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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
darauf gewartet, daß ihr wieder rauskommt, weil diese Französin mit euch reden wollte. Eine wichtige Mitteilung, hat sie gesagt.«
    »Was? Was wollte Martine? Ihr hättet uns rausholen sollen.«
    »Bei dir weiß man nie«, sagte ihr Vater mürrisch. »Ein Blödsinn, das Ganze! Wie soll einer wissen, wann er angeschrien wird? Was er machen soll?«
    »Schon gut, schon gut. Bitte vielmals um Verzeihung. Wie lautete die Mitteilung.«
    »Du sollst sie anrufen, wenn du wieder draußen bist.«
    Renie hüllte ihren immer noch klebrigen Körper in einen Armeebademantel und rief Martines Vermittlungsnummer an. Die geheimnisvolle Frau ging sofort an den Apparat.
    »Ich bin so froh, daß du anrufst. Ist das Experiment geglückt?«
    »Ausgezeichnet, aber das kann ich dir später erzählen. Es hieß, du hättest eine dringende Mitteilung.«
    »Ja, von Monsieur Singh. Ich soll euch sagen, daß er glaubt, einen Weg gefunden zu haben, wie er das Otherland-Sicherheitssystem überlisten kann. Aber er meinte auch, die Benutzerziffern seien in den letzten paar Tagen dramatisch in die Höhe gegangen. Das Netzwerk wird sehr stark beansprucht, was heißen kann, daß ein wichtiges Ereignis bevorsteht. Vielleicht war das die Bedeutung des Stundenglases, des Kalenders. Die zehn Tage sind jedenfalls so gut wie um. Wir dürfen nicht auf eine andere Gelegenheit warten.«
    Renies Herz schlug schneller. »Und das heißt?«
    »Das heißt, daß Singh morgen hineingehen wird. Wo er mit Planen nicht weiterkommt, wird er es einfach so riskieren, hat er gemeint. Und wenn ihr mitkommen wollt, müßt ihr dann bereit sein – es kann sein, daß es keine zweite Chance geben wird.«

Kapitel
In des Kaisers Garten
    NETFEED/NACHRICHTEN:
    Malaysische Rebellen warnen westliche Besucher vor der Einreise
    (Bild: Dschungelkampf in Nordborneo; Raketenopfer)
    Off-Stimme: Die malaysische Rebellengruppe, die sich »Schwerter von Neumalakka« nennt, ließ verlauten, westliche Touristen und Geschäftsreisende müßten sich darüber im klaren sein, daß sie in ein Kriegsgebiet einreisen. Die Rebellen, die seit sechs Jahren gegen die malaysische Zentralregierung Krieg führen, um die säkularistische und prowestliche Orientierung Malaysias zu Fall zu bringen, haben vorige Woche bei einem Anschlag drei portugiesische Diplomaten getötet, und sie sagen, daß sie von nun an alle westlichen Personen in Malaysia, Australier und Neuseeländer eingeschlossen, als »feindliche Spione« behandeln werden.
    (Bild: Rang Hussein Kawat, der Sprecher der neumalakkischen Rebellen)
    Hussein Kawat: »Europa und Amerika haben der übrigen Welt seit fünfhundert Jahren ein Regime brutaler Barbarei aufgezwungen, aber ihre Zeit geht zu Ende, wenn es sein muß unter Blutvergießen. Vielleicht wird auch unser Blut fließen, aber es wird nicht mehr von westlichen Krediten, westlichen Ideen vergiftet sein. Die Korruption der Ungläubigen in der Zentralregierung in Kuala Lumpur ist ein Gestank in der Nase des Himmels.«
     
     
    > Hurley Brummond stand am Steuer des Luftschiffes, das Rad mit einer Hand fest umklammert, und die Silhouette seines bärbeißigen, bärtigen Profils zeichnete sich im Licht der beiden Ullamarmonde ab.
    »Wir werden ihnen die Ohren langziehen, Jonas!« brüllte er über das Brausen des Windes hinweg. »Wir werden die grünhäutigen Priester lehren, sich an der Verlobten eines Erdmannes zu vergreifen!«
    Paul wollte eine Frage stellen, aber er hatte nicht das Herz zu schreien. Brummond hatte wieder seine Galionsfigurpose eingenommen und blickte auf die von Laternen erleuchteten Türme von Tuktubim hinab. Paul hatte die geflügelte Frau wiederfinden wollen, aber er war sich nicht ganz sicher, ob er es auf die Weise hatte anstellen wollen.
    »Hurley ist jetzt so richtig in Fahrt«, sagte Professor Bagwalter. »Es hat überhaupt keinen Sinn, sich aufzuregen. Aber keine Bange – er ist zwar total übergeschnappt, aber wenn irgend jemand die Sache durchziehen kann, dann er.«
    Das Luftschiff sackte urplötzlich ab, so daß die Messingbeschläge klapperten. Paul grapschte nach einem Halt und streckte dann eine Hand nach Gally aus, um einem Sturz vorzubeugen. Der Junge schaute mit großen Augen, aber wirkte eher aufgeregt als ängstlich.
    Der Sinkflug des Luftschiffs wurde immer steiler. Während es in einem solchen Winkel nach unten stieß, daß Paul zu nichts anderem imstande war, als sich an der Reling festzuhalten, verließ Hurley Brummond seine Position am Steuer, zog sich

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