verzweifelt sah er sich um. Zwei Meter entfernt lag Clara. Ihr Gesicht war verzerrt und schrecklich weiß, wie eine Maske aus Gips. Ben stand auf und ging widerwillig zu ihr, um sie genauer sehen zu können. Sie musste tot sein. Trotzdem griff er nach ihrem Handgelenk, um den Puls zu fühlen. Ihr Arm war eiskalt. Entsetzt ließ er ihn schnell los und wischte sich angeekelt die Hand an der Hose ab. Er fühlte sich genauso hilflos wie damals.
    »He, was ist denn da los?«, brüllte es über den Strand.
    Ben sprang erleichtert auf, als er Hanjos Stimme erkannte.
    »Hanjo! Mein Gott, dich schickt der Himmel. Schnell, ruf die Polizei und einen Krankenwagen. Sophie ist verletzt und hier liegt eine Tote. Ich glaube, es ist Clara.«
    »Was?«
    Hanjo kam auf ihn zu. Er trug nur einen Pyjama und war schon bis auf die Haut durchnässt. Ben wurde nervös. »Hanjo! Bitte! Ruf den Krankenwagen! Du kannst hier nichts tun!« Hanjo nickte und rannte endlich zurück zum Bistro. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern. Immer heftigere Blitze zuckten am Himmel. Ben hielt die ohnmächtige Sophie im Arm und versuchte, sie vor dem Regen zu schützen, der auf ihr schönes Gesicht prasselte. Das blonde Haar wurde vor lauter Blut immer roter. Sie musste eine schlimme Platzwunde haben. »Stirb du mir nicht auch noch weg!«, schluchzte Ben und schaukelte sie wie ein Baby. Es waren schon zu viele Leichen, die durch seine Träume geisterten. Das musste endlich aufhören. Voller Angst wartete er gemeinsam mit Pelle auf die Polizei und die Sanitäter. Als er endlich das Blaulicht hörte, nahm er auch den Hund in den Arm. »Jetzt wird alles gut!«, flüsterte er dem nassen Pelle ins Ohr. Die Polizei und die Rettungswagen parkten gleichzeitig am Strand. Die Sanitäter rannten mit einer Trage über den Strand. Ben war noch nie so erleichtert gewesen. Die Sanitäter kümmerten sich um Sophie. Die Polizei hatte den Tatort ebenfalls fast erreicht. Ben erkannte Broder und winkte ihm zu. »Hier! Die Leiche liegt hier!«

35
    Mittwoch
     
    Sophie schlug die Augen auf und schloss sie schnell wieder. Das Licht stach ihr wie ein Messer in die Augen. So viel hatte sie doch nun wirklich nicht getrunken, wunderte sie sich. Außerdem war ihr entsetzlich übel. Vorsichtig legte sie die Hände an ihre Schläfen, um sie zu massieren. Ihre Finger berührten einen Mullverband. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Sie hatte doch gerade noch in Bens Armen gelegen. Sophie zwang sich, die Augen wieder zu öffnen. Sie brauchte eine Weile, um sich zurechtzufinden. Ihr war so schwindelig, als wäre sie auf hoher See. Doch sie war auf keinem Boot, sie war im Krankenhaus. Ihr Herz begann zu rasen. Eine Welle der Übelkeit kam in ihr hoch. So schnell sie konnte, griff sie nach einer Nierenschale, die auf ihrem Nachttisch stand, und übergab sich. Erschöpft ließ sie den Kopf wieder in die Kissen sinken. Kalter Schweiß rann ihr über das Gesicht. Sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde.
    »Guten Morgen! Wie fühlen wir uns denn? Oh, nicht so gut. Warten Sie, ich nehme das schnell weg.«
    Sophie spürte, wie man ihr die Schale aus der Hand nahm.
    »Frau Sturm?«
    Eine pummelige Krankenschwester lächelte sie verschwommen an. Neben ihr stand ein Mann mit grauen Schläfen.
    »Wo bin ich?«
    »Sie sind in der Inselklinik auf Fehmarn«, antwortete der Mann. »Ich bin Dr. Behrens. Keine Sorge, alles halb so schlimm! Sie haben eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde am Kopf. Nichts Ernstes. Schwester Monika gibt Ihnen gleich was gegen die Übelkeit. Die Wunde am Kopf mussten wir nähen. Aber keine Angst, es wird keine sichtbare Narbe zurückbleiben. In ein paar Tagen geht es Ihnen wieder gut. Dann werden Sie sich auch

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