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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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davon hatte Fäuste so groß wie dein Kopf, der bulligste, häßlichste Bure, den du je gesehen hast. Ein Gesicht wie ein Sack voll Steine. Und weißt du, was sie gesagt haben? Wenn ich nicht mache, was sie wollen, haben sie gesagt, würden sie meine Frau erst vergewaltigen und dann umbringen, vor meinen Augen.« Del Ray brach auf einmal in Tränen aus.
    Long Joseph war ratlos – was machte man mit einem weinenden Mann, der einen Revolver in der Hand hielt? Davon abgesehen, was machte man überhaupt mit einem weinenden Mann? »Wieso ham die sowas machen wollen?« fragte er beinahe freundlich. »Weswegen ham die dich auf’m Kieker gehabt?«
    Del Ray blickte jäh auf; in seinen Augen brannte ein irres Feuer. »Wegen deiner Tochter, deswegen! Weil Renie mich in was reingezogen hat, wovon ich gar nichts wissen wollte, und jetzt hat mich meine Frau verlassen, und … und …« Die Tränen kamen wieder. Er sank zu Boden und setzte sich mit ausgestreckten Beinen hin wie ein hingeplumpstes Kleinkind. Der Revolver lag zwischen seinen Knien.
    »Und jetzt willste mich erschießen?« fragte Long Joseph. »Die ganze Zeit haste vorm Krankenhaus gewartet, um mich zu erschießen?« Er überlegte einen Moment. »Oder haste Renie erschießen wollen?«
    »Nein, nein.« Wieder wischte sich Del Ray sein schweißglänzendes Gesicht mit dem Ärmel ab. »Nein, ich muß mit Renie reden. Sie muß diesen Leuten sagen, was sie wissen wollen, damit ich mich nicht länger zu verstecken brauche.«
    Joseph schüttelte den Kopf; mit dieser Logik kam er nicht mit. »Ich kann Renie gar nix sagen. Sie is nich hier. Ich hab bloß meinen Sohn besuchen wollen, und genau das werd ich auch tun. Falls du mich nich doch noch erschießt.« Er riskierte ein spöttisches Grinsen – wenn er sich recht erinnerte, hatte er diesen großmäuligen Kerl nie besonders leiden können und keinen Zweifel an seiner Genugtuung gelassen, als Renie ihn endlich los war.
    Del Rays Hand fuhr hoch, die Pistole wieder umklammert, und das erschreckend große schwarze Loch zeigte genau auf Long Josephs Gesicht.
    »Du spinnst wirklich«, sagte Del Ray. »Du weißt nicht, was du für ein Glück hast, daß ich dich zuerst erwischt habe. Meine Brüder und ich halten seit vielen Tagen die Augen nach dir oder Renie offen, aber wenn ich vor diesem Krankenhaus Wache stehen kann, dann können das die Killer schon lange. Glaubst du im Ernst, du könntest da einfach reinmarschieren und deinen Sohn besuchen, ohne daß die das erfahren? Diese Kerle werden dich nicht bloß umbringen, Alter, erst foltern sie dich, damit sie deine Tochter kriegen – und dann überleg mal, was sie mit ihr anstellen werden.«
    Joseph runzelte die Stirn. »Ich kapier das alles nich. Hört sich für mich wie der reine Blödsinn an, noch blödsinniger als das Zeug, das Renie verzapft.« Er kniff die Augen zusammen und versuchte sich an die Zeit zu erinnern, als er noch mit jemand reden und sich verständlich machen konnte und der ihn seinerseits auch verstand. Es schien Jahre her zu sein. »Tu dies Ding weg, Mann. Erzähl mir einfach, was passiert is.«
    Del Ray starrte ihn an, dann blickte er auf seinen ausgestreckten Arm und den in seiner Faust zitternden Revolver. Er steckte die Waffe in seine Manteltasche.
    »Sehr gut«, sagte Joseph. »Schon viel besser. Und jetzt erzähl mir, was mit dir los is.« Er sah sich in dem schlecht beleuchteten Raum um und fixierte dann Del Ray Chiumes angespanntes, verschwitztes Gesicht. »Sag mal, können wir nich irgendwo hingehen? Ich bräuchte echt was zu trinken.«
     
     
    > Es war nicht gut, zuviel nachzudenken, mußte Jeremiah feststellen.
    Wenn man mit niemandem reden konnte als mit sich selbst und nirgends hingehen konnte als immer in dieselben hallenden Räume, wenn man keine Sonne zu sehen bekam und die Radiostimmen einem von einer Welt vorbrabbelten, die nichts mit einem zu tun hatte, bis man schließlich am liebsten gebrüllt hätte, wenn man ansonsten kaum etwas anderes hörte als die Atemzüge und elektronisch verstärkten Herzschläge zweier Leute, die dich de facto irgendwo in der Fremde hatten sitzen lassen, dann war es nicht geraten, sich allzu viele Gedanken zu machen.
    In all den Jahren, die er für die Van Bleecks gearbeitet hatte, erst für beide, den Herrn und die Frau Doktor, aber sehr viel länger für die verwitwete Susan allein, hatte es Zeiten gegeben, in denen Jeremiah Dako gedacht hatte: Ich würde alles, was ich habe, für ein bißchen Zeit zum

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