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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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schrie Florimel, während er sich zu entwirren versuchte. Erst hatte Paul keine Ahnung, was sie meinte, doch dann sah er, daß Martine ebenfalls nach hinten geflogen war und halb im Freien hing. Mit einem Bein und einem Arm hielt sie sich noch fest, während ihr linkes Bein nur Zentimeter über der Straße baumelte. Sie war so benommen, daß sie nicht einmal aufschrie.
    Paul krabbelte am Rand zu ihr hin, bekam aber bei dem ständigen Gehüpfe des Wagens Martines zappelnde Glieder nicht zu fassen. Florimel packte ihn, um ihn von hinten zu sichern, während er sich weiter hinauslehnte. T4b blickte sich erschrocken um, und als ob das Zugtier seine Unaufmerksamkeit spürte, lief es sofort ein wenig langsamer. Die hinterherjagende Schlange stieß ein schrilles Zischen aus und stieg erneut in die Höhe wie die gräßliche Galionsfigur eines Wikingerschiffes.
    Da schwang der Wagen abrupt nach rechts um eine enge Kurve am Hang. Paul, Florimel und Martine wurden allesamt nach außen geschleudert, Martine sogar ein Stück über die Seitenwand hinaus, so daß sie über der Schlucht in der Luft schwebte. Paul merkte, wie ihr Ärmel in seinen Fingern an den Nähten zu reißen begann, und gleichzeitig stieß jetzt der Drachenkopf nach ihnen, und das riesige Maul schnappte eine Handbreit neben Pauls Ohr zu.
    Paul zerrte Martine wieder in den Wagen hinein, ohne darauf Rücksicht nehmen zu können, daß sie mit der Schläfe an die Umrandung schlug. Abermals bäumte sich die Schlange auf, doch da rollte sie plötzlich mit einem erschrockenen Quietschen zur Seite und fiel zurück.
    Bei dem Anblick stemmte Paul sich auf die Knie hoch. Das Schwanzende der Schlange war in der letzten scharfen Kurve genau in dem Moment hinausgetragen worden, als das vordere Ende den tödlichen Stoß führen wollte. Der halbe Hinterleib des Ungetüms war schon unter großem Staubgewirbel den steilen Abhang hinuntergerutscht. Entgeistert sah Paul mit an, wie der wuchtige Kopf hin und her peitschte und dabei der Teil des Körpers, der sich noch auf der Bergstraße befand, festen Halt zu finden versuchte, doch der Zug nach unten war schon zu stark. Mit einem Kreischen wie von versagenden Bremsen stieß der Schädel mit seinen spiegelnden Kupferteilen noch einmal in ihre Richtung, dann flutschte das Monster über den Rand wie ein gezogenes Seil.
    Gleich darauf scholl ein lautes metallisches Krachen zu ihnen herauf, der Lärm eines abstürzenden Zuges.
    Paul sackte auf der Ladefläche zusammen. Martine und Florimel lagen hechelnd neben ihm. Der Wagen raste immer noch in voller Fahrt die sich windende Straße hinunter und schlingerte gefährlich in jeder Kurve.
    »Es ist weg!« rief er. »Javier, es ist weg! Mach jetzt langsam!«
    »Das Vieh blockt voll! Geht nicht langsamer!«
    Völlig ausgepumpt setzte Paul sich auf. Der junge Bursche zog so fest an den Zügeln, wie er konnte, doch obwohl das Zugtier die Gangart ein wenig verändert hatte, fegte es immer noch fast im Galopp den Berg hinunter.
    »Es kann nicht langsamer gehen«, ächzte Florimel hinter ihm. »Sonst wird es vom Wagen überrollt. Such die Bremse!«
    »Bremse? An ’nem Pferdewagen?«
    »Lieber Gott, natürlich!« Sie kroch an Paul vorbei und lehnte sich quer über T4bs Schoß. Sie packte irgend etwas und zog mit aller Kraft daran. Ein gequältes Knirschen ertönte, und die Räder blockierten kurz, dann rollten sie wieder, diesmal jedoch etwas langsamer.
    »Puh«, meinte Paul. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, daß du das wußtest.«
    Sie hatten immer noch ziemlich Fahrt, jetzt aber behielten alle vier Räder Kontakt mit dem Boden. Während der felsige Hang an ihnen vorbeisauste, krabbelten Paul, Martine und Florimel in die Mitte des Wagens zurück.
    »Alle wohlauf?« fragte Paul.
    Martine stöhnte. »An den Händen hat es mir fast die ganze Haut abgescheuert. Ansonsten werde ich’s überleben.«
    »He!« schrie T4b. »Wie wär’s mit ’nem Hit für den Fahrer?«
    »Was?« Florimel rieb sich ihre zerschundenen Knie. »Will er Drogen haben?«
    »’n Hit!« wiederholte T4b und lachte. »Na, ’n Bong oder so.«
    Paul, dem der Straßenslang wenigstens nicht völlig fremd war, verstand als erster. »Dank. Er fragt, ob wir uns nicht bei ihm bedanken möchten.«
    »Bedanken?« knurrte Florimel. »Ich würde ihm eine Tracht Prügel verabreichen, wenn ich nicht fürchten müßte, daß wir in den Abgrund stürzen.«
    T4b schmollte. »Hat dich keine Schlange nicht gefressen, äi. Was

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