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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Sache, die die Erwachsenen nicht wissen durften, aber als er aufwachte, verwehte alles wie Rauch im Wind. Doch obwohl die Ereignisse der nächsten Minuten es rasch aus seinem Gedächtnis verdrängten, dauerte es wesentlich länger, bis das zurückbleibende ungute Gefühl abflaute.
    In den ersten überhellen Momenten nach dem Öffnen der Augen dachte er, er sei gelähmt. Seine Beine fühlten sich abgetrennt an und schienen sich richtungslos zu bewegen; unterhalb eines festen Bandes um die Taille hatte er sehr wenig Empfindung.
    »Orlando?«
    Die Stimme war ihm vertraut. Das Gefühl, in der Welt zu sein, war es weniger. Er kniff die Augen zusammen und drehte sich der Stimme zu.
    »Du bist wach!« Fredericks’ Gesicht war ganz nahe. Orlando erkannte nach einer Weile, daß es der Arm seines Freundes war, den er um die Taille spürte, und daß Fredericks sich am Rand des Blattes festhielt, während sie beide bis zur Brust eingetaucht im warmen Fluß trieben.
    »Na, grüß Gott und willkommen im Club, Sonnyboy.« Sweet William, der einem nassen schwarzen Kakadu nicht unähnlich sah, hing ein paar Meter weiter an der Blattkante. »Heißt das, daß er jetzt schwimmen kann und wir euch beide nicht mehr alle paar Minuten wieder an Bord ziehen müssen?«
    »Laß ihn in Frieden«, knurrte Fredericks. »Er ist echt krank.«
    »Er hat recht«, ließ sich eine Frauenstimme vernehmen. »Streiten ist Zeitverschwendung.«
    Orlando reckte den Hals – dieser fühlte sich wabbelig wie Toffee an –, um die Gesichter hinter Fredericks’ Schulter ins Auge zu fassen. Drei weibliche Sims, die Frauen namens Quan Li, Florimel und Martine, waren an einen höheren Punkt des Blattes gekrabbelt und hielten sich an der Schräge fest. Florimel, die geredet hatte, sah ihn durchdringend an. »Wie fühlst du dich?«
    Orlando schüttelte den Kopf. »Ich hab mich schon mal besser gefühlt. Aber auch schon schlechter.«
    Ein Rütteln ging durch das Blatt. Sofort fing Orlandos Herz an zu rasen, und er klammerte sich an Fredericks und haschte mit der anderen Hand nach dem Blattrand. Gleich darauf hörte das Rütteln auf.
    »Ich denke, wir haben eine Wurzel geschrammt«, sagte Florimel. »Wir sind dicht genug am Ufer, die restliche Strecke sollten wir schwimmen.«
    »Ich glaube nicht, daß ich das schaffe.« Orlando gab seine Schwäche nur ungern zu, doch vor diesen Leuten konnte er nicht mehr viel verbergen, nachdem sie ihn wer weiß wie lange von einer Ohnmacht in die andere hatten fallen sehen.
    »Zerbrich dir darüber nicht dein hübsches Köpfchen«, entgegnete Sweet William. »Wir tragen dich einfach auf unseren Rücken bis in die Smaragdstadt oder nach Mordor oder weiß der Geier wohin. Ist das nicht die übliche Masche in diesen Geschichten? Miteinander durch dick und dünn?«
    »Ach, halt den Schnabel«, herrschte Fredericks ihn an.
    Orlando schloß die Augen und konzentrierte sich darauf, den Kopf über Wasser zu halten. Ein paar Minuten später ging wieder eine Erschütterung durch das Blatt, dann hielt es mit einem Ruck an und schaukelte in der sanften Strömung.
    »Wir wissen nicht, wie lange es hier festhängen wird«, erklärte Florimel. »Auf, laßt uns ans Ufer schwimmen! Es ist nicht weit.«
    »Jeder will hier das Kommando führen, was?« Sweet William seufzte theatralisch. »Na schön, je mehr Köche, je bunter der Brei. Packen wir’s.« Er ließ das Blatt los und kraulte zu Fredericks hinüber.
    Orlando fragte sich leicht verträumt, was William vorhaben mochte, als ein um seinen Hals langender Arm ihn abrupt vom Blatt wegriß und er rückwärts ins Wasser platschte. Mit heftigen Schlägen versuchte er sich zu befreien.
    »Hör auf, so rumzufuhrwerken, du Knallkopf«, prustete William. »Oder ich laß dich doch noch alleine schwimmen.«
    Als Orlando begriff, daß der andere ihm auf seine etwas ausgefallene Art ans Ufer helfen wollte, entspannte er sich. William schleppte ihn mit überraschend kräftigen Schlägen ab. Auf dem Rücken liegend, das Kinn in der Armbeuge des Todesclowns, betrachtete Orlando den blauen tropischen Himmel über sich, der weiter war als alles, was er je gesehen hatte, und überlegte, ob dieser Traum wohl ewig weitergehen werde.
    Das blockt doch voll, dachte er. Jetzt bin ich endlich dort, wo ich wie alle andern sein könnte, besser als alle andern, und ich bin immer noch krank.
    Doch seine Muskeln fühlten sich nicht mehr so schwach an wie am Anfang, was interessant war. Er trat ein paarmal versuchsweise aus,

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