Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
gegen einen von Res Tempelwächtern.
    Fredericks schien seine Gedanken gelesen zu haben. »Diese Viecher sind voll schlotter.«
    »Pah!« sagte jemand. »Alles Scheiße – ein Kaspertheater für Schwachköpfe.«
    Es dauerte etwas, bis Orlando den jungen Mann erkannte, der ihnen vorher als Wassili vorgestellt worden war. Außer der leicht verwegenen Art, in der er seine dunklen Haare zurückgekämmt hatte, und der gockelhaften Pose sah sein ägyptischer Sim wie viele andere in dem großen Saal aus.
    »Nämlich was?«
    »Dies hier.« Wassili machte eine ausladende Geste, die ganz Ägypten oder vielleicht sogar das ganze Netzwerk einbegriff. Als sich Orlando und Fredericks wieder in Bewegung setzten, schloß er sich ihnen an. »Dieser ganze alte Quatsch. Pharaonen, Tempel, Pyramiden. Scheiße und Gottlosigkeit.«
    Ein Blick auf die Unmenge von tierköpfigen Gottheiten überall bestärkte Orlando in dem Gefühl, daß Gottlosigkeit hier kaum das Problem war – es waren eher zuviel als zuwenig Götter vertreten –, aber er sagte nichts; etwas an dem jungen Mann machte ihn nervös. Fredericks jedoch musterte ihren neuen Begleiter recht interessiert, was Orlando einen Stich versetzte, der sich wie Eifersucht anfühlte. »Was würdest du denn mit so einem Netzwerk anfangen?« fragte er nicht zuletzt, um seine Verwirrung zu verbergen.
    Wassili blickte ihn finster an und haschte dann einen der Bösen Bande aus der Luft, der auf einem Aufklärungsflug in die Nähe seines Kopfes gekommen war. Er betrachtete das Äffchen kurz und warf es dann mit einer Verächtlichkeit weg, die Orlando ärgerte. »Etwas Besseres als das hier«, antwortete der junge Russe, während der abgeschmetterte Affe auf Fredericks’ Schulter zurückflatterte und dabei schrill und empört in einer Sprache schimpfte, die Orlando nicht verstand. »Etwas, das die wahre Herrlichkeit unseres Herrn zeigen würde, nicht diesen Scheißdreck hier. Ägypten ist nichts, die reine Platzverschwendung.« Seine finstere Miene hellte sich etwas auf, als eine Frau mit dem Kopf eines Vogels, die sorgenvoll auf eine Gruppe weißgewandeter Priester einredete, an ihnen vorbeiging. »Warum steht ein Storch auf einem Bein?«
    Orlando war verdutzt. »Häh?«
    »Das ist eine Scherzfrage, Mensch. Warum steht ein Storch auf einem Bein?« Wassili wedelte ungeduldig mit den Fingern. »Gibst du auf? Weil, wenn er es hochheben täte, würde er umfallen!« Er prustete vor Lachen.
    Fredericks lachte mit, was in Orlando eine weitere kleine Eifersuchtsbombe zündete, doch der innere Aufruhr legte sich etwas, als Fredericks sich herüberbeugte und ihm ins Ohr flüsterte: »Ist der vielleicht scännig!«
    Wassili hob einen kleinen Stein auf und fing an, ihn hoch in die Luft zu werfen und erst mit der einen, dann mit der anderen Hand aufzufangen; nach einer Weile fing er ihn hinter dem Rücken, wozu er mitten im Tempel stehenblieb und andere dadurch nötigte, ihm auszuweichen. Orlando hatte nicht vor, auf ihn zu warten, und kurz darauf kam Fredericks nach, aber Wassili, der völlig in seinem Spiel aufging, schien das nichts auszumachen. Orlando überlegte, wie alt Wassili in Wirklichkeit sein mochte und in was für Verbrechen er wohl verwickelt gewesen war. Er hatte gehört, daß einige der russischen Banden Kinder vorschickten, die nicht älter als zehn oder elf waren.
    Bonnie Mae Simpkins wartete mit dem Kleinmädchensim der Frau namens Kimi auf sie. Sie fragte, ob sie Wassili gesehen hätten.
    »Da drüben.« Orlando deutete mit dem Daumen. »Er spielt mit einem Stein.«
    Auf Missus Simpkins’ Stirn bildeten sich imposante Faltenwülste. »Dann werde ich ihn holen müssen, nehm ich mal an – die Männer wollen, daß er ihnen hilft. Ihr sollt auch kommen, Jungs, alle beide.«
    »Helfen wobei?«
    »Mit dem Gateway. Nandi versucht rauszufinden, ob seine Idee hinhaut.« Sie deutete auf die hinterste Ecke am Ende der Wand. »Geht schon mal los, zu der Tür da hinten. Sie warten auf euch. Aber ihr Affen nicht«, erklärte sie der Bösen Bande, die flatternd und schnatternd protestierte. »Ihr kommt mit mir und seht zu, daß ihr nicht im Weg umgeht.« Ihr strenger Blick zog selbst die widerspenstigsten Affen an wie ein Magnet. Sobald die gelben Winzlinge auf ihren Schultern saßen, setzte sie sich in Bewegung, doch dann drehte sie sich noch einmal um. »Paßt auf euch auf«, sagte sie ernst und blickte dabei Orlando an.
    »Ich hab echt kein gutes Gefühl bei der ganzen Geschichte, Gardiner«,

Weitere Kostenlose Bücher