Ostseegrab
und nahm ihr schönes Gesicht in die Hände. Er küsste sie, erst zärtlich und dann immer heftiger. Sie zögerte erst, doch bald erwiderte sie seine Leidenschaft. Er zog sie in seinen Bus und schloss die Schiebetür. Später lagen sie auf dem sandigen Sarong. Ben streichelte ihr über den schönen Rücken. Sophie schmiegte sich an ihn, doch er konnte fühlen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
»Was ist los?«
Sie schluckte heftig. »Ach Ben, du kannst dir nicht vorstellen, wie zerrissen ich gerade bin. Ich bin hierher gekommen, um einen Mann zu vergessen. Ehrlich gesagt, wollte ich nie wieder einen haben. Und jetzt liege ich schon wieder mit dir hier. Scheiße. Ich glaube, ich bin ziemlich durcheinander. Mir geht das alles zu schnell. Sei mir nicht böse, aber ich geh jetzt besser. Wir sehen uns morgen.«
»Bitte bleib! Wenn du jetzt gehst, dann ...« Ein Blitz zuckte und kurz darauf war der Donner zu hören.
»Ben, versuch mich zu verstehen! Ich muss ein bisschen nachdenken und ich bin müde.«
»Da draußen tobt gleich ein Gewitter!«
Sophie küsste ihn zärtlich und stand auf. Dann suchte sie im Kerzenlicht ihre Klamotten zusammen und zog sich an. Ben wusste, dass er sie nicht aufhalten konnte. Er lächelte sie traurig an und öffnete die Schiebetür.
Bevor Sophie aus dem Transit stieg, zögerte sie kurz. »Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass Olli der Ostseekiller sein könnte?«
Ben war zu überrascht. Er konnte nicht antworten. Er starrte sie nur verwundert an. Sophie nickte nur und verschwand in der Dunkelheit. Sein Herz schlug bis zum Hals. Nein, er konnte sie nicht so gehen lassen. Ben sprang aus dem Bett und schlüpfte schnell in Jeans und T-Shirt. Bevor er den Bus verließ, riss er noch seine Regenjacke vom Haken. Er musste sie einholen.
34
Sophie stolperte den Strand entlang und fluchte. Es goss plötzlich wie aus Eimern. Der Himmel war schwarz und es war so dunkel, dass sie die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Nur die heftigen Blitze ließen für Bruchteile von Sekunden alles taghell werden. Schon nach wenigen Minuten war sie nass bis auf die Haut. Sie dachte an Ben. Er hatte wirklich keinen Verdacht, dass Olli was mit der Sache zu tun haben könnte. Er hatte sie richtig schockiert angesehen. War Olli zum Mörder geworden, weil seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hatte? Sophie wischte sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Hatte sie nicht auch Felix auf dem Gewissen? Wäre sie ein anderer Typ Mensch, hätte sie ihm vielleicht wirklich den Schädel eingeschlagen. Wütend und verletzt genug wäre sie gewesen. Doch wenn der Mord an Sarah aus verletzter Eitelkeit begangen wurde, wie passte der erste Mord dann dazu? Diese Sandra hatte doch gar nichts damit zu tun. Das alles machte überhaupt keinen Sinn. Und wenn Olli irre war? So richtig wahnsinnig, weil seine erste Freundin ertrunken war? Hatte er so eine Art Trauma? Konnte es das sein? Sophie stöhnte. Sie sollte jetzt wirklich mir der Schnüffelei aufhören. Ihre Theorien waren mehr als wackelig. Aus purer Neugier brachte sie Menschen unter Umständen in echte Schwierigkeiten. Gebracht hatten ihre Verdächtigungen rein gar nichts. Sie war nur allen damit auf die Nerven gegangen. Und der arme Lutz machte Überstunden, um die DNA von einer Zahnbürste zu vergleichen, die dem vermeintlichen Täter gar nicht gehörte. Sie hatte mit ihrer Aktion nichts erreicht. Sophie stolperte und fiel in den nassen Sand. Fluchend rappelte sie sich hoch. »Was machst du auch allein hier draußen, du dumme Kuh!«, rief sie wütend in die Nacht. Zumindest war sie nicht ganz allein. Sie hatte ja Pelle, auch wenn er ein ziemlich schlechter Wachhund war. Falls jemand bei ihr einbrechen wollte, müsste er nur einen Tennisball mitbringen. Pelle würde dann begeistert zusehen, wie man im Tausch sämtliche Wertgegenstände aus ihrer Wohnung trug. Sophie musste bei dem Gedanken fast lachen. In diesem Moment schlug Pelle an.
»Pelle?«
Er hörte nicht auf zu bellen. Sophie stolperte zu ihm.
»Pelle! Was ist denn? Pst.«
Pelle lag winselnd am Boden. Er hatte irgendetwas gefunden. Etwas Großes. Ein erneuter Blitz zuckte. Sie erkannte das verzerrte bleiche Gesicht einer Frau.
»Oh, mein Gott!«
Plötzlich traf sie etwas am Kopf. Sophie fiel zu Boden. Benommen versuchte sie, die Augen zu öffnen. Sie sah einen Mann wegrennen. Sie war sicher, dass es ein Mann war, obwohl sie im dichten Regen nur eine Öljacke mit Kapuze erkennen konnte. Sie schmeckte Blut
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