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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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schlug über ihr zusammen und verschlang sie wie der kalte Rachen des Leviathan.
     
     
    > Er war tief unten, so tief, wie er es sich nur vorstellen konnte. Es gab kein Licht. Es gab kein Geräusch, nicht einmal die altbekannten und gewohnten Geräusche seines eigenen Körpers. Die Stille war total.
    Orlando wartete auf etwas, wenn er auch nicht wußte, worauf. Jemand würde ihm eine wichtige Mitteilung machen, oder etwas würde sich ändern, und dann war alles klar. Eines wußte er sicher dort in der Tiefe, weit unten in der geträumten Finsternis, nämlich daß es für ihn selbst nichts mehr zu tun gab.
    Er hatte so lange gegen die Schwäche angekämpft, gegen die Angst, gegen den Schmerz, schlicht anders zu sein, das Entsetzen und das Mitleid der anderen wie ein erdrückendes Gewicht zu fühlen, hatte darum gerungen, es sich egal sein zu lassen, zu lächeln und einen Witz zu machen, so zu tun, als wäre er im Grunde genauso gut, genauso glücklich wie jeder andere. Doch jetzt konnte er nicht mehr kämpfen. Er hatte keine Kraft mehr. Er konnte nicht noch eine Abwehrschlacht gegen den unerbittlichen Druck durchstehen, konnte sich nichts vorstellen, wofür er sich noch einmal hätte aufraffen können.
    Und trotzdem…
    Und trotzdem regte sich noch eine leise Stimme, etwas, das beinahe nicht zu ihm zu gehören schien, in der großen Stille, zu der er geworden war. Ein Teil von ihm, der immer noch etwas wollte, der immer noch an etwas glaubte, der teilnahm, der … hoffte?
    Nein. Eine solche Stimme konnte nur ein Witz sein, ein schrecklicher letzter Witz. Hoffnung war schon so lange ein sinnloses Wort, ein Wort der Ärzte, ein Wort seiner Mutter, ein Immer-tapfer-lächeln-Wort seines Vaters. Er hatte das alles aufgegeben, und das kostete mehr Kraft, als sie alle jemals ahnen konnten. Hoffnung war ein Wort, dessen Zweck nichts mit seinem Sinn zu tun hatte, es war ein Wort, mit dem er zum Weitermachen gedrängt werden sollte, ein Wort, das die wenige Zeit und Kraft vergeudete, die er noch hatte, und die kurzen Augenblicke innerer Abgefundenheit mit falschen Versprechungen vergällte. Aber jetzt hatte er sich davon abgekehrt, war ausgestiegen aus dem aufgewühlten Strom des um seine Selbsterhaltung ringenden Lebens. Er war in tiefe, umhüllende Dunkelheit eingetaucht und hatte endlich die Kraft, die Hoffnung illusionslos ins Auge zu fassen und sein zu lassen.
    Doch die lästige Stimme wollte keine Ruhe geben. Sie nagte und zerrte an ihm wie ein Streit im Zimmer nebenan.
    Gib nicht auf, sagte sie. Zum Hohn auch noch Klischees. Verzweiflung ist das Allerschlimmste.
    Nein, erwiderte er der Stimme müde, sinnlose Hoffnung ist das Schlimmste. Bei weitem das Schlimmste.
    Aber was ist mit den andern? Was ist mit den Menschen, die dich brauchen? Was ist mit deiner großen Suche, der abenteuerlichen Fahrt des Helden, genau wie in Mittland, nur real und unglaublich wichtig?
    Hartnäckig war die Stimme, das mußte er ihr lassen. Und wenn sie doch ein Teil von ihm war, mußte er seine eigene Begabung zum Falschspieler bewundern.
    Nein, was ist mit mir? fragte er zurück. Ich hab genug von all den andern Leuten und ihren Wünschen und Plänen. Was ist mit mir?
    Ja, was ist mit dir? Wer bist du? Was bist du?
    Ich bin ein Junge. Ich bin ein kranker Junge, und ich werde sterben.
    Aber was bist du bis dahin?
    Laß mich in Ruhe.
    Bis dahin?
    Ruhe.
    Nur du kannst das entscheiden.
    Ruhe…
    Nur du.
    Sie wich und wankte nicht. Sie gab nicht auf. Die Stimme war restlos widerlegt, und dennoch hatte sie einfach nicht den Anstand zu kapitulieren.
    Mit einer Müdigkeit, die er sich selbst in seinen schlimmsten Krankheitstagen nicht hätte vorstellen können, dem ganzen Gewicht der friedlichen, einsamen Tiefe zum Trotz, streckte Orlando vor sich selbst und vor dieser leisen, unnachgiebigen Stimme die Waffen.
    Er machte sich auf den Weg zurück.

 
Kapitel
     
Schminke
     
    NETFEED/INTERAKTIV:
    GCN, Hr. 7.0 (Eu, NAm) – »Escape!«
    (Bild: Zelmo wird eilig in den OP geschoben)
    Off-Stimme: Nedra (Kamchatka T) und Zelmo (Cold Wells Carlson) sind wieder aus der Eiseninsel-Akademie geflohen, aber Lord Lubar (Ignatz Reiner) hat seinen verzögerten Todauslöser bei Zelmo aktiviert. 8 Nebenrollen, 10 Statisten offen, medizinische Interaktiverfahrung für die Krankenhaushandlung erwünscht. Flak an: GCN.IHMLIFE.CAST
     
     
    > Das Zippy-Zappy-Zoomermobil hatte einen Platten, und es sah so aus, als würden sie alle zu spät zum Picknick bei König

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