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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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allermindestens im Gefängnis landen.« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, was ihr sonst tun könnt, als hierzubleiben.«
    In der daraufhin eintretenden langen Stille bemerkte Renie, daß !Xabbu sie ansah. Er hatte einen merkwürdig entrückten Gesichtsausdruck. Bevor sie ihn fragen konnte, woran er dachte, ließ ein Piepsignal aus dem Wandlautsprecher sie alle zusammenfahren.
    »Ich habe mehr über die Tanks herausgefunden«, verkündete Martine, »und habe die Information an den Laborhauptspeicher hinuntergeladen. Außerdem hat Sagar Singh mich angerufen, um mir mitzuteilen, daß er an eine ›holprige Stelle‹ gekommen ist, wie er sich ausdrückt, und er sagt, ihr sollt euch keine allzu großen Hoffnungen machen, daß er euch mit der Tanksoftware helfen kann.«
    »Was heißt das?«
    »Das ist mir nicht ganz klar. Das Sicherheitssystem für dieses Otherland-Netzwerk ist sehr kompliziert, und es wird nicht sehr viel beansprucht, deshalb findet er es schwer, daran zu arbeiten, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Er sagt, die Chancen, daß er durchkommt, stehen fünfzig zu fünfzig.«
    Renie fühlte, wie ihr der Magen absackte. »Ich nehme an, unsere Chancen bei alledem waren nie viel besser. Von Anfang an.«
    »Aber er hat auch gesagt, wenn er es doch schafft, müßt ihr sehr schnell bereit sein.«
    »Großartig. Das heißt, er kann uns nicht helfen, aber wir müssen die Tanks sofort fertig machen.«
    Martines Lachen klang bedauernd. »So ungefähr, ja. Aber ich werde euch helfen, soviel ich kann, Renie.«
    »Du hast uns schon mehr geholfen, als ich sagen kann.« Renie seufzte. Die Wirklichkeit hatte zugestochen und aus ihrem anschwellenden Mut die Luft herausgelassen. »Wir werden alle tun, was wir tun müssen.«
    »Martine, ich habe eine Frage«, meldete sich !Xabbu . »Stimmt es, daß die Datenleitungen, die von hier ausgehen, abgeschirmt sind? Daß sie uns nicht verraten werden, wenn wir sie benutzen?«
    »›Abgeschirmt‹ würde ich nicht sagen. Ich habe sie über verschiedene Knoten geführt, die sie über willkürlich ausgewählte abgehende Leitungen versorgen. Auf diese Weise kommt eine Ablaufverfolgung nicht weiter als bis zum letzten Knoten, und von diesem Knoten zur ursprünglichen Quelle besteht keine erkennbare Verbindung. Das ist ein gängiges Verfahren.«
    »Was hat das jetzt wieder zu bedeuten?« fragte Long Joseph.
    »Heißt das, wir können die Leitungen hier frei benutzen, auch Daten hindurchschicken?« !Xabbu wollte offensichtlich etwas geklärt haben.
    »Ja. Aber ihr solltet vorsichtig sein. Ich würde nicht Telemorphix oder UNComm anrufen und sie reizen.«
    »Gott, nein«, sagte Renie entsetzt. »Niemand hier ist auf Ärger aus, Martine. Davon haben wir schon genug.«
    »Gut. Beantwortet das deine Frage?«
    »Ja.« !Xabbu nickte.
    »Warum wolltest du das wissen?« fragte Renie den kleinen Mann, nachdem Martine den Anruf beendet hatte.
    !Xabbu wirkte verlegen; seit sie ihn kannte, hatte sie ihn nur ganz wenige Male so gesehen. »Ich würde das im Augenblick lieber nicht sagen, Renie. Aber ich verspreche dir, daß ich mich an Martines Empfehlung halten und nichts Unvorsichtiges tun werde.«
    Sie war drauf und dran, auf eine Antwort zu dringen, aber fand dann, daß er nach allem, was sie zusammen durchgestanden hatten, ihr Vertrauen verdient hatte. »Das habe ich auch nicht angenommen, !Xabbu .«
    »Wenn die Telefonleitungen sicher sind, könnte ich meine Mutter anrufen«, sagte Jeremiah eifrig.
    Renie überkam eine schwere Müdigkeit. »Ich glaube, das fällt unter die Rubrik ›Auf Ärger aus sein‹, Jeremiah. Wenn es denen gelungen ist, deine Karte zu blockieren, dann ist es ihnen wahrscheinlich auch gelungen, die Telefonleitung deiner Mutter anzuzapfen.«
    »Aber diese Martine hat gesagt, man könnte die Anrufe nicht zurückverfolgen!«
    »Wahrscheinlich.« Renie seufzte abermals. »Wahrscheinlich. Und sie hat auch gesagt, wir sollten vorsichtig sein, und eine Nummer anzurufen, die mit ziemlicher Sicherheit angezapft ist, ist nicht vorsichtig.«
    Jeremiahs Gesicht verfinsterte sich vor Ärger. »Du bist nicht meine Vorgesetzte, Verehrteste. Du hast mir keine Befehle zu geben.«
    Bevor sie etwas entgegnen konnte – und das bestimmt recht hitzig getan hätte –, ergriff !Xabbu das Wort. »Renie will für uns alle das Beste. Keiner von uns ist glücklich, Herr Dako. Statt wütend zu werden, findet sich vielleicht ein anderer Weg.«
    Dankbar für sein Eingreifen schloß sich Renie ihm

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