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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Joseph Sulaweyo sah ein, daß er jetzt eigentlich den Van erwähnen mußte, aber wußte nicht, wie er das machen sollte, ohne daß er Del Ray einen Grund gab, darüber herzuziehen, was für ein alter Idiot er doch sei. »Ich weiß nich«, sagte er schließlich. »Aber mir gefällt das nich.«
     
    Sie wendeten Gilberts alten Wagen an der breiten Stelle vor dem Tor und fuhren ein paar hundert Meter zurück. Del Ray fand einen Platz, wo das Buschwerk am Rand hoch war, und obwohl die immer rutschiger und holpriger werdende Fahrt und die häßlichen Kratzgeräusche am Fahrgestell darauf hindeuteten, daß das Zurückkommen auf die Straße schwieriger werden würde, als das Herunterkommen gewesen war, versteckten sie ihn dort, bevor sie wieder bergauf gingen. Als das Abendlicht schwand, kühlte sich die Gebirgsluft rasch ab, und Joseph zitterte auf ihrem Rückweg über das unwegsame Gelände und wünschte sich, er hätte sich wärmere Sachen mitgenommen. Anfangs hatte er sich mit den schlenkernden Plastikflaschen im Hemd wie ein Guerillakämpfer mit umgebundenen Granaten gefühlt. Jetzt waren die Flaschen bloß noch schwer.
    Obwohl es rasch dunkel wurde, suchten sie sich eine von der Straße und dem Tor entfernte Stelle aus, um über den Zaun zu klettern. Del Ray drückte den Bandstacheldraht hoch, so daß er beim Drübersteigen nur ein paar Risse in seine ohnehin arg mitgenommenen Sachen bekam, aber der festgeklemmte Stock rutschte heraus, als Joseph gerade sein Bein nachzog, und er stürzte kopfüber vom Zaun und verfluchte Del Ray für seine Unfähigkeit. Die Wunden waren schmerzhaft, aber nicht tief, und die Plastikflaschen hatten den Aufprall unbeschadet überstanden, so daß Joseph es schließlich für zumutbar hielt, weiterzugehen. Er setzte eine Leidensmiene auf und humpelte hinter Del Ray den Hang hinauf, auf das riesige Eingangstor der Basis zu.
    Das Gebüsch war niedrig, und Del Ray meinte, sie sollten sich lieber ducken und auf den Knien kriechen. Nach Josephs Ansicht konnte nur einer, der zuviel Netzkrimis guckte, auf so einen Blödsinn kommen, aber der jüngere Mann bestand darauf. Es war kalt und unbequem, und da Del Ray sich weigerte, die Taschenlampe anzuknipsen, die er mitgenommen hatte, waren sie fast so lange damit beschäftigt, aus Gräben voll Dornensträuchern zu klettern oder unerklimmbare Felsen zu umkrabbeln, wie mit dem Vorwärtskommen. Als sie endlich eine Stelle erreicht hatten, von der aus sie den Eingang sehen konnten, waren sie beide zerkratzt und außer Atem. Josephs Drang, Del Rays sturem Schädel eine Kopfnuß zu verpassen, wurde von dem breiten Lichtfleck auf der Felswand und dem Geräusch von Stimmen im Keim erstickt.
    Als er das vor dem wuchtigen Tor parkende Fahrzeug sah, war er tatsächlich im ersten Moment erleichtert, daß es kein schwarzer Van war. Der Lastwagen, der dort mit herabhängender Ladeklappe stand, war größer und mit dicken grauen Panzerplatten verkleidet, die ihm das primitive Aussehen eines Safarilasters gaben. Ein Scheinwerfer auf dem Dach des Fahrerhauses strahlte die Betonplatte an, die den Gebirgsstützpunkt versperrte. Drei Männer, die lange schwarze Schatten warfen, standen mit hochgezogenen Schultern vor dem Schaltkasten. Zwei weitere saßen hinten auf der Ladefläche des Lasters und rauchten. Die Gesichter dieser beiden waren schwer zu erkennen, aber einer hatte ein großes, häßlich aussehendes Automatikgewehr im Schoß liegen.
    Joseph blickte Del Ray an und hatte die unwirkliche, traumartige Hoffnung, der andere möge etwas sagen und dadurch alles normal und selbstverständlich machen, doch Del Rays Augen waren schreckensweit. Er packte Joseph schmerzhaft fest am Arm und zog ihn aus der unmittelbaren Nähe des bulligen grauen Lasters fort.
    Sie hielten fünfzig Meter weiter unten an, jetzt alle beide noch heftiger keuchend.
    »Das sind sie!« flüsterte Del Ray, als er wieder zu Atem gekommen war. »Oh, lieber Gott! Das ist dieser verdammte Bure, der Kerl, der mein Haus niedergebrannt hat!«
    Joseph setzte sich auf den Boden und pumpte Luft in seine Lungen. Ihm fiel nichts ein, was er sagen sollte, und so überlegte er gar nicht erst. Er holte die angebrochene Flasche Wein aus seinem Hemd und nahm einen langen Schluck. Seltsamerweise fühlte er sich danach kein bißchen besser.
    »Wir müssen hier weg! Das sind Mörder! Die reißen uns nur zum Spaß den Kopf ab!«
    »Geht nich«, sagte Joseph. Es klang nicht einmal wie seine eigene Stimme.
    »Was soll

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