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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sterben sehen, und jetzt schwebten er und etliche andere Flüchtlinge anscheinend einfach deshalb in großer Gefahr, weil sie diesem ungeheuren Plan zufällig auf die Spur gekommen waren. Das Kind eines Mandantenpaares lag in einem mysteriösen Koma, das offenbar auf das Konto der Verschwörung ging. Eine andere Mandantin wurde von übernatürlichen Stimmen geleitet. Catur Ramsey hatte in letzter Zeit ziemlich viel verkraften müssen.
    Aber irgendwie kam ihm dies jetzt wie die bislang härteste Prüfung vor.
    Beim zehnten Klingeln schaltete sich der Antwortdienst ein. Angewidert von seiner Erleichterung darüber begann er, seine Mitteilung aufzusagen. Da nahm Orlandos Mutter den Anruf an.
    »Ramsey«, sagte sie mit einem steifen Nicken. »Herr Ramsey. Natürlich. Guten Tag.«
    Alle seine abstrakten Gedanken über Gefahr und Verlust wurden schlagartig von der Realität von Vivien Fennis Gardiner weggefegt. Wie brennender Raketentreibstoff Sellars’ Äußeres völlig entstellt hatte, so schien der Kummer in Orlandos Mutter eine ähnliche dunkle Alchimie bewirkt zu haben. Hinter den hohlen Augen und dem dick aufgetragenen Make-up – er konnte sich nicht erinnern, daß sie bei ihren früheren Gesprächen geschminkt gewesen war – verbarg sich ein grauenhafter Zustand.
    Er rang nach Worten. »Oh, Frau Fennis, ich kann dir nicht sagen, wie leid es mir tut.«
    »Wir haben deine Mitteilung erhalten. Danke für deine Gebete und guten Gedanken.« Ihre Stimme hätte die einer Schlafwandlerin sein können.
    »Ich … ich rufe an, weil ich sagen wollte, wie sehr ich es bedauert habe, daß ich nicht zu Orlandos Trauerfeier kommen konnte …«
    »Das verstehen wir, Herr Ramsey. Du bist ein vielbeschäftigter Mann.«
    »Nein!« Er schrie das Wort beinahe, aber selbst dieser unpassende Ausbruch löste keinerlei Reaktion bei ihr aus. »Nein, ich wollte sagen, das war nicht der Grund. Wirklich nicht.« Er merkte, daß er plötzlich ins Schwimmen geriet. Was konnte er ihr sagen, und sei es über eine sichere Leitung? Daß er befürchtet hatte, Agenten einer geheimen Verschwörung könnten ihn bis zu Sellars und den anderen zurückverfolgen? Er hatte ihr schon einmal wichtige Informationen vorenthalten, um nur ja ihren Kummer nicht zu vertiefen. Was konnte er ihr jetzt, wo das Schlimmste eingetreten war, noch sagen, was konnte sie jetzt noch interessieren?
    Wenigstens mit einem Teil der Wahrheit mußt du herausrücken, verdammt nochmal. Das bist du ihr schuldig.
    Sie wartete schweigend wie eine unbenutzte Marionette, die schlaff und leblos am Haken hängt, bis jemand kommt und wieder die Fäden zieht. »Ich … ich war mit den Nachforschungen beschäftigt, von denen ich dir erzählt hatte. Und … und ich bin definitiv einer Sache auf der Spur. Einer großen Sache. Und aus dem Grund … konnte ich …« Er fühlte plötzlich den Druck der Angst im Nacken. Wenn diese Gralsleute nicht davor zurückschreckten, Major Sorensen aus einem öffentlichen Restaurant zu verschleppen, dann hatten sie mit Sicherheit keine Skrupel, die Privatleitung von Orlandos Familie anzuzapfen. Was durfte er ihr sagen? Selbst wenn alles stimmte, was Sellars erzählte, wußten die Gralsverschwörer nicht unbedingt, wieviel Ramsey selbst herausbekommen hatte, wie tief er mittlerweile in der ganzen Sache drinsteckte. »Orlando … die ganzen Sachen, die er online gemacht hat…«
    »Oh«, sagte Vivien abrupt, und zum erstenmal zuckte eine Regung über die Kabukimaske ihres Gesichts. »Warst du es, der diese Männer geschickt hat?«
    »Was?«
    »Diese Männer. Die Männer, die kamen und baten, seine Dateien durchgehen zu dürfen. Ich glaube, sie sagten, sie seien staatliche Ermittler, die irgendwas wegen dem Tandagoresyndrom untersuchten. Das soll Orlando gehabt haben, meinten sie. Am Schluß.« Sie nickte ganz langsam. »Aber das war der Tag, nachdem Orlando … und Conrad war nochmal ins Krankenhaus gefahren … da habe ich nicht besonders aufgepaßt …« Ihr Gesicht erstarrte wieder. »Diesen Käfer von Orlando haben wir nie gefunden, diesen … Agenten. Vielleicht haben sie das Ding ja auch mitgenommen. Ich hoffe es sehr. Ich habe das kleine Schleichding nie ausstehen können.«
    »Moment mal, Vivien. Wie war das?« Der Druck in Ramseys Nacken fühlte sich auf einmal zentnerschwer an. »Irgendwelche Leute sind zu euch nach Hause gekommen? Und haben Orlandos Dateien durchsucht?«
    »Einer von ihnen hat mir seine Karte gegeben, glaube ich …« Sie sah sich

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