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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Minuten so dahin, doch es wurde rasch deutlich, daß sie die anderen auf keinen Fall würde erspähen können, sofern sie nicht auf dem Wasser oder an einer sehr gut einsehbaren Stelle am Strand waren. Sie hielt gerade nach einem Platz zum Landen Ausschau, weil es ihr klüger erschien, die Suche bei vollem Tageslicht fortzusetzen, als !Xabbu sich aufsetzte und auf etwas deutete.
    »Was ist das? Ich sehe ein Blatt, aber ich glaube, etwas Blasses bewegt sich darauf.«
    Renie konnte nicht viel mehr erkennen als ein auf dem Wasser schaukelndes dunkles Etwas. »Bist du sicher?«
    »Nein, aber es kommt mir so vor. Kannst du mit diesem Flugzeug dichter an den Fluß heran?«
    Es überraschte sie, wie prompt der kleine Flieger losschoß, als sie ein wenig Gas gab. Sie stießen beinahe zu tief nach unten, und Renie fluchte, als sie die Spitze einer Welle streiften. Sie brauchte ein paar Momente, bis sie den Käfer wieder in der Gewalt hatte. Sie zog ihn über das Blatt hinweg, aber diesmal nicht ganz so tief.
    »Sie sind es!« rief !Xabbu aufgeregt. »Oder wenigstens ein paar von ihnen. Aber sie machen einen ängstlichen Eindruck.«
    »Wir müssen wie ein echter Käfer aussehen.«
    Als sie zum Wenden ansetzte, sagte !Xabbu : »Das Wasser ist hier merkwürdig. Die blauen Lichter, wie wir sie schon einmal hatten.«
    »Wir sollten sie zum Anlegen bewegen, wenn’s geht.« Renie flog zurück flußaufwärts. Mit !Xabbus Hilfe gelang es ihr, die Tür aufzustemmen. Luft brauste herein wie ein wildes Tier und rüttelte sie in ihren Gurten durch. Cullen stöhnte hinten. Renie streckte mühsam die Hand aus dem Fenster und winkte im Vorbeiflitzen den verdutzten Gesichtern auf dem Boot zu.
    »Legt an!« schrie sie in den Wind.
    Ob sie sie nun nicht gehört hatten oder ob das Blattboot sich nicht steuern ließ, es änderte jedenfalls seinen Kurs nicht. Die Strömung trug es weiter, und als Renie flußaufwärts von ihnen die nächste Kurve vollführt hatte und wieder auf sie zuhielt, waren sie bereits am Rand des glitzernden Wassers angekommen.
    Renie zog die Tür zu. »Wie viele sind es?«
    »Ich konnte nur zwei erkennen.«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Wenn sie nicht anhalten können, müssen wir mit ihnen hindurchgehen. Sonst finden wir sie wahrscheinlich nie wieder.«
    »Natürlich«, sagte !Xabbu . »Sie sind unsere Freunde.«
    Renie wußte nicht so recht, ob sie ihre Mitflüchtlinge als Freunde bezeichnen würde, doch sie verstand !Xabbus Impuls. Einsam fühlte man sich ja schon, wenn man sich in einer begreifbaren Welt verirrt hatte. »Genau. Los geht’s!«
    Sie waren fast auf einer Höhe mit dem Boot, als neonblaue Lichtschlangen sich um die Windschutzscheibe zu krümmen begannen. Als ein Funkenregen vom Flügel sprühte, erinnerte Renie sich erschrocken an den letzten Ares-Raumflug, die Rakete mit dem defekten Schutzschild, die beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verbrannt war. Aber dies hier war kaltes Feuer, wie es aussah, irrlichternde Phosphoreszenz.
    Die Welt vor der Windschutzscheibe wurde vollkommen blau, dann vollkommen weiß. Sie fühlte kurz einen stillen, schwerelosen Frieden … dann gab es urplötzlich ein fürchterliches Drunter und Drüber. Die Fenster flogen heraus, und sie wirbelten durch schwarze Nacht, überschlugen sich immer wieder in einem donnernden Getöse von solcher Lautstärke, daß Renie ihr eigenes Schreien nicht mehr hörte.
    Aus dem Trudeln wurde ein zentrifugales Schleudern. Das Donnern wurde lauter, und ein Weilchen verlor Renie gnädigerweise das Bewußtsein. Sie stieg gerade wieder zum Wachzustand auf, berührte ihn, aber bekam ihn nicht richtig zu fassen, als sie merkte, wie das Kreisen langsamer wurde. Das Flugzeug erbebte, dann kamen sie mit einem harten Knirschen und einer Reihe heftiger Stöße auf, die mit einem Schlag wie von einer kleinen Explosion endeten.
    Ringsherum war alles schwarz und kalt. Eine ganze lange Weile war sie zu benommen, um etwas zu sagen.
    »Renie?«
    »Hier… hier bin ich.« Sie richtete sich mühsam auf. Sie sah nichts als das schwache Schimmern von Sternen. Mit der Form des Flugzeugs stimmte etwas nicht, ganz und gar nicht, aber sie konnte nicht darüber nachdenken. An mehreren Stellen verspürte sie ein schmerzhaftes Drücken, und etwas Kaltes kroch ihr die Beine hoch. »Wir sind im Wasser!« rief sie.
    »Ich habe Cullen. Hilf mir, ihn herauszuziehen.« !Xabbus schlanke Pavianfinger berührten im Dunkeln ihre Hand. Sie tastete sich an seinem Arm zu

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