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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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gehörte.
    »Lassen Sie nicht zu, daß Hurley einen interplanetarischen Zwischenfall provoziert«, fügte Bagwalter hinzu.
    Paul hatte Mühe, mit dem Saldschak in einer Hand zu klettern. Etwa dreißig Meter unter dem Schiff – und noch die Hälfte dieser Distanz über dem Boden – hielt Brummond an und wartete ungeduldig auf ihn.
    »Ich muß schon sagen, Kamerad, man könnte meinen, es wäre die Liebste von ganz jemand anders, die wir retten wollen. Wir bringen uns um den Überraschungseffekt.«
    »Ich … ich hab mit solchen Sachen eigentlich keine Erfahrung.« Paul schwankte, und seine freie Hand, mit der er sich an den Sprossen festhielt, war ganz schwitzig.
    »Geben Sie her.« Brummond streckte die Hand aus, nahm ihm den Saldschak ab und setzte dann den Abstieg fort. Paul konnte jetzt besser klettern und sich sogar zum erstenmal umgucken. Statt von Türmen waren sie jetzt von seltsam geformten Bäumen umringt. Der Garten schien sich weit in alle Richtungen zu erstrecken; die warme Marsnacht war erfüllt vom Duft üppigen Wachsens und Sprießens.
    Irgend etwas an dem dichten Grün und der Stille wollte eine Erinnerung wachrufen. Pflanzen … Er bemühte sich, darauf zu kommen. Es schien irgendwie wichtig zu sein. Ein Wald, von Mauern umgeben …
    Brummond hatte wieder angehalten, aber diesmal auf der untersten Sprosse, einen kurzen Sprung vom Boden entfernt. Paul machte langsamer. Die Erinnerung, die der Kaiserliche Garten fast an die Oberfläche geholt hatte, entglitt ihm wieder, und an ihre Stelle trat eine unmittelbarere Überlegung. »Sie sagten, die würden nicht damit rechnen, daß wir auf dem Weg kommen, aber ich habe heute nacht eine Menge Luftschiffe gesehen. Wieso sollte sie das überraschen?«
    Sein Gefährte zog den Säbel aus der Scheide und schwang sich leichtfüßig zu Boden. Riesige fleischfarbene Blüten wiegten sich in einer Brise, die Paul nicht fühlte. Einige der Bäume hatten Dornen von der Länge eines Männerarmes und andere trugen Blüten, die wie feuchte, hungrige Mäuler aussahen. Mit einem Schauder sprang Paul hinunter.
    »Wegen der Vormargs«, sagte Brummond flüsternd. Er warf ihm den Saldschak zu; Paul mußte sich zur Seite drehen, um ihn nicht an der messerscharfen Schneide zu fangen. »Die meisten Leute haben eine Heidenangst vor den Biestern.« Er setzte sich hurtig in Bewegung. Paul hastete hinter ihm her.
    »Vormargs? Was sind das für Wesen?«
    »Marsbestien. ›Schlangenaffen‹ nennen manche Leute sie. Häßliche Mistviecher.«
    Paul blieb nur eine halbe Sekunde, um sich von so etwas ein Bild zu machen, als ein riesiges, zotteliges und stinkendes Etwas aus einem Baum mitten auf den Weg plumpste.
    »Wenn man den Teufel nennt!« sagte Brummond und führte mit seinem Säbel einen Hieb gegen das Ding. Noch während das Untier fauchend zurückwich – Paul hatte einen kurzen Blick auf gelbe Schlitzaugen und eine breite Schnauze voll krummer Fänge erhascht –, ließen sich zwei weitere Gestalten aus einem Baum neben ihm fallen. Paul konnte gerade noch rechtzeitig die vonarische Axt hochreißen, um eine langkrallige Pfote abzuwehren, die nach seinem Gesicht schlug. Trotzdem wäre er um ein Haar seine Waffe losgewesen und zu Boden gestürzt.
    »Treiben Sie sie nicht zum Palast«, rief Brummond. Er hielt zwei der Bestien gleichzeitig in Schach, und sein Säbel war ein nahezu unsichtbares Geflimmer im Mondschein. »Halten Sie sie hier im dunklen Teil des Gartens.«
    Wenn Paul imstande gewesen wäre, sie irgendwohin zu treiben, hätte er es mit Freuden getan, aber er hatte seine liebe Not, überhaupt am Leben zu bleiben. Das haarige Ungetüm vor ihm schien Arme so lang wie Kutscherpeitschen zu haben, und allein die Hiebe nach seinem Gesicht und Bauch abzufangen, erforderte seine ganze Kraft und Schnelligkeit. Er dachte an die Pistolen, aber sah ein, daß er die gifttriefenden Fänge der Bestie im Hals hätte, ehe er dazu käme, eine zu ziehen.
    Selbst Brummond hatte im Augenblick keine rechte Muße, zu reden. Aus dem Augenwinkel sah Paul eine Gestalt zurücktaumeln. Eine furchtbare Sekunde lang dachte er, es wäre sein Gefährte, doch dann hörte er das leise vergnügte Glucksen des anderen Mannes, als eine der Bestien fiel und nicht wieder aufstand. Dennoch schien der zweite Vormarg durchaus fähig zu sein, Brummond so lange zu beschäftigen, bis sein Genosse Paul erledigt hatte.
    Paul trat einen Schritt zurück und wäre beinahe über eine bloßliegende Baumwurzel gestolpert. Als

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