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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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bedeutungslos und würde bedeutungslos bleiben, solange er nicht dranging, und er sah keine Veranlassung, das zu tun.
    Das Fon klingelte weiter, manchmal in Abständen von nur zwei Stunden, manchmal nach einer Schweigephase von acht, einmal sogar zehn Stunden – immer dasselbe Fon, immer in demselben sturen Fünfminutentakt. Wenn es bloß Gear war, entschied Jeremiah, bloß mechanisch, dann mußte eine derart gezielte Aggression der Selbstwähler des Teufels persönlich sein. Und wenn nicht?
    So sehr er auch grübelte, er kam auf nichts Gutes, das hinter den Anrufen stehen konnte. Wollte vielleicht jemand vom E-Werk oder der Telekom herausfinden, warum ein stillgelegter Stützpunkt mehr Energie abzapfte als die ganzen Jahre vorher? Oder drohte noch größere Gefahr von denselben unbekannten Verbrechern, die Susan so übel zugerichtet und Renies Haus angezündet und weiß Gott was noch alles getan hatten? Es war ausgeschlossen, daß jemand, den sie kannten, ihren Aufenthalt an diesem Ort auch nur vermutete, und damit gab es nicht den geringsten Grund zu reagieren, so daß er die Sache eigentlich leichtnehmen konnte. Dennoch, das ständige Klingeln war nervtötend. Er versuchte den Läutmechanismus zu deaktivieren, aber das altertümliche Gerät hatte keinen externen Regler. Ein Versuch, das gesamte Fon von der Säule zu entfernen, verlief ebenso fruchtlos: Er quälte sich den halben Nachmittag mit den klemmenden Schrauben ab und schrammte sich nur die Knöchel auf, bis er in einem Wutanfall mit dem untauglichen Schraubenschlüssel auf den Apparat eindrosch, wovon zwar die Schichten graugrüner Farbe abblätterten, aber der schwere Stahlmantel nicht einmal eine Delle bekam.
    Es hörte nicht auf. Das Fon klingelte jeden Tag, meistens mehrmals am Tag, und jedesmal, wenn das geschah, erschrak er. Manchmal riß ihn der Ton aus dem Schlaf, obwohl er inzwischen auf der anderen Seite des unterirdischen Stützpunkts schlief, wo er vollkommen abgeschottet war. Aber am Ende der ersten Woche hörte er es trotzdem, selbst im Traum. Es klingelte und klingelte und klingelte.
     
     
    > »Mann, warst du lange weg. Haste bloß eine Flasche Wein besorgt?« Joseph schob die Tüte herunter und beäugte das Etikett. Wenigstens hatte Del Ray ihm Mountain Rose besorgt, wie bestellt. Das Zeug mochte schmecken wie Katzenpisse, aber auf die Wirkung war Verlaß.
    »Kannst du alles haben. Ich trinke keinen Wein«, sagte Del Ray. »Jedenfalls nicht die Sorte Wein, die sie hier in der Gegend verkaufen. Ich habe mir ein Bier mitgebracht.« Er hielt eine Flasche Steenlager hoch.
    »Red Elephant hättste dir holen sollen.« Joseph setzte die Plastikflasche an und nahm einen satten Schluck. »Das is’n gutes Bier.« Er hockte sich mit dem Rücken zur Wand auf den Fußboden, ohne sich um die Ölflecken zu kümmern, die seine Hose bekam. Vor einer Stunde war er sich noch sicher gewesen, daß ihm eine Kugel blühte, kein Wein, und von daher war er in ausgezeichneter Stimmung. Er hatte Renies Verflossenem sogar verziehen, daß er ihn entführt hatte, obwohl er nicht ganz von der Idee abgekommen war, ihm ordentlich eine in die Fresse zu geben, nur so aus Prinzip, damit er sich merkte, daß man sich lieber nicht mit Long Joseph Sulaweyo anlegte. Aber nicht solange dieser Chiume noch den Revolver in der Tasche hatte. »Und wozu soll nu dieser ganze Quatsch hier gut sein?« fragte Joseph und leckte sich die Lippen. »Wieso rennste mit ’ner Knarre rum wie irgend’n Pinetowner Zuhälter?«
    Del Ray, der gerade einmal den ersten Schluck von seinem Bier getrunken hatte, zog ein finsteres Gesicht. »Weil es Leute gibt, die mich umbringen wollen. Wo steckt Renie?«
    »Nee!« Diesmal hatte Joseph das Recht auf seiner Seite, da war er sich ganz sicher. Das war ein neues Gefühl für ihn, und er hatte vor, es auszukosten. »Du kannst nich ankommen und mich mit roher Gewalt kidnappen und dann erwarten, daß ich deine ganzen Fragen beantworte.«
    »Vergiß nicht, daß ich immer noch den Revolver habe.«
    Long Joseph winkte wegwerfend ab. Der Knabe konnte ihm nichts mehr vormachen. »Dann schieß doch. Aber wenn du nich schießt, dann erzähl mir lieber, wieso du auf der Straße über harmlose, rechtschaffene Bürger herfällst.«
    Del Ray verdrehte die Augen, aber schluckte die bissige Bemerkung hinunter. »Daran ist deine Tochter schuld, und wenn sie dir nichts davon erzählt hat, dann tu ich es jetzt. Sie ist damit schließlich zu mir gekommen. Ich hatte

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