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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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den Akten.«
    »Ich versuch bloß, meinen Kopf dahin zu tun.« Er schürzte die Lippen und beobachtete, wie das nächste staubtrockene Städtchen am Fenster vorbeistrich. »Wir hätten nicht einfach anrufen können? Ich bin nicht grade versessen drauf, auch noch an meinen seltenen freien Tagen Polizeikram zu machen, Skouros.«
    »Als ob du sowas wie ein Privatleben hättest. Abgesehen davon hat ihre Stiefmutter keinen Anschluß. Nichts mit Netzzugang.«
    »Crème de la crème.«
    »Du bist ein Snob, Stan Chan.«
    »Ich versuch bloß, mich auf der langen Fahrt ein wenig zu unterhalten.«
    Calliope machte das Fenster auf. Die Hitze hatte ein wenig nachgelassen; eine leichte Brise fächelte durch das gelbe Gras auf den Hängen. »Ich muß einfach irgendwo anfangen, Stan. Ich brauche … was weiß ich, ein Gefühl, irgendwas.«
    »Diese Leute haben sie in den zwei Jahren vor ihrem Tod nicht mal zu Gesicht bekommen. Und wenn ihre Mama kein Fon im Cot gehabt hat, dann hat Babymaus auch nicht heimgecallt, stimmt’s?«
    »So unecht wie dich hab ich noch nie jemand Slang reden hören. Nein, sie ist nicht aufgetaucht, hat sich nicht gemeldet, abgesehen von ein oder zwei gebührenfreien Anrufen beim Arbeitgeber ihrer Stiefmutter. Aber man kannte sie dort, und in Kogarah haben wir niemanden aufgetrieben, der das von sich behaupten konnte.«
    »Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, daß das ein Haufen Aufwand für einen miesen Fall sein könnte?«
    Calliope stieß mit einem zornigen Schnauben den Atem aus. »Herrje, das denke ich ständig, Stan. Laß mich das jetzt probieren, und wenn nichts dabei rauskommt, können wir darüber reden, ob wir die Sache hinschmeißen. Okay?«
    »Okay. Sind wir bald da?«
    »Halt den Mund.«
     
    Aus den Hügeln waren Berge geworden, schroffe Zinnen aus verwittertem Fels, umstachelt von Eukalyptus und immergrünen Bäumen. Calliopes kW-schwaches Auto war inzwischen selbst hinter den Betonlaster zurückgefallen und machte beim Steigen Geräusche wie eine automatische Laufpuppe, die in einer Ecke festhing.
    »… Hör zu, Stan, ich sage nichts weiter, als daß einer, der sowas macht wie dieser Kerl – Steine in die Augenhöhlen, die ganzen Stich- und Schnittwunden –, eine Rechnung zu begleichen haben muß, oder er ist ein Sadist, wie er im Buche steht, und die Sorte hört nicht gleich auf, wenn’s das erste Mal geklappt hat. Das heißt, entweder gibt es jemanden in ihrer Vergangenheit, den wir aufspüren müssen, oder irgendwo da draußen läuft ein unerkannter Serienmörder rum. In Kogarah weiß kein Mensch was von ’ner alten Rechnung, nicht mal was von ’nem Freund oder so. Im IntPolNetz schauen hat auch nichts gebracht.« Sie trank ihre Plastikflasche leer und warf sie über die Schulter auf den kleinen Rücksitz.
    »Wonach suchen wir also? Nach irgendeinem, der ihr von dort in die Großstadt folgte, ihr zwei Jahre lang nachschlich und sie dann abmurkste? Sehr phantasievoll, Skouros.«
    »Das weiß ich selber. Verdammt, war das die Abfahrt nach Cootalee?«
    »Auf der Straße gefixt, auf der Straße gesext, auf der Straße geext.«
    »Meine Fresse, Stan, hörst du vielleicht mal auf, wie ein Bulle zu reden? Ich kann diesen Scheiß nicht ausstehen.«
    »Wie hättest du denn gern, daß ich rede?« Er verstummte kurz, als sie ein zweifellos verbotenes Wendemanöver über zwei leere Autobahnspuren und einen grünen Mittelstreifen vollführte. »›Calliope Skouros, du hast mein Herz im Sturm erobert. Ich bin verrückt nach dir. Bitte, laß mich dich wegbringen von diesem ganzen schmutzigen Rauben und Morden …‹?«
    »Oh, wir wären bestimmt ein tolles Gespann – eine griechische Lesbe und eine sinoaustralische Schwuchtel.«
    Er entblößte seine sehr guten Zähne zu seinem sonnigsten Lächeln. »Ich setze dich hiermit davon in Kenntnis, daß ich mit Sicherheit, man könnte vielleicht sogar sagen mit Leidenschaft, keine Schwuchtel bin.«
    »Das macht die Chancen auch nicht besser, Chan.« Sie warf ihm einen raschen, besorgten Blick zu. »Das war ein Witz eben, nicht wahr? Du bist nicht wirklich hoffnungslos in deine leider nicht zu vergebende Kollegin verschossen, oder?«
    »Ein Witz.«
    »Oh, gut.«
    Sie fuhren eine Weile schweigend dahin und warteten auf die bereits ausgeschilderte Ausfahrt nach Cootalee. Sie machte sich am Autosystem zu schaffen, aber nach einer Weile stellte sie die Musik wieder ab. »Hör mal, kennst du den schon?« fragte sie. »Adam und Eva und Zwickmich gingen zum

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