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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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heiter. »Du weißt nicht, was du redest, Junge. Erstens kannst du nicht mal um die Ecke gehen, ohne daß dein Freund dich stützt. Zweitens wird es in einer Stunde dunkel, und wenn du dann da draußen rumläufst, wirst du in Stücke gerissen. In dieser Löwengrube kannst du nicht den Daniel spielen.«
    »In Stücke gerissen?«
    »Sag du’s ihm«, forderte sie Fredericks auf. »Widerreden kann ich zur Zeit einfach nicht verknusen.« Sie verschränkte die Arme über ihrer breiten Brust.
    »Hier … hier ist irgendwie Krieg oder so«, sagte Fredericks. »Bei Nacht ist es draußen nicht sehr sicher.«
    »Nicht sehr sicher?« schnaubte die Frau. »Der Herrgott hat dir die Gabe der Untertreibung in wahrhaft erstaunlichem Maß verliehen, junger Freund. Die Straßen von Abydos sind voll von Greueln, und das ist gewißlich wahr. Kreaturen mit den Köpfen von Geiern und Bienen, Männer und Frauen, die Blitze schleudern und in fliegenden Schiffen fahren, Skorpione mit menschlichen Händen, Ungeheuer, wie du sie dir nicht mal vorstellen kannst. Da draußen geht’s zu wie in der Endzeit, wie in der Offenbarung Johannis, wenn der liebe Gott mir mal nachsieht, daß ich sowas von einem Ort sage, der eigentlich nichts weiter ist als eine armselige Kopie seiner Welt, nichts weiter als das Werk sündiger Menschen.« Sie fixierte Orlando mit einem glasharten Blick. »Hinzu kommt, daß dieser ganze Irrsinn, soweit ich das sehe, deine Schuld ist, Junge.«
    »Was?« Orlando wandte sich Fredericks zu, aber der zuckte nur mit den Achseln und schaute verlegen. »Was soll das nun schon wieder heißen?«
    »Na ja«, erwiderte sein Freund. »Erinnerst du dich noch an Upadupa? Den Kerl mit dem Wolfskopf? Anscheinend hat er hier ’ne Revolution angezettelt.«
    »Osiris ist zur Zeit nicht da, aber seine Stellvertreter Tefi und Mewat sind gehässige Schweinehunde«, erklärte Missus Simpkins. »Sie werden alles dransetzen, die Sache wieder hinzubügeln, bevor ihr Boß zurückkommt, und für Bestien wie sie heißt das im Klartext: Folter und Morde bis zum Gehtnichtmehr – wobei sie mit beidem ohnehin noch nie kleinlich gewesen sind. Also erzähl du mir nicht, was du tun oder nicht tun willst, Junge.«
    Orlando war einen Moment lang stumm vor Entsetzen und versuchte, aus alledem schlau zu werden. Das Licht auf der Wand gegenüber hatte bereits einen dunkleren Ton, die Schatten krochen langsam die weiße Fläche empor, und während die Worte der Frau noch in ihm nachhallten, spürte er beinahe den angehaltenen Atem einer Stadt, die ängstlich auf den Einbruch der Dunkelheit wartete. »Und … und was sollen wir jetzt tun? Was ist deine Rolle in dem Ganzen … Ma’am?«
    Missus Simpkins grunzte zum Zeichen ihrer Genugtuung über einen respektvolleren Orlando. »Was meine Rolle ist, Junge, das ist noch nicht für deine Ohren bestimmt, aber daß du durch das Viertel der Pyramidenbauer getrampelt kommst, die Feder der Ma’at so fest in der Hand, als ob sie dein letzter Halt im Leben wäre, dafür hätte ich gern eine Erklärung.«
    »Woher … kennst du sie?«
    »Wer stellt hier die Fragen, Junge?« Sie funkelte ihn grimmig an. Orlando war überzeugt, daß sie zwischen ihren Augenbrauen eine Walnuß knacken konnte, wenn sie wollte. »Ich kenne sie nicht bloß, mein Mann Terence hat in den Kerkern des Osiris sein Leben gelassen, um ihre Geheimnisse zu bewahren, und acht weitere von meinen Freunden sind ebenfalls dort umgekommen. Vielleicht verstehst du jetzt, daß mein Geduldsfaden in dieser Sache ein bißchen kurz ist. Und jetzt red mit mir!«
    Orlando holte tief Luft. Der Selbsterhaltungsinstinkt riet ihm dringend ab, noch eine weitere Frage zu stellen, aber er lebte schon zu lange mit dem Todesurteil, um sich leicht einschüchtern zu lassen. »Sag mir bloß noch, wer deine Freunde sind, bitte! Warum seid ihr hier?«
    Bonita Mae Simpkins atmete ihrerseits tief ein. »Ich bete um Geduld, Junge.« Sie schloß die Augen, als meinte sie das ganz wörtlich. »Wir sind Der Kreis, junger Mann, und wir werden jeden einzelnen von diesen Sündern und falschen Göttern mit dem Expreßfahrstuhl in die Hölle befördern. Und jetzt fang endlich an zu reden.«

Kapitel
Heikle Bodenverhältnisse
    NETFEED/INTERAKTIV:
    IEN, Hr. 4 (Eu, NAm) – »Backstab« (»Dolchstoß«)
    (Bild: Kennedy im Kampf mit einem Krokodil)
    Off-Stimme: Stabbak (Carolus Kennedy) und Shi Na (Wendy Yohira) müssen sich auf der Suche nach einer chemischen Substanz, hinter der auch der

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