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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Leute so unbedeutend war, wie ein Mensch überhaupt nur sein konnte, eine Handvoll wertloser Zeugen (größtenteils Streuner und bockbeinige Verwandte) und ein wahrhaft bestürzender Modus operandi, der kein zweites Mal aufgetreten war – Stan hatte recht. Sie hatten es mit einem zu den Akten gelegten Fall zu tun, aus dem auch das bißchen Saft, das er vielleicht einmal besessen hatte, herausgelutscht worden war.
    Aber das Mädchen, das nichts im Leben besessen hatte als eben das Leben, war nicht gänzlich unbedeutend. Wer das behauptete, erklärte damit auch Calliope Skouros für unbedeutend, denn was fing sie mit ihren Tagen und Nächten schon anderes an, als die Beleidigten zu verteidigen und die Verstoßenen zu rächen?
    Sehr erhebend, Skouros, sagte sie sich, während sie sich auf ihre Hupe lehnte, weil irgendein heimdüsender Idiot mit vier oder fünf Feierabendbieren im Blut sie schnitt. Aber ein Scheißfall ist es trotzdem.
     
     
    > Fredericks hockte im Bug – oder dort, wo der Bug hätte sein müssen, wenn das Blatt ein richtiges Boot gewesen wäre – und starrte auf das rasch dunkler werdende Wasser hinaus. Der Fluß hatte sie bis jetzt ohne größere Erschütterungen dahingetragen, aber Fredericks hielt die Fasern der Matte trotzdem fest umklammert. Die Art, wie sein Freund zur Bewegung des Wassers den Kopf hin und her wiegte, war Orlando ein wenig auf den Magen geschlagen, deshalb lag er flach auf dem Rücken und blickte zum ersten schwachen Sternengeflimmer am Himmel empor.
    »Wir haben sie alle verloren«, sagte Fredericks dumpf. Es war nicht das erste Mal, seit sie davongeschwemmt worden waren, daß er diese düstere Äußerung tat. Orlando ignorierte ihn und konzentrierte sich statt dessen darauf, sich einzureden, daß seine spärliche Bekleidung trocknete und daß die Luft im Grunde warm sei. »Ist dir das ganz egal?«
    »Es ist mir nicht egal. Aber was sollen wir machen? Bin ich vielleicht auf diesem dämlichen Boot abgetrieben?«
    Fredericks verstummte. Orlando taten seine Worte leid, aber nicht so leid, daß er sie zurückgenommen hätte. »Hör zu, sie wissen, in welche Richtung wir fahren«, sagte er schließlich quasi entschuldigend. »Wenn wir … was weiß ich, hindurchgehen oder so, warten wir einfach auf der andern Seite auf sie. Sie werden schon irgendwie den Fluß hinunter kommen, und in der nächsten Simulation sind wir dann alle wieder zusammen.«
    »Ja. Wahrscheinlich.« Fredericks drehte sich um und sah Orlando ins Gesicht. »He, Gardiner?«
    Orlando wartete ein paar Sekunden darauf, daß Fredericks den Satz beendete, bevor er begriff, daß sein Freund eine Reaktion haben wollte. »Was gibt’s?«
    »Meinst du … meinst du, wir sterben?«
    »In den nächsten paar Minuten nicht, wenn wir Glück haben.«
    »Ach, hör auf. Ich mach keinen Quatsch, ich mein’s ernst. Was wird aus uns werden?« Fredericks blickte düster. »Ich … herrje, ich vermisse meine Eltern, irgendwie. Ich hab Angst, Orlando.«
    »Ich auch.«
    Mit zunehmender Dunkelheit wurde aus den beiderseits vorbeigleitenden ungeheuren Bäumen eine durchgehende Schattenwand, ähnlich den Steilfelsen einer tiefen Schlucht.
    »Und ob ich schon wanderte im finstern Tal«, murmelte Orlando.
    »Was?«
    »Nichts.« Schwerfällig setzte er sich auf. »Sieh mal, uns bleibt nichts übrig, als weiterzumachen. Wenn es eine einfache Möglichkeit gäbe, hier rauszukommen, hätte einer von uns sie schon gefunden. Denk dran, Sellars hat es uns schwer gemacht, hierherzugelangen, das heißt, selbst wenn sie manchmal wie ein Haufen Oberscänner aussehen, müssen Renie und die andern ziemlich clever sein. Wir müssen einfach durchhalten, bis wir klarsehen. Tu so, als wäre es eins von unsern Mittlandabenteuern.«
    »In Mittland hat nie was wirklich weh getan. Und man konnte nicht umgebracht werden. Nicht in echt.«
    Orlando rang sich ein Lächeln ab. »Na, dann wird’s wahrscheinlich höchste Zeit, daß Thargor und Pithlit mal ernsthaft gefordert werden.«
    Fredericks versuchte das Lächeln zu erwidern, aber seines war noch gequälter.
    »He, wie siehst du eigentlich aus?« fragte Orlando unvermittelt. »Im RL?«
    »Wieso willst du das wissen?«
    »Ist mir grade so eingefallen. Ich meine, bist du groß, klein oder was?«
    »Ich will nicht darüber reden, Orlando. Normal, nehme ich an. Red über was anderes.« Fredericks blickte weg.
    »Okay. Du hast mir übrigens immer noch nicht erzählt, wo ›Pithlit‹ herkommt. Der Name.«
    »Ich hab

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