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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sie über dem Rauschen in seinen Ohren nicht verstehen. Seine Finger waren so leblos, als wären sie aus Holz geschnitzt. Der Hörer entglitt seinem Griff und polterte auf den Betonfußboden.

Kapitel
Warten auf den Exodus
    NETFEED/UNTERHALTUNG:
    »Concrete« kommt wieder
    (Bild: Explosionen)
    Off-Stimme: Nachdem die beliebte lineare Serie »Concrete Sun« erst vor wenigen Wochen ausgelaufen ist, wird sie bereits in eine Musikkomödie umgeschrieben. Für die Eröffnung des neuen Theaters im Disney Gigaplex, das derzeit in Monte Carlo fertiggestellt wird, wollen die Autoren Chaim Bendix und Jellifer Spradlin eine Bühnenfassung erarbeiten.
    (Bild: Spradlin vor einer Szene mit einem Mann, der einen Hund in einen in der Luft stehenden Helikopter wirft)
    Spradlin: »Es ist alles drin – Ärzte in Nöten, Haustiere, Krankheiten. Was soll da noch zu einem großartigen Musical fehlen?«
     
     
    > Während Orlando darauf wartete, daß die Erwachsenen beschlossen, was ihrer Meinung nach getan werden sollte, merkte er, daß er sich schon lange nicht mehr so sehr wie ein Teenager gefühlt hatte. Er war müde – völlig fertig –, aber zu nervös, um zu schlafen, und das untätige Herumsitzen langweilte ihn. Mit einem besorgten Fredericks im Gefolge brach er zu einem langsamen Rundgang durch den Tempel des Re auf.
    Die Böse Bande wollte selbstverständlich mitkommen. Nach langwierigen Verhandlungen, die immer wieder von dem vielstimmigen schrillen Schrei »Doof, doof!« unterbrochen wurden, rang Orlando ihnen schließlich das Zugeständnis ab, daß sie die ganze Zeit über auf ihm oder Fredericks sitzenbleiben würden.
    Normale Sterbliche wären bei einer Besichtigung des Tempels aus dem Staunen nicht herausgekommen – allein die unglaublich hohen ungestützten Steindecken, unter denen man Skywalker-Jets wie Klafterholz hätte stapeln können, waren nur in einer virtuellen Welt denkbar –, aber Orlando und Fredericks waren alte Hasen in Online-Fantasywelten, und das nicht erst, seit es sie in das Otherlandnetzwerk verschlagen hatte: Sie warfen kaum einen Blick auf die von Leben durchströmten magischen Reliefs, auf die sprechenden Statuen, die kryptische Weisheiten von sich gaben, nicht einmal auf die Vielzahl von Göttern und Göttinnen mit und ohne Tierkopf, die durch den riesigen belagerten Tempel irrten und offenbar genauso unsicher und beklommen waren wie die zwei Jugendlichen.
    Als die beiden sich von einem Fakir abwandten, der zwei Schlangen aus rotem und blauem Feuer geschaffen und sie dann vor einer Gruppe gespannt zuschauender Kinder aufeinander losgelassen hatte, beschwerte die Böse Bande sich lautstark darüber, überhaupt keinen Spaß zu haben. Die Affen hielten sich zwar an die Abmachung und blieben weiterhin relativ still auf Orlando und Fredericks sitzen, aber sie wurden allmählich unruhig.
    Eine große Menge hatte sich um Upuauts Thron in der Mitte des Saales versammelt, und Orlando zog es dorthin. Priester in weißen Gewändern knieten vor dem Wolfgott und vollzogen irgendein Ritual, bei dem sie psalmodierend mit den Köpfen auf die Steinplatten schlugen; Upuaut ignorierte sie und starrte mit dem Ausdruck eines weltmüden Philosophen in die Luft. Einige aus dem Gedränge um den Thron riefen ihm zu und wollten wissen, was getan werde, um sie vor dem Angriff zu schützen, mit dem alle fest zu rechnen schienen, doch der Wolf beherrschte mittlerweile die Pose himmlischer Königswürde, wenn sonst nichts; ihre Schreie blieben unbeantwortet.
    Orlando führte Fredericks gerade zu einem Platz zwischen einem Mann mit nacktem Oberkörper, der ein Kind auf den Schultern trug, und einer kleineren Schutzgottheit mit dem Kopf einer Gans, als jemand ihn am Arm faßte. Er drehte sich um und erblickte Bonnie Mae Simpkins.
    »Kein Wort zu dem Wolf da«, ermahnte sie ihn leise. »Der hat uns allen schon genug Ärger eingebrockt. Weiß der Himmel, was er als nächstes anstellt.«
    »Wer sind diese Priester?« fragte Orlando. »Sind es seine?«
    »Sie gehören zum Tempel, nehm ich mal an.« Sie verzog das Gesicht aus Abscheu davor, heidnische Gebräuche erörtern zu müssen. »Es sind Priester des Re. Das erkennst du an den goldenen Scheiben …«
    »Aber wenn das hier Res Tempel ist, wo ist dann Re? Ist er nicht der … der Oberste hier? In Ägypten, meine ich?«
    »Re?« Sie schüttelte den Kopf. »Das war mal, aber jetzt hat er sich quasi zur Ruhe gesetzt. Ungefähr so, wie sie’s in der Mafia machen, nehm ich mal an,

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