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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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etwas, bevor sie wieder weg sind und man zack! die nächsten vor der Nase hat. Ich muß sagen, daß mir diese Mode schon damals nicht geschmeckt hat, als sie noch neu war, aber EWC will eindeutig eine jüngere, knackigere, ätzigere Klientel ansprechen als meine Wenigkeit — der glupschäugige, panierte Leguan hingegen ist sein Geld wieder mehr als wert …«
     
     
    > Das Licht schwand schnell. Renie, die sich keinen Moment lang sicher gefühlt hatte, seit das Käferflugzeug sich in die Lüfte erhoben hatte, tastete das Instrumentenbrett nach so etwas wie Scheinwerfern ab. Als ihr klar wurde, wie viele Schalter sie drücken konnte, die sie in ihrem eigenen Interesse lieber nicht drücken sollte, gab sie es auf und konzentrierte sich darauf, den kleinen Flieger durch den überwältigenden, ungeheuerlichen Wald zu manövrieren.
    »Er scheint noch am Leben zu sein«, sagte !Xabbu , der an Cullens Seite kauerte. »Da es nicht blutet, läßt sich schwer sagen, wie schlimm er verletzt wurde, als diese Bestie ihm den Arm abriß. Ich habe ihm für alle Fälle seine Jacke um die Wunde geknotet, und er schläft jetzt wieder.«
    Renie nickte, aber war hauptsächlich darauf bedacht, einen tödlichen Pilotenfehler zu vermeiden. In der allgemeinen Dunkelheit war ein schattenhafter Ast leicht zu übersehen, und nach ihren verzerrten Maßstäben mochte der Boden zwei- oder dreihundert Meter unter ihnen liegen. Sie hatte daran gedacht, höher zu fliegen, sich über die Baumwipfel zu erheben, aber sie wußte nicht, ob man diesem Flugzeug zutrauen konnte, daß es in einer Höhe von umgerechnet über tausend Metern noch sicher flog, und im übrigen kamen ihr die Chancen, nicht irgendwo anzustoßen, hier unten besser vor, wo noch keine Äste waren.
    »Bist du sicher, daß er sagte, der Fluß wäre in dieser Richtung?« fragte sie.
    »Er sagte, im Westen. Du hast es selbst gehört, Renie.«
    Sie nickte abermals und merkte dabei, daß sie ihre Zähne so fest zusammengebissen hatte, daß ihr der Kiefer weh tat. Sie ließ locker. Sie hatte bis vor kurzem noch zwischen den Bäumen hindurch immer wieder Blicke auf den Sonnenuntergang erhascht und vertraute eigentlich darauf, daß sie tatsächlich nach Westen flogen, aber sie brauchte etwas, worüber sie sich Sorgen machen konnte, und ob sie in der richtigen Richtung flogen oder nicht, war – im Gegensatz zu ihren vielen anderen Schwierigkeiten – ein nachgerade lösbares Problem.
    Während sie durch den Abend sausten, faßte sie immerhin soviel Zutrauen, daß sie beinahe das Schauspiel genießen konnte. Einmal strichen sie an einem hochhausgroßen Eichhörnchen vorbei, das ihnen ein riesiges, feuchtes braunes Auge zuwandte. Andere Insekten, ein großer Nachtfalter und ein paar Mücken, in eigenen Geschäften unterwegs, zogen uninteressiert an dem Käfer vorbei wie gelangweilte Pendler, die auf einem Vorortbahnsteig hin- und hergehen. Der Nachtfalter war in dieser Größe wunderschön mit seinem flauschigen grauen Pelz und seinen Facettenaugen, die wie Kuppeln aus dunklen Spiegeln aussahen.
    Die Entfernung zwischen den Bäumen war größer geworden, so daß es jetzt von einem gigantischen Stamm zum anderen eine Viertelminute und mehr dauerte. Nebelschwaden stiegen vom Boden auf, ringelten sich um die Äste und trübten die Sicht, doch bevor Renie auch dies noch ihrer Liste von Sorgen hinzufügen konnte, hatten sie den Wald plötzlich hinter sich gelassen. Ein Streifen Strand huschte vorbei, dann lag nur noch graugrünes Wasser unter ihnen.
    »Der Fluß! Wir sind da!« Sie traute sich nicht, die Hände zum Klatschen vom Rad zu nehmen, deshalb hüpfte sie auf ihrem gepolsterten Sitz auf und nieder.
    »Das hast du gut gemacht, Renie«, sagte !Xabbu . »Sollen wir nach den anderen suchen?«
    »Wir können’s probieren. Aber ich bezweifle, daß wir sie finden. Möglicherweise sind sie zurück aufs Boot gegangen und weiter flußabwärts gefahren.« Sie legte den Käfer schräg und beschrieb damit einen langen, weiten Bogen. Er flog nicht annähernd so elegant wie die Libelle, die eine größere Spannweite hatte, und er ruckelte, als jetzt der Wind aus einer anderen Richtung blies, aber sie war die Kehre vorsichtig angegangen, so daß sie den kleinen Flieger wieder aufrichten und auf einen Kurs längs des Flusses bringen konnte. Auch wenn diese virtuellen Flugzeuge für Wissenschaftler und nicht für professionelle Piloten konzipiert waren, war sie dennoch stolz auf sich.
    Sie flog ein paar

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