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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Spinnennetz, das nur an einer Seite hing, als ob sich jemand daran vorbeigezwängt hätte.
    Während Jeremiah hinaufblickte, meinte er einen Ton den Schacht herunterwehen zu hören, ein dumpfes Heulen – vielleicht die gedämpfte Stimme von einem, der verletzt um Hilfe rief. Er lauschte angestrengt, doch der Ton war ganz schwach, und er verfluchte die Herzschläge, die ihm bis eben noch so gute Gesellschaft geleistet hatten. Er steckte die Lampe in die Tasche und zog sich ganz in den Schacht hoch, so daß er die Lautsprechergeräusche mit seinem Körper abblockte.
    Und jetzt konnte er ihn hören, den murmelnden Ton. Eine Sekunde später wußte er, was es war. Irgendwo hoch oben, durch viele Stücke Plastahlrohr hindurch, wehte der Wind, der am frühen Morgen die Drakensberge hinunterpfiff, über das andere Ende des offenen Schachtes.
    Long Joseph hatte sich aufgemacht, um bei seinem Kind zu sein, Stephen. Nicht im übertragenen Sinne – indem er sich umbrachte –, sondern ganz direkt. Natürlich. Joseph Sulaweyo war ein sehr direkter Mann.
    O mein Gott, was wird jetzt geschehen? Jeremiah kletterte umständlich wieder aus dem Schacht hinaus. Die Herzschläge der beiden, die er bewachte, hallten immer noch durch das Garagengewölbe, langsam und gleichmäßig, als ob sich nichts verändert hätte.
    Der gottverdammte Idiot…!

 
Kapitel
     
Im Werk
     
    NETFEED/MUSIK:
    Horrible Animals wollen sich trennen
    (Bild: Clip aus »1Way4U2B«)
    Off-Stimme: Die Zwillinge Saskia und Martinus Benchlow, Gründungsmitglieder von My Family and Other Horrible Horrible Animals, die mit »lWay4U2B« einen der größten Hits der letzten zehn Jahre hatten, aber in den Charts schon eine ganze Weile keinen Spitzenplatz mehr erreichen konnten, haben beschlossen, musikalisch getrennte Wege zu gehen.
    (Bild: M.B. und Manager bei der Nachfeier zur Verleihung des Gimme Awards)
    M. Benchlow: »Klar, Saskia ist toll, aber ich muß einfach mein eigenes Ding machen, nicht so kommerziell. Geld hat nichts damit zu tun, bong? Ich hab einfach genug von Flurry. Ich liebe Jazz, echt, die ganze Geschichte, die da dran hängt. Ich hab ’ne Trompete, tick? Ich kenn jeden Song, den Neil Armstrong je gespielt hat. Und da muß ich tiefer rein. Saskia hatte irgendwie das Ding, sich ihr Glück vergolden zu müssen, aber wir sind weiterhin Geschwister …«
     
     
    > Angesichts der Szene vor ihr – der fremde Azador zwischen Tiktakwracks am Boden, auf ihm die junge Emily, die ihn zwitschernd wie ein Vogel mit offensichtlich unerwünschten Küssen bedeckte – war es schwer, einen vernünftigen Gedanken zu fassen, zumal Renie weiß Gott nicht die Zeit hatte, auf so einen Gedanken zu warten. Leichen von fliegenden Affen und grünbärtigen Soldaten, den immer weniger werdenden Verteidigern der Neuen Smaragdstadt, verstopften überall im Hauptquartier der Vogelscheuche die Flure. Andere Kämpfer starben in diesem Augenblick nur wenige hundert Meter entfernt bei dem Versuch, die Laderampe gegen die Übermacht der Tiktaks zu halten, und die Gefahr wuchs mit jeder Sekunde. Dennoch konnte sie nicht einfach ignorieren, was sie soeben gehört hatte.
    »Du … du hast mit ihr geschlafen?«
    Azador warf ihr einen bösen Blick zu, während er sich von dem Mädchen losmachte. »Kann sein. Was kümmert dich das?«
    »Sie ist ein Rep, nicht wahr?« Obwohl das schwer zu glauben war, wenn man sah, wie ausgelassen sich Emily darüber freute, daß sie ihren Herzallerliebsten wiedergefunden hatte.
    »Ja?« Azador rappelte sich auf. »Na und? Was gehen dich die Beischlafgewohnheiten – oder kraß ausgedrückt, die Masturbationsgewohnheiten – anderer Leute an? Wollen wir vielleicht auch dein Sexualleben verhandeln?«
    »Aber … aber sie ist doch bloß … ein Programm. Wie konntest du das machen? Wie konntest du sie so schamlos ausnutzen?«
    Azador schüttelte den Kopf und gewann ungeachtet des Mädchens, das sein Schienbein umschlungen hielt und sein Knie küßte, ein wenig von seiner Selbstsicherheit zurück. »Beides geht nicht. Ist sie nun ein Programm? Oder habe ich eine junge Frau ausgenutzt?«
    Renie wandte sich hilfesuchend an !Xabbu , doch die Aufmerksamkeit des Pavians war schon auf etwas anderes gerichtet. »Ich höre noch mehr von diesen mechanischen Männern kommen.« Er deutete quer durch die weite, geflieste Halle. »Aus dieser Richtung.«
    »Wir müssen vorne raus.« Azador versuchte vergebens, sein Bein aus Emilys Klammergriff loszureißen. »Verdammt

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