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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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»Der Flußdurchgang am Ende dieser Simulation führt in ein sogenanntes ›Schattenland‹ – früher jedenfalls. Aber es sah so aus, als gäbe es einen zweiten Durchgang, den wir benutzen könnten, einen von denen, die meistens irgendwo in der Mitte einer Simulation sind.«
    »Und der bringt uns nach Ägypten?«
    »Ja, soweit ich das erkennen konnte. Ganz sicher kann ich es nicht sagen, weil ich einige der Statusanzeigen nicht entziffern konnte. Aber ich glaube, die Chancen stehen gut.«
    »He!« schrie da T4b. »Op an, äi!« Er war die Straße ein kurzes Stück bergan zurückgegangen und blickte auf etwas im dürren Gras. »’n Loch im Boden, aber mit so’m Rahmen drumrum, irgendwie. Sowas wie ’ne Schatzgrube oder so.«
    »Bleib hier, Javier«, rief Florimel ihm zu. »Das klingt nach einem Bergwerksschacht. Du könntest abstürzen.«
    »Und was jetzt?« fragte Paul. »Was meinst du, wo dieses andere Gateway ist?«
    Martine zuckte mit den Achseln. »Wenn diese Simwelt Dodge City heißt, dann denke ich mal, daß wir am besten in der gleichnamigen Stadt anfangen zu suchen.« Sie deutete in die Schlucht. »Wenn wir uns am Rand der Simulation befinden, dann müßte sie in der Richtung liegen. Könnt ihr irgendwas erkennen?«
    »Von hier aus nicht.« Paul wandte sich an Florimel. »Verstehst du was von Pferden? Falls dieses Ding da eines darstellen soll.«
    Sie bedachte ihn mit einem schiefen Lächeln. »Ich habe schon mit ein paar zu tun gehabt. Ein weiterer Vorteil einer Jugend in einer ländlichen Kommune. Wie wär’s, wenn ihr die Decken hinten reinwerft, dann haben wir etwas zum Draufsetzen.« Sie drehte sich zu T4b um, von dem über das hohe Gestrüpp hinweg nur der schwarze Schopf zu sehen war; sein Arm ging hoch und nieder, als winkte er jemandem zu. »Verdammt noch mal, Javier«, schrie sie die Straße hinunter, »wenn du da reinfällst und dir die Beine brichst, hol ich dich nicht wieder raus. Komm und hilf uns!«
    »Voll tief«, meinte T4b, als er gleich darauf wieder zu ihnen stieß. »Der Stein hat sowas wie ’ne Minute gebraucht, bis er unten war, äi.«
    »Herrje«, stöhnte Paul gereizt. »Können wir jetzt endlich los?«
    Sie kletterten auf den Wagen. Florimel hatte es in der Tat geschafft, daß das pferdeähnliche Wesen ihr gehorchte, auch wenn es, fand Paul, die übrigen Insassen eher mißtrauisch beäugte, als sie auf den Bock stieg und die Zügel ergriff. Als alle auf den harten Brettern Platz genommen hatten, schnalzte sie mit der Zunge, und das Tier setzte sich bergabwärts in Bewegung. Die leicht abschüssige Straße war schmal, und die Schlucht fiel zu ihrer Linken steil ab. Wenn sie dort abstürzten, würde es bis unten etliche Sekunden dauern, und so war Paul mit dem gemächlichen Trott des Tieres durchaus einverstanden.
    »Merkwürdig«, meinte Florimel nach einer Weile. »Es ist ein Flußtal, aber es sieht so … roh aus.« Tatsächlich schimmerten die rot, braun und orange gebänderten Wände der Schlucht wie frisches Fleisch. »So neu.«
    »Ich bin hier nie gewesen«, sagte Paul, »ich meine, in der wirklichen Welt, aber ich stimme Martine zu – ich glaube nicht, daß es in Kansas viele Berge gibt. T4b? Weißt du irgendwas darüber?«
    Der junge Bursche hinten im Wagen blickte auf. »Über was?«
    »Kansas.«
    »Ist ’ne Stadt oder so, nicht?«
    Paul seufzte.
    »Es ist wirklich neu«, sagte Martine. »Auf jeden Fall fühle ich so etwas in den geologischen Daten – ich kann es nicht besser ausdrücken. Als ob alles hier sich stark verändert hätte und sich weiter veränderte.« Sie runzelte die Stirn. »Was ist das für ein Klappern?«
    »Die miserable Federung an diesem Wagen vielleicht«, erwiderte Florimel säuerlich. »Übrigens ist dieses Geschöpf, das uns zieht, nicht gerade das, was ich mir unter einem uramerikanischen Tier vorstelle. Es erinnert mich ein wenig an …«
    »Fen-fen!« schrie T4b plötzlich und deutete den Hang hinauf. »Op an! Seht!«
    Als Paul sich nach hinten wandte, sah er eine ungeheure gleißende Gestalt aus dem Bergwerksschacht kommen. Im ersten Moment war sie nur ein langgezogenes Lichtergefunkel, dann schraubte sich der mächtige Kopf zu ihnen herum, der grelle Spiegeleffekt hörte auf, und auf einmal konnte Paul sie deutlich erkennen.
    »Gütiger Himmel«, sagte er. »Es ist eine Riesenschlange!«
    Aber das stimmte nicht ganz. Genau wie das Pferd war es eine bekannte und doch fremdartige Erscheinung. Als sich das Ungetüm weiter aus dem Schacht

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